Die meisten angehenden Studenten werden ihr Studium nicht im Ausland oder an einer privaten Hochschule, sondern an einer staatlichen Universität oder Hochschule beginnen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.
Im Gegensatz zu den privaten Hochschulen werden keine, bzw. im Vergleich eher geringe Studiengebühren erhoben. Dass man für seine Bildung viel Geld investieren muss, ist entgegen vieler anderer Staaten in Deutschland noch nicht besonders verbreitet. Allerdings gibt es etwa in den USA auch deutlich bessere Fördermöglichkeiten (z.B. Stipendien) als bei uns.
An welcher Universität soll ich studieren?
Vor dieser Frage steht fast jeder angehende Student. Die Frage läßt sich zunächst damit beantworten, dass die Hochschule den passenden Studiengang für euch anbieten muss. Ist dies der Fall, empfiehlt es sich, die in Betracht kommenden Universitäten genauer unter die Lupe zu nehmen. Gefallen euch die Räumlichkeiten, kennt ihr jemanden, der dort studiert? Gerade von Studenten kann man aus erster Hand erfahren, wie es tatsächlich aussieht. Natürlich sollte die Entfernung zur Hochschule eine Rolle spielen, denn die Lebenshaltungskosten variieren von Bundesland zu Bundesland und oftmals kann man sich keine eigene Wohnung leisten. Nicht jeder von euch wird BAföG erhalten oder hat Eltern, die eine zweite Wohnung finanzieren können.
Ist ein Studium an einer Fachhochschule oder an einer Universität für mich besser geeignet?
Ob ihr eher an einer Fachhochschule oder an einer Universität studieren solltet, müsst ihr für euch selbst entscheiden. Der Unterschied zwischen den beiden Hochschultypen ist, dass das Studium an einer FH eher auf die Praxis zugeschnitten ist als an einer Universität. Hier absolviert ihr viele Praktika, teilweise auch schon vor Studienbeginn als Voraussetzung, und seid eher in kleineren, klassenähnlichen Verbänden zusammen. Das Universitätsstudium ist hingegen verschulter und anonymer, wobei dies jedoch von der jeweiligen Hochschule bzw. dem Studiengang abhängig ist.
Was bedeutet Studium an einer staatlichen Universität?
Studium an einer staatlichen Hochschule, das bedeutet Fragen über Fragen. Was kommt auf mich zu? Ist diese Art des Studiums die richtige für mich? Was ist schlecht und was wiederum gut?
Überfüllte Hörsäle, Anonymität, schlechter Unterricht – das verbinden die meisten sofort mit einem Studium an einer staatlichen Universität. Doch ist es wahr oder sind das alles doch nur Vorurteile? Das ganz große Plus eines solchen Studiums, sind die wesentlich geringeren Kosten. Im Vergleich: Bei einer privaten Universität zahlt man hoch gerechnet auf das Jahr durchschnittlich 3.000 – 20.000 € Gebühren. Mittlerweile haben die staatlichen Universitäten zwar auch Studiengebühren eingeführt, aber diese belaufen sich auf 50 – 300 € pro Semester. Der Unterschied ist daher enorm. Weiterhin muss man beachten, dass diese Summen oftmals natürlich noch keine weiteren Kosten wie zusätzliche Materialen, Bücher, Tests (u.a. TOEFL-Test) etc. beinhalten. Wenn man also nach den Kosten geht, ist ein staatliches Studium für die meisten einfacher zu realisieren.


Welche negativen Aspekte sind mit einem solchen Studium verbunden?
