Zur Schulzeit sind oder waren wir alle des Öfteren ordentlich von unseren Lehrern genervt. Trotzdem hat die eigene Schulzeit offenbar keine abschreckende Wirkung, was das Berufsbild Lehrer anbelangt, denn der Studiengang Lehramt ist und bleibt eine der beliebtesten Studienrichtungen. Dazu zählen:
- Grundschul-Lehramt
- Hauptschul-Lehramt
- Realschul-Lehramt
- Gymnasial-Lehramt
- sowie das Lehramt für Berufsschulen und
- Lehramt für Sonder- und Förderschulen.
Um zum Lehramtsstudium zugelassen zu werden, musst du natürlich die erforderlichen Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Darüber hinaus sind auch einige persönliche Eigenschaften hilfreich, um im Berufsleben als Lehrer gut zurechtzukommen.
Zugangsvoraussetzungen ein Studium in Lehramt
Lehramt wird üblicherweise an einer Hochschule studiert. Dementsprechend benötigst du als Zugangsvoraussetzung das Abitur. Teilweise – je nach Fächerkombination – genügt auch die fachgebundene Hochschulreife. Es gibt jedoch auch Ausnahmefälle, in denen du ohne Abi Lehramt studieren kannst. Mehr dazu weiter unten.
Darüber hinaus musst du – je nach gewählter Fächerkombination – weitere Kenntnisse nachweisen, z.B. Sprachkenntnisse. In der Regel sind diese Kenntnisse automatisch über das Abiturzeugnis abgedeckt. Hast du kein Abiturzeugnis aus der BRD, kannst du alternativ Zertifikate wie den TOEFL-Sprachtest als Beleg einreichen. Besprich solche Sonderfälle aber vorab immer mit der Hochschule, an der du dich bewirbst. Für künstlerische Schulfächer oder Sport auf Lehramt kann zudem eine Eignungsprüfung erforderlich sein, die du bestehen musst.
Noch nicht zum Studienbeginn, aber für das (unumgehbare) Referendariat benötigst du zudem ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis.
Lehramt studieren ohne Abitur
In einigen Ausnahmefällen ist es auch möglich, ohne Abitur Lehramt studieren zu können. Teilweise ist es inzwischen auch möglich, mit einer Fachhochschulreife an der Uni Lehramt zu studieren.
Darüber hinaus kann beispielsweise Grundschullehramt in Sachsen auch studiert werden, wenn Bewerber über eine abgeschlossene Berufsausbildung, nicht jedoch über eine Hochschulzugangsberechtigung verfügen. Die jeweilige Vorbildung sollte auch „vergleichbar“ zu den regulären Zugangsvoraussetzungen sein. In diesen Fällen ist jedoch eine Hochschulzugangsprüfung abzulegen, die es mitunter in sich hat. Die genauen Rahmenbedingungen und Anforderungen hängen jedoch immer vom Bundesland ab, in dem du studieren willst.
NC beim Lehramtsstudium
Der Numerus Clausus, um zum Lehramtsstudium zugelassen zu werden, schwankt enorm.
In beliebten Fächern, beispielsweise den Sprachen, ist der Bewerberandrang naturgemäß höher als in eher unbeliebteren Fächern wie Sport. Auch gibt es Unterschiede zwischen der Region, in der du studieren willst, und der angestrebten Schulform. Grundschul-Lehramt und Gymnasial-Lehramt haben so gut wie immer einen höheren Bewerberandrang, als das Haupt- oder Realschul-Lehramt. Deutsch, Mathematik und Englisch auf Lehramt am Gymnasium sind daher oft mit einem 1er Schnitt oder einigen Wartesemestern verbunden. Aber auch 3er Schüler können Glück haben und sollten nicht schon im Vorfeld die Flinte ins Korn werfen, sondern es einfach mit einer Bewerbung versuchen.
