Wirtschaftswissenschaften – seltener auch Ökonomie oder kurz WiWi – ist in Deutschland momentan einer der beliebtesten Studiengänge. Welche Wege es zum ersehnten Studienplatz gibt, welche Inhalte euch erwarten und wie es danach im Berufsleben weitergeht, erfahrt ihr in unserem Wirtschaftswissenschaften-Studienführer!
Wirtschaftswissenschaften könnt ihr auch ohne Traum-Abinote studieren, mitunter ist sogar ein Studienzugang ganz ohne Abitur möglich. Welche Zugangsvoraussetzungen genau es gibt und welche Eigenschaften darüber hinaus von Vorteil sind, wollen wir euch hier als Einstieg darstellen.
Zugangsvoraussetzungen
Ein Studium der Wirtschaftswissenschaften ist an Fachhochschulen und Universitäten möglich. Dementsprechend benötigt ihr eine Hochschulzugangsberechtigung. Klassischerweise sind das Abitur, fachgebundene Hochschulreife oder Fachhochschulreife.
Alternativ ist auch ein Studium ohne Abitur denkbar. Inzwischen ist dies in nahezu allen Bundesländern möglich, lediglich die Anforderungen variieren von Land zu Land etwas. Grundsätzlich wird eine Berufsausbildung mit anschließender Berufserfahrung erwartet. Wie lange diese Erfahrung bereits sein muss und welche Ausbildungsberufe anerkannt werden, ist jedoch einer der Faktoren, die unterschiedlich gehandhabt werden.
Detaillierte Informationen erhaltet ihr bei den Hochschulen in eurer engeren Wahl und im Landeshochschulgesetz des jeweiligen Bundeslandes.
NC beim WiWi-Studium
Im Durchschnitt der letzten Semester lag der NC für wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge bei 2,5 und somit im guten Mittelfeld. Nur vereinzelt war eine Abiturnote im 1er-Bereich notwendig, der härteste NC im Wintersemester 2014/15 lag bei 1,7 an der Uni Münster.
An anderen Unis wurden hingegen auch Bewerber mit einem 3,9-er Abi zugelassen. Darüber hinaus wird das Fach Wirtschaftswissenschaften teilweise auch zulassungsfrei angeboten. Vor allem bei Fernstudiengängen ist der Zugang so ohne bestimmte Note direkt möglich.
Vorkenntnisse und fachliche Interessen
Bewerber sollten Interesse sowohl für betriebswirtschaftliche als auch volkswirtschaftliche Zusammenhänge aufbringen. Mathematik spielt dabei eine große Rolle, gute Vorkenntnisse aus der Schule sind daher von Vorteil, selbiges gilt für Englisch als Fremdsprache. Auch analytisches Denken ist eine wichtige Eigenschaft für das WiWi-Studium bzw. eure Berufstätigkeit danach.
Welche Inhalte im Wirtschaftswissenschafts-Studium auf euch zukommen, erfahrt ihr im nächsten Kapitel.
Inhalte im WiWi-Studium
Wirtschaftswissenschaften sind ein breit gefächertes Feld, ebenso umfangreich ist auch das Studium. Welche Inhalte abgedeckt werden und ob es Spezialisierungsmöglichkeiten gibt, erfahrt ihr hier.
Definitionen: WiWi, BWL, VWL
Trotz der klaren begrifflichen Trennung sind Unterschiede und Inhalte vielen Studienanfängern noch unklar.
Während die Betriebswirtschaftslehre (BWL) sich auf Sachverhalte innerhalb eines Unternehmens konzentriert, behandelt die Volkswirtschaftslehre (VWL) gerade nicht nur betriebsinterne Zusammenhänge, sondern betrachtet die gesamte Wirtschaft in einem bestimmten Wirtschaftsraum. Das können beispielsweise einzelnen Staaten oder Staatenbündnisse wie der EU sein.