Dafür muss man allerdings auch ein paar Abstriche machen. Das Vorurteil der überfüllten Hörsäle stimmt teils. Die Anzahl der Studierenden ist wesentlich größer und daher ist oft nicht genug Platz für alle im Hörsaal. Dagegen kann man nur eins machen: rechtzeitig zu Vorlesungsbeginn da sein und seinen Platz warm halten. Meistens nimmt der Andrang mit Verlauf der Zeit jedoch ab, da doch oftmals die Motivation vieler zu den Vorlesungen zu gehen sinkt. Das so viele zugelassen werden liegt an den Zulassungsbeschränkungen bei staatlichen Universitäten. Diese belaufen sich entweder auf den NC (Numerus Klausus, oder es gibt gar keine und man schreibt sich einfach fristgerecht ein. Man hat den Vorteil ein strenges Aufnahmeverfahren zu umgehen, da es dieses meistens nicht gibt. Dafür ist der NC oft sehr hoch angesetzt. Da sich es eine hohe Anzahl von Bewerbern gibt, können die Unis aussieben und man muss leider oft ein bis zwei Wartesemester in Betracht ziehen.
Da man viele Kommilitonen in einem Jahrgang hat, wird meistens auch in großen Hörsälen unterrichtet. Wenn man mit 200 Leuten zusammen lernt, leidet natürlich die Arbeitsatmosphäre. Dass die Professoren selten den Namen von ihren Schützlingen wissen ist leider auch wahr. Dadurch entsteht schnell ein Gefühl von Anonymität. Allerdings liegt das nicht an mangelndem Interesse, sondern einfach an der Masse der Studierenden. Doch so viele Kommilitonen zu haben hat auch seinen Vorteil. Man lernt eine Menge Leute kennen und es gibt ja auch viele Kurse in kleinen Gruppen für praktische Übungen.
Ganz großes Plus – Fächerauswahl
Ein ganz klares Plus hingegen ist die große Fächerauswahl. An staatlichen Universitäten kann man so ziemlich alles studieren, angefangen von Agrarwissenschaften bis Zoologie. Das Angebot ist groß und somit ist auch für jeden die passende Fachrichtung dabei. Man hat auch die Möglichkeit ein paar Semester zu verlängern, auch wenn das solide regelkonforme Beenden des Studiums natürlich das eigentliche Ziel sein sollte. Wenn man jedoch aber ein Semester pausieren möchte, beispielsweise für einen Auslandaufenthalt, dann braucht man keine Angst vor einem „finanziellen Ruin“ zu haben. Man muss ja eben weniger pro Semester zahlen als an einer privaten Universität. Somit ermöglichen einem die geringeren Studiengebühren auch das Studium nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten.
Förderung der Selbstständigkeit
Bei staatlichen Universitäten wird auch die Selbstständigkeit des Lernens mehr gefördert. Hier hat mein keinen „schulähnlichen“ Unterricht sondern meistens trägt der Professor vorne seinen Unterrichtsstoff vor und anschließend muss man viel in Büchern selbst erarbeiten. Für die einen ist das fatal, da sie jemanden brauchen, der sie kontrolliert. Für die anderen wiederum ist es genau das richtige. Hier haben sie den Freiraum zu lernen, wie sie es für richtig halten und ihre Selbstständigkeit wird gefördert. Das wird auch sehr bei allen Verwaltungsangelegenheiten während des Studiums verlangt. Da auf einen Professor durchschnittlich über 100 Studierende kommen, muss man mit langen Wartezeiten für ein persönliches Gespräch oder dergleichen rechnen. Dass staatliche Universitäten jedoch schlecht ausgestattet sein sollen oder zu mindestens schlechter als private Universitäten ist ein stark verbreitetes Vorurteil. Fakt ist, man kann es nicht pauschalisieren. Es ist von Uni zu Uni einfach unterschiedlich. Dennoch ist wahr, dass die staatlichen Universitäten weniger Geld zur Verfügung haben als die privaten Unis. Allerdings geben diese fast 25 % davon für ihr gutes Image und Marketing aus. Somit gleichen sich die zur Verfügung stehenden Mittel für Unterrichtsmaterialien und Lehrausstattung wieder aus.
Fazit
Die Entscheidung – Studium an einer staatlichen Universität ja oder nein – ist somit nicht einfach. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wo er seine Prioritäten setzt. Jedoch zusammenfassend und verallgemeinernd gesagt bedeutet Studium an einer staatlichen Universität: Hohe Selbstständigkeit, niedrigere Kosten und ganz viele neue Gesichter.