Wenn euch interessiert, was die Welt im Innersten zusammenhält, ihr analytisch denken könnt und das Experimentieren und Forschen genau euer Ding ist, seid ihr auf dem besten Wege, glückliche Physik-Studenten zu werden. Manchmal kommt es aber auch zu unschönen Überraschungen während des Studiums, sodass die Abbruchquote sehr hoch liegt – fast jeder Zweite überlegt es sich im Laufe der ersten Semester anders. Um das zu vermeiden und euch einen Überblick zu verschaffen, haben wir diesen Physik-Studienführer für euch zusammengestellt.
Bis auf Ausnahmen ist das Abi für ein Physik-Studium obligatorisch. Welche Ausnahmen das sind und was ihr über die „harten“ Zugangsvoraussetzungen hinaus noch wissen wolltet, erfahrt ihr im Folgenden als Einstieg in den Studienführer Physik.
Zugangsvoraussetzungen
Das Studienfach Physik wird derzeit fast ausschließlich an Universitäten gelehrt. An Fachhochschulen wird Physik als Teil ähnlicher Studiengänge, zum Beispiel Physikalische Technologie oder angewandte Physik, angeboten. In diesen Fällen reicht auch die Fachhochschulreife für das Physik Studium. In diesem Studienführer behandeln wir jedoch nur das reine Physik-Studium.
Somit benötigt ihr für das Studium an einer Universität das Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife. Die Fachhochschulreife genügt nicht. Keine Regel ohne Ausnahme: Vereinzelt akzeptieren Unis inzwischen auch Bewerber, die „nur“ die Fachhochschulreife besitzen.
Anderenfalls ist ein Hochschulzugang ohne Abitur auch noch möglich, wenn ihr eine abgeschlossenen Berufsausbildung und/oder Berufserfahrung nachweisen könnt. Hierbei gibt es allerdings in jedem Bundesland Unterschiede, z.B. welche Berufsabschlüsse anerkannt werden und wie viel Jahre Berufserfahrung erwartet werden. Im Zweifel solltet ihr euch also immer individuell, zum Beispiel bei der Studienberatung, über eure Möglichkeiten informieren.
NC beim Physik-Studium
Eure Chancen auf einen Studienplatz in Physik stehen gut, denn die absolute Mehrheit der Hochschulen bietet den Studiengang zulassungsfrei an. Das heißt konkret: Euer Abischnitt interessiert hier nicht. Wenn ihr sonst alle geforderten Voraussetzungen erfüllt, kann das Studium auch schon losgehen.
Nur sehr vereinzelt gibt es eine Zulassungsbeschränkung. Die NC-Werte sind aber auch da in den letzten Jahren nicht allzu hart zu knacken gewesen, sondern bewegten sich zwischen 2,8 und 3,7.
Vorkenntnisse und fachliche Interessen
Physik kommt ohne Mathematik nicht aus. Deshalb sollte euch auch dieses Fach liegen. Oft passiert es, dass Studienanfänger meinten, sich mit dem Physikstudium ihre Lieblings-Naturwissenschaft herausgepickt zu haben, dann aber an den mathematischen Inhalten scheitern.
Deshalb solltet ihr euch auf beides einstellen und bestenfalls gute Schulkenntnisse aus dem Abitur mitbringen. Wenn das nicht der Fall ist, ihr schon länger aus der Schule heraus seid oder ohne Abitur Physik studieren wollt, solltet ihr eure Kenntnisse vor dem Studium dringend noch einmal auffrischen. Viele Unis bieten hierfür auch extra Vorkurse an, in denen ihr vor Semesterbeginn die wichtigsten Grundlagen in Form eines Crashkurses beigebracht bekommt.
Was sich unter Physik in etwa vorzustellen ist, wisst ihr sicherlich noch aus dem Schulunterricht. Im Studium geht es weiter in die Tiefe. Welche Bereiche abgedeckt werden und ob ihr euch auf eurer „Lieblings-Teilgebiet“ spezialisieren könnt, lest ihr hier.
Das Physik-Studium setzt sich in der Regel aus der theoretischen Physik, der experimentellen Physik, der angewandten Physik und Mathematik zusammen. Konkret verbergen sich dahinter unter anderem:
- Themodynamik
- Mechanik und statistische Mechanik
- Elektrodynamik
- Quantendynamik
- Schwingungen, Wellen, Akustik
- Elektrizitätslehre, inkl. Magnetismus
- Wärmelehre
- Optik
- Atom-, Kern-, und Teilchenphysik
- Differentialrechnung, Vektoren, Matrizen, Gleichungssysteme und Geometrie
Wer Physik später als Lehrer unterrichten will, studiert es als 2-Fächer-Bachelor. Welches weitere Fach infrage kommt, hängt nicht nur von euren Wünschen, sondern auch vom Angebot und den Kombinationsmöglichkeiten der jeweiligen Hochschule ab. In jedem Falle begegnen euch im Lehramtsstudium Physik zusätzlich auch pädagogische Inhalte und Didaktik.
Alles weitere lest ihr im Lehramt.
Spezialisierungsmöglichkeiten
Grundsätzlich bildet euch das Physik-Studium zu Generalisten aus. Durch den Wahlbereich und eure Nebenfächer könnt ihr jedoch individuelle Schwerpunkte setzen. Welche Möglichkeiten es gibt, könnt ihr dem aktuellen Curriculum der jeweiligen Hochschulen entnehmen.
Bei der Wahl der Uni könnt ihr auch darauf achten, welche Forschungsschwerpunkte diese hat und welche Projektmitarbeiten sich während des Studiums potentiell für euch anbieten. Wer schon weiß, in welchen Bereich es ihn später beruflich zieht, kann dadurch schon frühzeitig wichtige Weichen stellen.