Persönliche Voraussetzungen
Wer später einmal als Lehrer arbeiten will, muss vor allem Freude an Kommunikation haben – denn das ist das täglich Brot eines Lehrers. Konflikte mit Schülern und Eltern gehören da auch zum Alltag. Du solltest Spaß am Arbeiten mit Schülern und dem Vermitteln von Wissen haben. Dabei solltest du dazu in der Lage sein, gleichzeitig selbstbewusst bzw. durchsetzungsfähig und doch empathisch aufzutreten. Vorurteile gegenüber unterschiedlichen sozialen Schichten oder Herkunftsländern solltest du hingegen nicht haben, denn als Lehrer wirst du mit vielen verschiedenen Kindern fair umgehen müssen.
Auch solltest du nicht davon ausgehen, als Lehrer um 13 Uhr Feierabend zu haben – der Berufsalltag kann weitaus stressiger werden und sich bis in die späten Abendstunden ziehen. Einige Hochschulen führen auch psychologische Eignungstests durch.
Zu großen Teilen hängen die Inhalte natürlich mit der gewählten Fächerkombination zusammen. Darüber hinaus läuft das Lehramtsstudium jedoch für alle nach einem ähnlichen Schema ab.
Fächerkombinationen fürs Lehramt wählen
Beim Lehramtsstudium musst du immer zwei Fächer wählen, die du später unterrichten willst. Welche Kombinationen möglich sind, hängt stark von der jeweiligen Hochschule ab. Was an der einen Uni möglich ist, kann an der nächsten Uni schon wieder ganz anders aussehen. Deshalb solltest du dich immer über die jeweiligen Möglichkeiten informieren.
Welche Fächer aktuell sehr gefragt sind, kann ein Faktor bei deiner Entscheidung sein. Es sollte allerdings nicht den einzigen Grund deiner Entscheidung darstellen: Wenn du mit deinem Studium fertig bist, kann die Situation für Lehrer schon wieder ganz anders aussehen. Außerdem ist das Lehren eines Fachs, welches dir eigentlich nicht sonderlich liegt, bis zur Rente kein Spaziergang.
Modul-Aufbau im Lehramtsstudium
Wie die meisten anderen Studiengänge auch ist das Lehramtsstudium modularisiert aufgebaut. Innerhalb dieser Module wirst du weitaus mehr lernen, als nur die beiden Fächer, die du später unterrichten wirst. Auch Pädagogik und Didaktik zählen dazu. Das genaue Curriculum passend zu den jeweiligen Fächern, findest du bei den meisten Hochschulen online und kannst so schon einmal einen Blick darauf werfen.
Hinzu kommen – je nach Bundesland – eine Reihe unterschiedlicher Praktika, die jeweils wiederum von unterschiedlicher Dauer und Ausgestaltung sind.
Praxisbezug im Studium
Lange Zeit wurde kritisiert, dass Lehramtsstudenten viel zu wenig Praxisbezug während des Studiums haben. Die Konsequenz ist dann schnell Überforderung, wenn plötzlich eine ganze Schulklasse im Zaum gehalten und unterrichtet werden soll. In einigen Bundesländern finden daher gerade Umstrukturierungen statt. So ist beispielsweise an einigen Universitäten in Hessen das sog. Praxissemester eingeführt worden. In diesen Fällen wirst du schon im dritten oder vierten Semester eine längere Zeit an der Schule verbringen und auch darauffolgend einen vergleichsweise hohen Schulbezug während des Lehramtsstudiums haben.
Referendariat nach dem Studium
Wenn du den Master of Education bzw. das erste Staatsexamen geschafft hast, folgt das Lehramtsreferendariat. Mehr erfährst du unter dem Punkt „4. Referendariat“.
Bildung ist – neben einigen bundeseinheitlichen Regelungen – nach wie vor Ländersache. Daher variiert vor allem der Abschluss am Ende des Lehramtsstudiums von Bundesland zu Bundesland. An der Möglichkeit, danach als Lehrer zu arbeiten, ändern das jedoch nichts. Je nach gewählter Schulform beträgt die Regelstudienzeit 7 bis 9 Semester.
