Erfahrungsbericht zum BWL-Studium
von Janine R., Duale Hochschule Mannheim
Wie ist das Studium aufgebaut?
Die Studienzeit beträgt 3 Jahre und kann nicht verlängert werden, da es nicht möglich ist ein Semester zu wiederholen.
Während dieser 3 Jahre erfolgt ein stetiger Wechsel zwischen Praxis und Theorie. Je nach Unternehmen beginnt man mit einem kurzen etwa einmonatigen Praktikum im Unternehmen, um dieses kennenzulernen. Im Anschluss erfolgt eine ca. dreimonatige Theoriephase an die sich eine dreimonatige Praxisphase anschließt usw. Da sich Beginn und Ende der Phasen in jedem Jahr unterscheiden, kann für eine bessere Orientierung ein Langzeitplan eingesehen werden. In diesen sind die genauen Daten vermerkt.
Semesterferien gibt es nicht!!!! Stattdessen erhält jeder Student Urlaubstage. Diese darf er nur in den Praxisphasen nehmen, wobei es durch die Unternehmen gewünscht wird, dass man diesen am Rande der Phasen nimmt, damit die ohnehin kurze Arbeitszeit nicht zusätzlich unterbrochen wird. Die Anzahl der Urlaubstage ist ausbildungsvertragsabhängig. Das heißt, dass Kommilitonen im selben Kurs unterschiedlich viel Urlaub nehmen können, da sie bei unterschiedlichen Firmen angestellt sind.
Wie läuft das Studium ab?
Zu Beginn des Studiums erfolgt durch die Duale Hochschule (DH) bzw. die Berufsakademie (BA) eine Einteilung aller neuen Studenten in Kurse. Diese bestehen aus durchschnittlich 30 Studenten, welche in einer Art Klassenverband die gesamte Studienzeit zusammen verbringen. Manchmal kann es vorkommen, dass Vorlesungen mit anderen Kursen gemeinsam stattfinden oder sogar noch Teilungen des Kurses für Fremdsprachenunterricht vorgenommen werden.
Der Unterrichtsstoff besteht aus dem Hauptfach SBWL (spezielle Betriebswirtschaftslehre) und Nebenfächern wie ABWL, Logistik, zwei Fremdsprachen, IT, VWL, Recht, Finanzbuchführung, Mathematik, usw. Diese Fächer gliedern sich zum Teil wiederum in einzelne Vorlesungen, welche von unterschiedlichen Dozenten gehalten werden. Vor allem das Hauptfach SBWL besteht aus einem Sammelsurium an Vorlesungen, welche am Ende jedes Semesters durch einen Dozenten zu einer Klausur zusammengefasst werden.
Da bei einem Dualen Studium je Semester nur 3 Monate für Vorlesungen zur Verfügung stehen, ist der Stundenplan gut gefüllt. Meist ist man von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr in der DH. Da die Dozenten meist aus der freien Wirtschaft kommen, ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Vorlesungen verschieben. Aus diesem Grund gibt es in jedem Kurs einen Vorlesungsplanverantwortlichen. Dieser ist für sämtliche Abstimmungen mit den Dozenten zuständig. Er muss sich telefonisch oder per Mail mit ihnen in Verbindung setzen und Ausweichtermine finden. Der zu Beginn des Semesters ausgearbeitete Plan ist dadurch einem ständigen Wandel unterzogen. Man kann pauschal sagen, dass keine Woche ohne Verlegungen vergeht. Pausen sind nur zwischen den Vorlesungen klar geregelt. Da allerdings eine Vorlesung auch mal 9 Stunden dauern kann, sind zusätzliche Pausen unabdingbar. Diese werden spontan mit dem Dozenten vereinbart und umfassen etwa 5-10 min. Gegen Mittag wird zusätzlich eine Pause von etwa 45 min festgelegt.
Was erwartet dich am Ende der Theoriephase?
Am Ende einer jeden Theoriephase sind zwei Wochen zum Schreiben von Klausuren vorgesehen. Innerhalb dieser zwei Wochen müssen je nach Semester bis zu 8 Klausuren geschrieben werden, wobei diese meist 60 min umfassen. Die Klausur des Hauptfaches SBWL erfolgt jedoch immer am letzten Tag und dauert 3,5 Stunden. Da nur selten Multiple-Choice Fragen gestellt werden, ist die Bewertung stark Dozent abhängig. Die Noten erhält man etwa nach 3 Monaten zu Beginn der nächsten Theoriephase, was die Vorbereitung zur Nachprüfung etwas erschwert. Ist man durchgefallen, so muss man am Anfang der nächsten Theoriephase die entsprechende Klausur nachschreiben. Man hat also für jedes Fach einmal die Möglichkeit die Klausur zu wiederholen. Nur die Note der Nachklausur wird anschließend gewertet. Ist man auch durch die Nachklausur gefallen, so kann anschließend noch eine mündliche Prüfung absolviert werden. Besteht man diese, wird sie immer mit 4,0 gewertet. An einer solchen mündlichen Prüfung darf allerdings nur einmal im Jahr (nicht Semester) teilgenommen werden. Kurz gesagt: Fällt man durch zwei Nachklausuren innerhalb eines Jahres, wird man automatisch exmatrikuliert. Das Studium ist somit beendet.