Darüber hinaus ist es natürlich in einem anschließendem Master-Studium möglich, sich auf einen bestimmten Bereich innerhalb der Physik zu konzentrieren.
Verwandte Alternativ-Studiengänge
Neben dem reinen Physikstudien gibt es auch Alternativen wie
- Bauphysik
- Geophysik
- Medizinische Physik
- Technische Physik
- Wirtschaftsphysik
- Biophysik
- Astrophysik
Die groben Inhalte des Studiums kennt ihr nun. Aber wie werden sie euch vermittelt, wie lange dauert das Ganze und was kommt dann? Auch darauf wollen wir in dem folgenden beiden Abschnitten des Physik Studienführers noch näher eingehen.
Dauer und Gliederung des Studiums
Das Bachelor-Studium umfasst eine Regelstudienzeit von 6 Semestern. Für den Master könnt ihr weitere 4 Semester einplanen.
Das Bachelor-Studium Physik besteht aus Modulen und ist in ein Grundstudium und ein Hauptstudium unterteilt. Die Module sind in sich abgeschlossen und werden meist mit einer Modulabschlussprüfung beendet. Sie widmen sich jeweils einzelnen Teilgebieten der Physik, beispielsweise der Teilchenlehre. Pro Semester durchlauft ihr mehrere Module gleichzeitig. Die Mehrheit davon ist fest vorgeschrieben, einen Teil könnt ihr allerdings auch selbst aus dem Angebot der Hochschule zusammenstellen.
Lehrmethoden
Wer keine Lust hat, sich Tag für Tag trockene und theoretische Vorlesungen im Hörsaal anzuhören, wird im Physik-Studium nicht enttäuscht. Laborversuche und die Durchführung von Experimenten sind ein wichtiger Bestandteil des Studiums. Ihr könnt dadurch nicht nur das bereits Gelernte anwenden und ausprobieren, sondern auch neues Wissen selbstständig entdecken. Praktika runden das Studium ab.
Abschluss des Studiums
Wie immer wartet am Ende des Studiums noch eine Abschlussarbeit auf euch, die Bachelor-Thesis. Hierfür könnt ihr mit etwa 3 Monaten Zeit zum Recherchieren, Forschen und Schreiben rechnen. Manchmal bekommen Studenten allerdings auch bis zu 6 Monate Zeit für ihre Bachelorarbeit.
Habt ihr sie erfolgreich hinter euch gebracht, habt ihr es auch geschafft:
Ihr seid entweder Bachelor of Science oder Bachelor of Arts. Beides ist im Fach Physik möglich. Lehramts-Studenten hingegen erhalten dann den Bachelor of Education.
Mit entsprechenden Leistungen könnt ihr im Anschluss auch noch auf Master studieren. Wenn ihr Physik-Lehrer werden wollt, ist das sogar zwingend notwendig. Der Bachelor allein befähigt euch nicht, das Referendariat bzw. den Vorbereitungsdienst anzutreten.
Eine anschließende Promotion im Fach Physik dauert durchschnittlich weitere 4 Jahre. Bei Bestehen wird euch der Titel Dr. rer. nat oder – seltener – Dr. phil. nat. verliehen.
Das Fach Physik wählen Studenten in erster Linie aus Interesse, denn nur mit Blick auf die Karrierechancen ist es sehr schwer, die hohen Ansprüche zu erfüllen. Dennoch stehen die Chancen nach dem Studium nicht schlecht – auch die Einstiegsgehälter sind passabel.
Mögliche Berufsfelder als Physiker
Kaum jemand studiert gerne ins Ungewisse. Viele Studenten haben aber bis kurz vor ihrem Abschluss noch keine Idee, wie sie künftig in den Berufsalltag einsteigen können. Hier ein paar Anregungen, welche Branchen und Tätigkeiten dir mit dem Abschluss in Physik offen stehen:
- Verbände und Behörden (z.B. Strahlenschutz)
- Gesundheits- und Sozialwesen
- Öffentlicher Dienst
- Labore mit nahezu allen Schwerpunkten (z.B. Physiklaborant)
- Forschung und Lehre
- Lehramtsstudenten arbeiten an weiterführenden Schulen, alternativ werden Physiker auch in der Erwachsenenbildung gebraucht
- Pharmaindustrie
- Als Gutachter
Viele Physiker steigen auch in Berufsfelder ein, die man auf den ersten Blick gar nicht mit ihnen verbinden würde. Dazu zählen zum Beispiel Unternehmensberatung, (Wissenschafts-) Journalismus oder Projektmanagement.
Gehalt als Physik-Absolvent
Die Einstiegsgehälter für Physiker beginnen bei rund 3.000 Euro brutto im Monat. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle, nicht nur die eigene Qualifikation und Verhandlungsgeschick. Entscheidend sind auch die Region, die Unternehmensgröße und die Branche. Die Chemieindustrie zahlt beispielsweise höhere Löhne, als die Automobil- und Pharmaindustrie.
Im Laufe der Jahre steigt das Gehalt eines Physikers im Durchschnitt auf bis zu 5.000 Euro brutto im Monat an. Spitzenverdiener können sogar zwischen 7.000 und 8.000 Euro brutto monatlich verdienen – leider sind sie eher die Ausnahme als die Regel. Meist handelt es sich dabei um Führungskräfte und/oder promovierte Physiker.
Wenn ihr Physik auf Lehramt studiert habt, erhaltet ihr die üblichen Gehälter für Referendare, Beamte oder beim Land angestellte Lehrer. Mehr dazu lest ihr ebenfalls in unserem Studienführer.