Während des Lehramt Studiums
Wenn du die Immatrikulation erstmal geschafft hast, sind Vorlesungen, Übungen, Hauptseminare und Proseminare feste Bestandteile deines Lehramtsstudiums. Wenn du als Fach mindestens eine Sprache gewählt hast, werden dir auch sprachpraktische Übungen begegnen.
Hinzu kommen während des Semesters Hausarbeiten sowie benotete und unbenotete Leistungsnachweise. Am Ende eines Moduls stehen Modul-Abschlussklausuren.
So hangelst du dich Stück für Stück durch dein Lehramtsstudium. Am Ende steht dann – vorerst – die Bachelorarbeit oder aber das erste Staatsexamen.
Lehramt: Bachelor oder Staatsexamen möglich
Inzwischen haben die meisten Universitäten ihre Studiengänge auf Bachelor und Master umgestellt, das gilt auch für die Lehrämter. Hier machst du dann zuerst den Bachelor of Education, anschließend dann den Master of Education. Beides ist erforderlich, um als Lehrer arbeiten zu können; nur der Bachelor genügt nicht.
Andere Universitäten bieten ihre Lehramtsstudiengänge aber nach wie vor mit dem Ziel Staatsexamen an. Nach dem ersten Staatsexamen folgen dann das Referendariat und der Abschluss durch das zweite Staatsexamen.
Staatsexamen nicht bestanden?
Auch nach Studium und Referendariat besteht noch die Möglichkeit, durch das zweite Staatsexamen zu fallen. Das Staatsexamen kann jedoch einmalig wiederholt werden, sollte das passieren. Danach besteht unter bestimmten Voraussetzungen – je nach Bundesland – die Möglichkeit einer letzten „Gnadenprüfung“.
Das eigentliche Studium hast du nun abgeschlossen, du bist Master of Education oder hast das erste Staatsexamen bestanden. Viel anfangen kannst du damit bis hierhin nicht, denn Lehrer bist du dadurch leider noch nicht. Es folgt noch das Referendariat, welches zwischen 18 Monaten und zwei Jahren dauert – wie immer entscheidet auch hier das jeweilige Bundesland über die genaue Dauer. Teilweise sind auch Verkürzungen möglich, zum Beispiel durch die Anrechnung eines absolvierten Berufspraktikums.
Das Lehramtsreferendariat ist auch unter der Bezeichnung „Vorbereitungsdienst“ bekannt, Referendare werden auch als „Anwärter“ bezeichnet. Ziel ist es, dich abschließend fit für den Beruf als Lehrer zu machen, zum Beispiel in Hinblick auf die Unterrichtsplanung.
Was ist ein Referendar überhaupt?
Fast jeder kennt aus seiner eigenen Schulzeit die Stunden, die von einem neuen Lehrer abgehalten werden. Regelmäßig sitzen Schulleiter, Fachleiter, Fachseminarleiter und ggf. Personen von der Schulbehörde mit im Raum und beobachten den Referendar, um dessen Unterrichtsgestaltung und -führung anschließend zu bewerten. Solche Lehrproben werden auch dich als Referendar erwarten – zusätzlich zum Alltag als Referendar:
Grundsätzliches zum Referendariat
Das Referendariat muss nicht sofort an das Studium anschließen. Mehr als rund 4 Jahre darfst du aber auch nicht verstreichen lassen, ehe du es antrittst. Die Bewerbung richtest du an das jeweilige Land, teilweise ist das per Online-Verfahren möglich (oder sogar nur dadurch möglich). Einen Anspruch auf eine bestimmte Schule hast du allerdings nicht.
Wenn das alles geschafft ist, beginnt auch schon bald dein Lehramtsreferendariat. Los geht es mit einer kurzen Hospitationsphase. Auch danach noch wirst du von einem Mentor bis zu 6 Monate begleitet. Danach startest du weitestgehend selbstständig durch und bekommst eigene Klassen zugewiesen. Die Stundenzahl wird bei 8 bis 15 je Woche liegen. Das klingt erstmal wenig, sollte aber nicht unterschätzt werden. Jede Menge Vor- und Nachbereitung kommen hinzu. Parallel zum normalen Schulalltag wird das Referendariat von weiteren Studienseminaren begleitet, die ebenfalls sehr zeitintensiv sind.
