Während Mathe für viele schon zu Schulzeiten das absolute Horrorfach war und sie froh sind, nie wieder damit in Kontakt zu kommen, ist es für andere genau ihr Ding. Mathematik ist oft kompliziert, analytisches und abstraktes Denken sind zwingend notwendig. Dennoch ist Mathematik in sich logisch – das schätzen Mathematiker oft besonders. Außerdem begegnet uns höhere Mathematik in zahlreichen Bereichen. Ohne würde vieles, was wir im Alltag gar nicht bewusst wahrnehmen, schlichtweg nicht funktionieren. Deshalb wollen wir uns in diesem Studienführer der Studienrichtung Mathematik widmen – Möglichkeiten, Inhalte und Perspektiven.

Zugangsvoraussetzungen

Mathematik als Studienfach wird sowohl an Universitäten als auch an Fachhochschulen gelehrt. An Fachhochschulen wird meist der Studiengang „Angewandte Mathematik“ angeboten, der etwas praxisorientierter ist. Allerdings kommt Mathematik – egal wo – nie ohne viel Theorie aus.

Als Zugangsvoraussetzung braucht ihr entsprechend das Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife bzw. mindestens die Fachhochschulreife für ein FH-Studium. Aber: Einige Universitäten akzeptieren inzwischen auch Bewerber mit Fachhochschulreife.

Als alternativer Zugangsweg ist das Mathematik-Studium ohne Abitur, dafür aber als beruflich Qualifizierter möglich. Sollte dieser Weg für euch interessant sein, ist es empfehlenswert, die genauen Voraussetzungen an der Hochschule eurer Wahl zu erfragen, denn es gibt in jedem Bundesland etwas andere Regeln.

Beim Mathe Studium ohne Abi solltet ihr aber unbedingt vorher eure Kenntnisse auf Abitur-Niveau bringen. Auch, wer schon länger aus der Schule raus ist, könnte sonst Probleme haben, im Stoff mitzukommen und früh den Anschluss verpassen.

NC beim Mathe-Studium

Die NC-Werte im Fach Mathematik schwankten im WiSe 2015/15 zwischen 1,7 und 3,1. Die Beliebtheit des Studienortes bzw. der Hochschule spielt also eine große Rolle. Allerdings gibt es auch zahlreiche deutsche Hochschulen, an denen das Studienfach zulassungsfrei angeboten wird.

Außerdem kann der Notenschnitt teilweise verbessert werden. An der RWTH Aachen beispielsweise wird hierfür ein Mathe-Test angeboten. Wer gut abschneidet, kann einen Studienplatz erhalten, selbst wenn er rein über seine Abiturnote keine Chance gehabt hätte.

Vorkenntnisse und fachliche Interessen

Interesse und Spaß am Fach Mathematik solltet ihr schon zu Schulzeiten gehabt haben. Ideal ist es, wenn ihr Mathe als Leistungskurs hattet. Trotzdem solltet ihr euch immer bewusst sein, dass Uni-Mathematik ein anderes Kaliber ist, als Schul-Mathematik. Auch 1er-Schüler müssen viel tun, um ihr gutes Abschneiden im Studium fortzusetzen. Ihr solltet hartnäckig sein und Durchhaltevermögen mitbringen, um auch bei kniffligen Fragestellungen nicht die Geduld zu verlieren ehe ihr die gesuchte Lösung berechnet habt. Mathematische Beweise zu führen sollte für euch eine Herausforderung darstellen – keine müßige Qual.

Andersherum gesehen können aber auch 2er- oder 3er-Schüler erfolgreich Mathematik studieren. Entscheidend ist immer der Grund für eure Noten: War es Faulheit? Zu viele Fehlzeiten? Zu schweigsam bei der mündlichen Beteiligung gewesen? Das kann die Note runterziehen, obwohl ihr fachlich gut dabei wart und über ein gutes Grundverständnis für mathematische Zusammenhänge verfügt. Die Bereitschaft, Lücken kurzfristig zu schließen, sollte dann aber auf jeden Fall vorhanden sein. Ein Einstufungstest kann dabei helfen, euren aktuellen Wissenstand besser einschätzen zu können.

