Von Heiner Doerwald, Entwickler der Radsocke und Mitbegründer der Firma SYNCoDo, Heiner Doerwald Ramin Nassiri Hosseini GbR

Welche Voraussetzungen braucht man für die Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann/ Einzelhandelskauffrau?

Um eine Ausbildung zum „Kaufmann im Einzelhandel“ machen zu können, benötigt man die Hauptschul- oder Realschulreife nach deutschem Recht. Man kann auch ein bestehendes Studium, also das Abitur als Zugangsvorraussetzung nutzen um die Ausbildung zu beginnen. Somit wird einem Absolventen der Zugang zur Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel stark vereinfacht, da jeder Abschluss an den Ausbildungseinrichtungen anerkannt wird. Der menschliche Aspekt ist hierbei aber sehr viel wichtiger, als die Schul- oder Studiumsnoten: Man benötigt Geschick im Umgang mit Menschen, muss sich gut in neue Situationen einleben können, belastbar und flexibel sein. Viele Einzelhändler beginnen damit, Ihre Auszubildenden an einem Standort einzusetzen und nach kurzer Zeit im Einsatzgebiet zu streuen.

Zudem ist es wichtig, eine gute Kondition sowie viel Einfühlungsvermögen zu Menschen zu entwickeln um mit einem gefestigten Wortschatz und einer gewissen Schlagfertigkeit durch Kunden verursachte Verlegenheiten gut parieren zu können. Als persönlichsten Pluspunkt steht die Kommunikation unter den Kollegen im Vordergrund. Man sollte stets Respekt sowie einen höflichen Umgang und Achtung vor Führungspersönlichkeiten pflegen und wahren. „Gehe niemals zu deinem Fürst, wenn Du nicht gerufen wirst.“

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Ausbildung dauert im Regelfall 36 Monate und kann in Ausnahmefällen und sehr guten Noten um bis zu 6 Monate verkürzt werden. Wer ein Studium vorweisen kann, muss nach einem persönlichen Eignungstest und einem positiven Ergebnis das komplette 1. Jahr nicht absolvieren und beginnt seine Ausbildung im 2. Lehrjahr. Wer mehr als 7 Jahre im Bereich des Kaufmanns des Einzelhandels gearbeitet hat, kann nach der Anmeldung bei der IHK die Prüfung halbjährlich bei seiner zuständigen Handelskammer abschließen und sich danach „Kaufmann im Einzelhandel“ nennen.

Ablauf des Lehrganges?

Die Ausbildung ist in Blockunterricht unterteilt und findet im Wechsel mit den praktischen Lehreinheiten im Ausbildungsbetrieb statt. Die schulischen Prüfungen sind ähnlich wie die Prüfungen aus bekannten Schultagen und müssen gut vorbereitet nie schlechter als 5 absolviert werden. Jedes Halbjahr werden Zeugnisse ausgegeben, die mit in die Endnote eingehen. Am Ende der Schulzeit wird eine schriftliche Prüfung mit unterschiedlich vielen und schweren Inhalten geschrieben und 3 Monate später die mündliche Prüfung vor einem Prüfungskomitee absolviert. Hiernach endet normalerweise die Ausbildung, die nun mit der Auszeichnung zum „Kaufmann im Einzelhandel“  und/oder der Übernahme des Betriebes endet.

Vorteile der Ausbildung zum Kaufmann/ zur Kauffrau im Einzelhandel?

Das große Plus der Ausbildung ist die Verknüpfung von praktischem und theoretischem Wissen. Alles was man in der Schule lernt, z.B.: Rechnungswesen, Recht, Marketing etc. kann anschließend in den Betrieben umgesetzt werden. Natürlich sind auch das Wissen aus den betrieblichen Situationen sowie der Umgang mit den Menschen eine gute Hilfe für das erfolgreiche Absolvieren der Prüfungen in der Schule. Die Schule vermittelt viele Inhalte und bringt das Praktische im Zusammenspiel mit dem Theoretischen sehr gut zusammen. Die Ausbildungszeiten sind im Betrieb 8-10 Stunden, dafür in der Schule nur 6-7 Stunden. Da man nach der Ausbildung einen uneingeschränkten Abschluss erhält, fällt das Finden einer ausreichend bezahlten Stelle in Deutschland leicht. Sollte man zudem Fremdsprachenkenntnisse haben, wird der Absolvent sehr gerne im Ausland akzeptiert.

Nachteile der Ausbildung?

Der Nachteil der Ausbildung ist die Flexibilität, die man erbringen muss. Da der Einzelhandel mehr und mehr auf verlängerte Öffnungszeiten oder Sonntagsöffnungen setzt, bleiben die familienfreundlichen Zeiten meist auf der Strecke – so muss man früh aus dem Haus und kommt erst spät wieder heim. Zudem sind das lange Stehen und die hochfrequente Lautstärke durch Mensch und Maschine sehr nervenaufreibend. Ebenfalls sind Neid durch gelungene Abverkäufe keine Seltenheit und die Urlaubseinteilung meist schon am Anfang des Jahres zu leisten. Auch sind im Handel Kundenwunsch und Handlungsreichweite des Verkäufers häufig sehr stark voneinander entfernt, was zu hoher Kompromissbereitschaft seitens des Verkäufers führt, bei gelungenem Erfolg dann aber honoriert wird. Deshalb kann es leider vorkommen, dass der Auszubildende länger als es die Arbeitszeit sagt, im Betrieb verweilen muss.

Fazit

Die Ausbildung zum „Kaufmann im Einzelhandel“ bietet sehr viele Möglichkeiten, sei es die Übernahme des Ausbildungsbetriebes, der Umzug in ein anderes Bundesland oder die Ausreise aus Deutschland durch sehr gute Fremdsprachenkenntnisse. Der Absolvent ist Kaufmann und kann nach dessen Abschluss die Leitung von Klein- und Mittelstandunternehmen übernehmen. Zudem ist er befähigt, einen Handelsbetrieb zu eröffnen. Der „Kaufmann im Einzelhandel“ ist als dieser ein Hybrid und kann ständig und überall eingesetzt werden. Sein Verdienst bewegt sich in den Klassen von 1200€ – 1900€ brutto. Jeder, der diese Ausbildung beginnt, sollte sein Kollegium sowie seinem Chef vertrauen und Streitigkeiten schon im Keim ersticken. Ein absoluter Garant für eine gute Zusammenarbeit ist Pünktlichkeit, Ordnung und strukturiertes Handeln. Ein Augenmerk sollte auf die Beschaffenheit des Arbeitsplatzes gelegt werden: Ist der Betrieb im Keller(kein Sonnenlicht), ist die Straße vor dem Laden sehr laut oder die Kollegen sehr alt, kann das zu einer einseitigen, lauten und gesundheitsschädlichen Atmosphäre führen.

Ich bin über meine Wahl den Beruf des Kaufmanns im Einzelhandel auszuüben sehr glücklich und kann mir durch das Grundwissen und die verschiedenen Facetten des Berufes kaum eine bessere Grundsteinlegung für mich und meine Zukunft vorstellen. Durch das Erlernte konnte ich mein eigenes Unternehmen gründen.