Neben dem normalen Unterricht müssen zusätzlich zwei Projektarbeiten geschrieben werden, die einen Umfang von ca. 30 Textseiten besitzen müssen, sowie eine Bachelorarbeit, neuster Stand ca. 60 – 80 Seiten. Alle drei Arbeiten müssen anschließend in einer Präsentation verteidigt werden. Die Noten für Präsentation und Text werden später miteinander verrechnet.
Welchen Abschluss bietet das duale Studium und ist er mit dem einer Uni vergleichbar?
Nach bestandenen Prüfungen erhält der Student einen vollwertigen Bachelorabschluss. Ursprünglich erhielten die Studenten in Baden-Württemberg zwar den Bachelorabschluss, aber nicht die vollen Creditpoints, die notwendig waren, um anschließend einen Master zu absolvieren. Dies wurde nun jedoch mit der Umbenennung der BAs in DHs behoben. Ein Masterstudiengang kann daher sofort ohne zusätzliche Kurse begonnen werden.
Wie kommt man an ein duales Studium?
Um ein duales Studium an einer DH oder BA zu erhalten muss man sich bei einem Unternehmen bewerben, was solche Studiengänge anbietet. Man bewirbt sich also nicht! bei der Hochschule bzw. Akademie, sondern bei einer Firma.
Je nach Firma durchläuft man anschließend ein Einstellungsverfahren. Dieses kann zum Beispiel so aussehen:
Bewerbung abgeben -> Telefoninterview -> Assessment-Center -> Vorstellungsgespräch
Schafft man es durch alle Stufen, so gelangt man zu einem Ausbildungsvertrag. Durch diesen Vertrag ist alles rundum die Praxisphase geregelt. Hat man diesen Vertrag unterschrieben, so regelt das Unternehmen alles mit der DH bzw. BA. Hier ist eine neuerliche Bewerbung nicht nötig. Meist kümmern sich die Unternehmen bereits vor der Einstellung um entsprechende Studienplätze, sodass vorher schon klar ist, wie viele Studenten in diesem Jahr eingestellt werden.
Was bietet mir das duale Studium im Gegensatz zum Unistudium?
Der klare Vorteil, den das duale Studium bietet ist die Praxisgebundenheit. Durch die Praxisphasen lernt man bereits seinen späteren Arbeitsplatz kennen und weiß daher, was auf einen zukommt. Außerdem kann man sich im Unternehmen bereits einen Ruf erarbeiten und so eine spätere Übernahme und somit einen Job sichern. Da die Firmen viel Geld in die Studenten investieren, leisten sich nur wenige den Luxus, den Studenten nicht zu übernehmen. Trotzdem ist es selten, dass der Student vertraglich an das Unternehmen gebunden wird. Er muss also nicht mit Abschluss des Studiums bei seiner Firma bleiben, sondern kann sich auf dem freien Arbeitsmarkt anbieten, auf dem gerade Spediteure, die an einer DH oder BA ausgebildet wurden, derzeit stark umworben werden.
Einen weiteren Vorteil stellt das monatliche Gehalt dar. Im Gegensatz zu Studenten an einer Uni, erhalten Studenten einer DH bzw. BA ein regelmäßiges Gehalt. Dieses wird während des gesamten Studiums gezahlt, auch während der Theoriephase, und ist wie die Urlaubstage in der Höhe unternehmensabhängig im Ausbildungsvertrag festgeschrieben. Prinzipiell handelt es sich um ein gestaffeltes Gehalt, was in jedem Jahr erhöht wird.
Da die Unternehmen stark daran orientiert sind die bestmögliche Ausbildung für ihre Studenten zu erhalten, gibt es meist auch die Möglichkeit zusätzliche Scheine zu machen. So können angehende Spediteure der DHBW Mannheim zusätzlich die ADA-Prüfung ablegen, die es ihnen ermöglicht später andere Personen auszubilden. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit eine Prüfung zum Gefahrgutbeauftragten zu absolvieren. Diese Zusatzqualifikationen können später auf dem Arbeitsmarkt einen entscheidenden Vorteil bedeuten.
Welche Nachteile bringt das duale Studium mit sich?
Einen entscheidenden Nachteil des dualen Studiums stellt die wenige Freizeit dar. Während der Theoriephase ist man oft den ganzen Tag in der DH und muss anschließend noch für die Klausuren lernen, oder den Vorlesungsstoff aufarbeiten. Auch während der Praxisphase ändert sich daran nicht viel. Generell ist man etwa 8 Stunden auf Arbeit und muss am Abend noch an Projektarbeiten oder der Bachelorarbeit schreiben. Lediglich die Urlaubszeit stellt ein bisschen Erholung dar. Dieser kann jedoch nur selten mit Studenten von Universitäten verbracht werden, da deren Semesterferien sich selten mit dem genommenen Urlaub überschneiden.