Mathematik ist ein weit gefächerter Bereich. Neben der reinen Mathematik gibt es daher auch Studiengänge, die einen bestimmten Bereich besonders intensiv behandeln. Welche Studiengänge das sind und welche allgemeinen Inhalte zum Fach Mathematik gehören, lest ihr in diesem Abschnitt.

Inhalte im Studium

Geometrie, Algebra und Analysis kennt ihr sicherlich noch aus der Schule. Auch im Studium werden sie euch wieder begegnen, allerdings noch weitaus komplexer und intensiver. Mögliche Inhalte bzw. Module während des Bachelor-Studiums sind:

  • Einführung in die Mathematik
  • Grundlagen der höheren Mathematik
  • Analysis
  • Funktionsanalysis
  • Lineare Algebra
  • Elementare Algebra
  • Differentialgleichungen
  • Stochastik und Statistik
  • Mathematische Logik
  • Programmieren
  • Berufsvorbereitung

Zusätzlich wählt ihr Nebenfächer aus dem Angebot eurer Hochschule. Lediglich in manchen alternativen Studiengängen (s.u.) sind die zu belegenden Nebenfächer bereits vorgeschrieben. Möglich sind:

  • Informatik
  • Die Naturwissenschaften Chemie, Physik oder Biologie
  • Philosophie
  • Elektrotechnik
  • Mechanik
  • Psychologie
  • Computerlinguistik

Außerdem haben auch (betriebs-)wirtschaftliche Inhalte, Rechtswissenschaften oder Fremdsprachen oft zumindest einen kleinen Anteil am Curriculum. Vor allem Englisch wird benötigt, um Fachlektüre zu verstehen.

Wenn ihr Mathe auf Lehramt studieren wollt, kommen auch noch einige pädagogische und didaktische Inhalte hinzu. Für alles weitere lohnt sich für euch auch ein Blick in den Lehramt.

Inhalte der angewandten Mathematik

Zwar überschneiden sich die Inhalte naturgemäß, doch einige sind auch typisch für die angewandte Mathematik. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Simulation der Belastungen von Windkraftanlagen
  • Optimierung von Systemen für Straßenfahrzeuge
  • Modellierung von Versicherungstarifen
  • Risikoanalysen, zum Beispiel von Investments und Aktienportfolios
  • Schwingungsberechnungen
  • Graphiken für Computerspiele

Alternative Studiengänge

Neben der reinen und der angewandten Mathematik werden auch diverse andere Studiengänge angeboten, die sich meist auf ein bestimmtes Gebiet spezialisieren. Es gibt unter anderem die Studiengänge

  • Wirtschaftsmathematik
  • Finanzmathematik
  • Kombinationen: Finanz- und Wirtschaftsmathematik
  • Biomathematik
  • Technomathematik
  • Mathematische Physik

Während Mathematik lange Zeit ein klassisches Diplom-Studium war, wurde es inzwischen nahezu komplett auf Bachelor und Master umgestellt. Nur sehr vereinzelt wird das Studium noch mit dem Abschluss Diplom angeboten. Hier erfahrt ihr, wie lange es zum Bachelor dauert und was danach kommt.

Dauer des Studiums

Das Mathe-Studium hat eine Regelstudienzeit von 6 Semestern. Allerdings wird ein anschließendes Master-Studium in den meisten Fällen angeraten, statt bereits nach dem Bachelor aufzuhören. Hierfür könnt ihr noch einmal rund 4 Semester einkalkulieren.

Insgesamt kommt ihr so auf 10 Semester Studiendauer als Äquivalent zum ehemaligen Diplom-Studium.