VWL und BWL sind Teilgebiete der Wirtschaftswissenschaft. Im WiWi-Studium begegnet ihr daher beiden Gebieten. Ihr beschäftigt euch daher mit ökonomischen Inhalten in Hinblick auf einzelne Unternehmen und auch auf die Gesamtwirtschaft, was euch letztlich für zahlreiche Berufsfelder qualifiziert (mehr dazu im letzten Abschnitt über die Berufsperspektiven).
Hinzu kommen aber auch einige Querschnittsbereiche bzw. interdisziplinäre Fächer.
Mögliche Module eures Wirtschaftswissenschaft-Studiums sind:
- Rechnungswesen, Jahresabschluss, Finanzierung
- Mikro- und Makroökonomik
- Unternehmensführung
- Marketing
- Statistik und Analysis
- Wirtschaftsinformatik
- Controlling
- Programmierung und Datenbanken
- Arbeitsgestaltung – und Organisation
- Ökonometrie
- Recht
Auch Wirtschaftsgeschichte, -ethik, -psychologie und -soziologie, Marketing oder können Teil des Curriculums sein.
Da der Studiengang Wirtschaftswissenschaftlich nicht normiert ist, kann es von Hochschule zu Hochschule zu Unterschieden in den Gewichtungen der einzelnen Inhalte kommen.
Darüber hinaus könnt ihr neben dem klassischen WiWi-Studium auch Studiengänge wie beispielsweise „Wirtschaftsingenieurwesen Logistik“ belegen. Dann werden wirtschaftswissenschaftliche Inhalte auch noch mit den Ingenieurswissenschaften verknüpft.
Persönliche Schwerpunkte können im Studium der Wirtschaftswissenschaften durch die Wahl von Wahlpflichtmodulen gesetzt werden. Welche hierbei zur Auswahl stehen, ist jedoch immer vom Angebot der jeweiligen Uni abhängig.
Nach den ersten Semestern bieten außerdem viele Hochschulen die Wahl einer Vertiefungsrichtung an, beispielsweise Rechnungswesen oder Unternehmensführung und Controlling.
Wer es genau wissen will, findet auf der Website vieler Universitäten bzw. bei der Studienberatung das aktuelle Curriculum und oft auch ausführliche Modulhandbücher.
Praxisanteile im Studium
Ob es sie gibt, ist nicht einheitlich geregelt. Grundsätzlich sehen aber viele (Fach-) Hochschulen Praktika während des Studiums vor. Auch die Mitarbeit an verschiedenen Projekten kann das sonst recht theoretisch gehaltene Studium der Wirtschaftswissenschaften ergänzen.
Darüber hinaus sind in einige Wirtschaftswissenschaft-Studiengänge komplette Praxissemester integriert. Meist (aber nicht immer) ist das bei 7-semestrigen Studiengängen und vor allem an Fachhochschulen der Fall.
Das Bachelor-Studium ist modular aufgebaut. Neben einem Pflichtbereich gibt es auch einen Wahlpflichtbereich. Welche Module ihr hieraus wählt, müsste ihr aber nicht sofort entscheiden, sondern erst im Laufe der ersten Semester.
Dauer des Studiums
Das Wirtschaftswissenschafts-Studium hat eine Regelstudienzeit von 6 Semestern. An einigen (Fach-) Hochschulen sind es auch 7 Semester, dann liegt die längere Studienzeit meist daran, dass ein Praxissemester in das Studium integriert wurde, was bei 6-semestrigen Studiengängen vergleichsweise selten der Fall ist.
Wer im Anschluss an sein Bachelor-Studium auch noch den Master erlangen will, kann mit weiteren 4 Jahren Studium kalkulieren. Einige Master-Programme dauern auch nur 3 Semester. Allerdings solltet ihr bedenken, dass konsekutive Masterstudiengänge eine Gesamtstudienzeit von 10 Semestern voraussetzen, was bei einem 3-semestrigen Master ein vorangegangenes 7-semestriges WiWi-Studium erfordern würde.