Verdienst während des Referendariats
Als Referendar erhältst du bereits eine feste Bezahlung vom jeweiligen Bundesland. Hoch fällt es in dieser Phase deiner Laufbahn allerdings nicht aus – das Anwärtergehalt beträgt um die 1.000 Euro. Gemessen am zeitlichen Arbeitsumfang und der Stressigkeit des Referendariats ist das nicht gerade viel – du solltest also starke Nerven haben und unbedingt Lehrer wollen, um auch diesen letzten Schritt erfolgreich durchziehen zu können.
Sobald du Studium und Referendariat hinter dir hast, kannst du in den Beruf des Lehrers einsteigen. Offen stehen dir sowohl Planstellen als auch Vertretungsstellen. Beide haben natürlich ihre Vor- und Nachteile. Grundsätzlich hast du in Planstellen ein Maximum an Sicherheit. Vertretungsstellen bietet das nicht, dafür kommst du mehr herum und kannst an verschiedenen Schulen lehren.
Arbeitsmarktsituation für Lehramt-Absolventen
Die Arbeitsmarktsituation für Lehrer ist regional sehr unterschiedlich. Zudem spielen die Schulform und die Fächerkombination eine große Rolle. Man kann nicht sagen, Lehrer sei ein Beruf, der derzeit per se von Massenarbeitslosigkeit bedroht wäre. Doch die Zeiten, in denen einem Lehramtsstudenten die erste Stelle sicher war, scheinen auch vorbei. Allein in Bayern gingen im Schuljahr 2014 über 5.000 junge Lehrer leer aus.
Doch was die Zukunft mit sich bringt, ist schwer abschätzbar. 2009 wurde noch ein Lehrermangel beklagt – die Situation kann sich also schnell wandeln. Wird mehr in Bildung investiert? Werden Klassengrößen verringert? Wie entwickelt sich die wöchentliche Stundenzahl eines Lehrers? Von all diesen Faktoren hängt ab, wie viele Lehrer künftig benötigt werden. Tendentiell sind vor allem MINT-Fächer sowie Englisch als Fremdsprache gefragt. Doch auch diese Fächer sind leider keine absolute Garantie.
Auf jeden Fall solltest du dich darauf einstellen, flexibel sein zu müssen. Direkt nach dem Lehramtsstudium eine sichere Planstelle in der Schule deiner Stadt ergattern zu können ist alles andere als sicher.
Werden Lehrer noch verbeamtet?
Die Altersgrenze für eine Verbeamtung liegt derzeit zwischen 40 und 45 Jahren, je nach Bundesland. In einzelnen Ländern wurde diese Altersgrenze zwischenzeitlich ausgesetzt. Für die Verbeamtung spielen jedoch eine Reihe weiterer Faktoren eine Rolle.
Zunächst musst du dich auf eine Planstelle beworben haben und dich dem Amtsarzt vorstellen. Dessen „Ok“ wird benötigt. Hast du beispielsweise chronische Erkrankungen, mit denen es fraglich ist, ob du bis zum Pensionsalter als Lehrer durcharbeiten wirst, steht die Verbeamtung auf der Kippe.
Die Verbeamtung von Lehrern liegt jedoch ohnehin in einigen Bundesländern auf Eis. In Berlin können junge Lehrer derzeit nur noch als Angestellte/r in den Schuldienst starten. Hier gibt es derzeit keine Chance, als Lehrer mit Beamtenstatus durchzustarten.
Einkommen als Lehrer
Wie viel du als Lehrer verdienst, hängt davon ab, an welcher Schulform du unterrichtest, ob du verbeamtet bist und in welchem Bundesland du arbeitest – denn dein Arbeitgeber ist nicht der Bund, sondern eines der Länder. Diese können eigene, nicht einheitliche Besoldungstabellen aufstellen. Auch die Besoldungsstufen variieren.