Während des Studiums

Das Mathematik-Studium ist modularisiert aufgebaut. Module sind in sich abgeschlossene, abprüfbare Einheiten zu einem bestimmten Thema bzw. Teilgebiet. Inhalte aus einem Gebiet, die intensiv gelehrt werden sollen, werden oft auf mehrere Module über den Studienverlauf verteilt.

Insgesamt belegt ihr jedes Semester mehrere Module parallel. Die Mehrheit davon ist bereits festgelegt, einige könnt ihr jedoch auch individuell aus dem Angebot der jeweiligen Hochschule wählen. So könnt ihr eure Interessen mit einfließen lassen und schon frühzeitig damit beginnen, euch in einen bestimmten Bereich zu spezialisieren.

Oft sind auch Computerpraktika vorgesehen, um euch im EDV-Bereich fit zu machen. Denn in mathematischen Berufen sind oft Fähigkeiten gefragt, die über alltägliche Anwenderkenntnisse hinausgehen.

Abschluss des Studiums

Wie immer steht am Ende des Studiums die Bachelor-Arbeit. Ist sie bestanden, wird euch der Bachelor of Science verliehen. Oft wird es aber auch mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen.

Im Falle eines Lehramt-Studiums Mathematik erlangt ihr den Bachelor of Education. Im Anschluss ist ein zusätzliches Master-Studium obligatorisch, um das Referendariat bzw. den Vorbereitungsdienst durchlaufen zu können. Alles Weitere erfahrt ihr in unserem Lehramt-Studienführer.

Last but not least: Die Berufsaussichten. Was kann man mit dem Studium anfangen und wie sehen die Gehälter für Mathematik-Absolventen aus? Hier wollen wir euch abschließend einen groben Überblick über eure Möglichkeiten geben.

Mögliche Berufsfelder als Mathematiker

Als Mathematiker werden ihr – abgesehen von konkreten Studiengängen oder der Wahl eurer Vertiefungsrichtungen – zu Generalisten ausgebildet. Wo Mathematiker gebraucht werden, seid ihr grundsätzlich auch qualifiziert. Mögliche Einsatzbereiche:

  • Unternehmensberatungen
  • Banken und Versicherungen
  • IT-Unternehmen
  • Fahrzeugbau
  • Industrie, z.B. chemische Industrie
  • Telekommunikation
  • Forschung und Lehre an der Hochschule
  • Wissenschaftliche Mitarbeit

Und was ihr da so tut…? Ihr könnt zum Beispiel analysieren, wie sinnvoll ein Investment ist oder die Finanzierung eines Projektes auf die Beine stellen. Ihr könnt Informationen codieren und verschlüsseln und damit Telekommunikation ein Stück sicherer machen. Ihr könnt Wirtschaftsprognosen erstellen und daraus das weitere unternehmerische Handeln ableiten. – die Möglichkeiten sind riesig.

Gehalt als Mathematik Absolvent

Mathematik ist ein anspruchsvolles Studium und Mathematiker sind gefragte Fachkräfte. Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter können sich sehen lassen, denn nach dem Studium verdienen Mathematiker bereits zwischen 40.000 und 50.000 Euro brutto jährlich. Im Bereich Webentwicklung ist der Mittelwert mit knapp 35.000 Euro eher niedrig, während Versicherungsmathematiker durchschnittlich rund 47.000 Euro brutto als Einstiegsgehalt erhalten. Auch Controller oder Wirtschaftsprüfer verdienen in der Regel zwischen 45.000 und 50.000 Euro im Anschluss an das Studium. Nach einigen Jahren Berufserfahrung können Mathematiker mitunter auch 6.000 Euro brutto im Monat mit nach Hause nehmen,

Neben der eigenen Qualifikation und Berufserfahrung spielen außerdem auch Branche, Unternehmensgröße und Region eine wichtige Rolle in Sachen Gehalt.