Gegen Ende des Studiums
Bevor ihr euer Studium endgültig abschließt, steht wie erwartet auch im WiWi-Studium das Anfertigen der Bachelor-Arbeit bzw. Bachelor-Thesis an. Hierfür sind üblicherweise 3 Monate Zeit vorgesehen. Einige Prüfungsordnungen geben aber auch bis zu 6 Monaten Zeit für das Anfertigen der Thesis.
Abschluss des Studiums
Das Studium der Wirtschaftswissenschaften wurde inzwischen auf Bachelor und Master umgestellt. Euer erster Studienabschluss wird daher der Bachelor of Arts oder der Bachelor of Science sein. Beide sind im Fach Wirtschaftswissenschaften möglich. Welchen genauen Abschluss die jeweilige (Fach-)Hochschule verleiht, findet ihr meist direkt online in der Studiengangsbeschreibung.
Bei entsprechender Leistung kann nach dem Master auch noch promoviert werden.
Ein Abschluss im Fach Wirtschaftswissenschaften ermöglicht euch den Berufseinstieg in Wirtschaftsunternehmen nahezu aller Branchen. Was genau ihr da macht, kann sehr weit gefächert sein – ebenso wie das Einkommen. Was im Bereich des Möglichen liegt, wollen wir euch an dieser Stelle noch abschließend zusammenfassen.
Mögliche Berufsfelder als Wirtschaftswissenschaftler
Der Abschluss des Studiengangs Wirtschaftswissenschaften eröffnet Absolventen viele Möglichkeiten, ins Berufsleben einzusteigen. Ihr könnt in Unternehmen verschiedenster Größe und aller Branchen einsteigen. Öffentliche Verwaltungen, Vereine und andere Organisationen beschäftigen ebenfalls Wirtschaftswissenschaftler. Auch in der Forschung und Lehre ist Platz für WiWi-Absolventen.
Eure genaue Tätigkeit hängt auch mit der Ausrichtung eures Studiums zusammen. Mögliche Tätigkeitsfelder sind Einkauf, Logistik, Vertrieb, Controlling, Projektmanagement, Geschäftsführung, Unternehmensberatung oder auch Finanz- und Rechnungswesen.
Gehalt als WiWi-Absolvent
Zum einen hängt euer Gehalt von Abschluss und Studienleistungen ab. Ein guter Absolvent hat bessere Karten als einer mit mittelmäßigen Noten; der Master steht eine Stufe über dem Bachelor. Hinzu kommen können bereits vorhandene Berufserfahrung, besondere Zusatzqualifikationen oder auch Auslandserfahrung – und natürlich, wie gut ihr euch verkaufen könnt.
Aber nicht nur ihr selbst, sondern auch einzelne Branchen kennen große Unterschiede was die Gehälter für Einsteiger aus ökonomischen Studiengängen anbelangt. Touristik, Werbung und PR beispielsweise zählen zu den Branchen, die eher schlechter bezahlen. IT-Consulting und Luftfahrt hingegen sind Beispiele, die höhere Gehälter zahlen.
Durchschnittlich liegt das Einstiegsgehalt bei rund 37.000 Euro brutto im Jahr. In den ersten zwei bis fünf Berufsjahren klettern das Jahresgehalt auf rund 43.000 Euro brutto, darüber auf bis über 50.000 Euro brutto. Mitunter werden auch variable Gehaltsteile vereinbart.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Neben der Möglichkeit, den Master zu absolvieren und anschließend zu promovieren, bestehen auch speziellere Weiterbildungsmöglichkeiten. Dabei kann es sich um Aufbaustudiengänge, Vertiefungskurse oder auch Seminare und Coachings handeln.
Meist lohnt es sich jedoch, erst einmal in den Beruf einzusteigen und dann herauszufinden, in welche Richtung euch eine Weiterbildung interessiert und/oder beruflich weiterbringen kann. Mit etwas Glück erhaltet ihr dann auch Förderungen eures Arbeitgebers. Noch vor dem Berufseinstieg zu viel zu erreichen kann auch leicht zu einer Überqualifizierung führen, die den Einstieg in den Beruf erschweren kann.