Germanistik zählt in Deutschland derzeit zu den beliebtesten Studienfächern. Welche Anforderungen ihr für ein erfolgreiches Studium erfüllen solltet, was euch erwartet und wie es danach im Berufsleben weitergeht, wollen wir euch in diesem Studienführer näher bringen.

Nicht nur, um die Immatrikulation zu schaffen, sondern auch für Erfolg im Studium solltet ihr einige Voraussetzungen mitbringen. Welche das sind, erfahrt ihr hier als Einstieg.

Zugangsvoraussetzungen

Um Germanistik studieren zu können, benötigt ihr eine Hochschulzugangsberechtigung. Dabei kann es sich um das Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife handeln.

An Fachhochschulen wird Germanistik nicht angeboten. Allerdings gibt es inzwischen auch einige Bundesländer, deren Unis die Fachhochschulreife akzeptieren.

NC beim Germanistik-Studium

Germanistik ist ein sehr beliebtes Studienfach, weshalb an einigen Hochschulen der Andrang recht hoch und der NC entsprechend hart ist. NC-Werte im oberen 1er-Bereich kommen im Studiengang Germanistik vor, sind aber dennoch nicht die Regel. An den meisten Hochschulen lag der NC der letzten Jahre im 2er-Bereich, teilweise wurden auch Bewerber mit 3er-Schnitt zugelassen oder es haben sogar alle Bewerber einen Studienplatz erhalten.

Solltest du kein Traumabi haben, steht dem direkten Weg ins Studium mit ein wenig örtlicher Flexibilität also so gut wie nichts im Wege.

Vorkenntnisse und fachliche Interessen

Wer Germanistik studiert, sollte sich für die deutsche Sprache und Literatur begeistern können – und zwar sowohl was die Gegenwart als auch die lange zurückreichende Vergangenheit betrifft. Interesse an Geschichte ist daher unbedingt notwendig wenn ihr Germanistik studieren wollt – sonst könnte es ein sehr zäher Weg werden.

Einwandfreie Deutschkenntnisse und ein gutes Textverständnis sind für das Studium eine wichtige Voraussetzung. Auch Englisch solltet ihr vor allem gut lesen können, denn viel der Literatur im Studium ist auf englischer Sprache geschrieben. Darüber hinaus gibt es auch Hochschulen, die Lateinkenntnisse von euch erwarten. Ob die Sprachkenntnisse nur empfohlen oder auch nachgewiesen werden müssen, hängt von der Hochschule ab.

Welche Inhalte genau auf euch zukommen, erfahrt ihr im folgenden Kapitel.

Worum bei Germanistik grob geht, sagt schon die Studiengangsbezeichnung. Doch welche Inhalte umfasst das Studium genau und gibt es Möglichkeiten, es individuell auszugestalten? – hier erfahrt ihr es.

Diese Inhalte gehören zum Fach Germanistik     

Grundsätzlich lässt sich das Germanistik-Studium im die folgenden drei Teilbereiche gliedern:

  • Literaturwissenschaft
  • Mediävistik, d.h. Mittelalterforschung
  • Germanistische Linguistik

Mögliche Module des Studiums sind daher beispielsweise:

  • Deutsche Sprache
  • Literaturgeschichte und Sprachentwicklung
  • Literatur im Mittelalter
  • Neue deutsche Literatur
  • Kommunikation
  • Textproduktion
  • Sprach- und Literaturentwicklung
  • Literatur in den Medien
  • Geschriebene Sprache und gesprochene Sprache
  • Sprachtypologie

Wollt ihr nach dem Master Lehrer werden, werden euch auch Inhalte wie Pädagogik und Didaktik verstärkt begegnen. Außerdem solltet ihr dann bei der Hochschulwahl darauf achten, welche Fächerkombinationen überhaupt möglich sind.

Schwerpunkte und Spezialisierungen

Wenn ihr im Anschluss an den Bachelor noch den Master absolviert, könnt ihr euch auf eine der oben genannten Teilbereiche spezialisieren.

Doch auch schon während des Bachelor-Studiums gibt es in der Regel die Möglichkeit, persönliche Schwerpunkte zu setzen.

Zum einen ist das durch die Wahl von Wahlpflichtmodulen aus dem Angebot der jeweiligen Hochschulen möglich. Sind Praktika vorgeschrieben, könnt ihr euch dadurch gezielt in eine Richtung orientieren, die ihr auch nach dem Studium einschlagen wollt.

Außerdem existieren verwandte Alternativstudiengänge im Bereich der Sprach- und Literaturwissenschaften mit entsprechendem Schwerpunkt. Dazu zählen zum Beispiel „Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft“, „Sprachwissenschaft“ oder auch „Computerlinguistik“.

Praxisanteile im Studium

Das Studium ist sehr theoretisch ausgelegt. Praxissemester sind an den Universitäten üblicherweise nicht vorgesehen, mitunter werden allerdings Pflichtpraktika vorgeschrieben. Diese finden dann zum Beispiel in Verlagen, Pressestellen oder Kulturämtern statt. Teilweise auch direkt an der Hochschule.

Nichtsdestotrotz ist es gerade im Fach Germanistik wichtig, Erfahrung zu sammeln – notfalls auf eigene Faust. Mehr dazu erfahrt ihr am Ende des Studienführers im Kapitel zu den beruflichen Perspektiven nach dem Studium.

Das Germanistik-Studium ist nicht einheitlich aufgebaut. So kann zum Beispiel die Regelstudienzeit von Hochschule zu Hochschule etwas variieren. Grob ist der Ablauf des Studiums aber meist ähnlich. Deshalb wollen wir nach den Inhalten im Germanistik Studium nun auch noch auf den Ablauf eingehen.

Dauer des Germanistik-Studiums

Der Studiengang Germanistik umfasst eine Regelstudienzeit von gut 3 Jahren, d.h. 6 Semester. Vereinzelt werden auch 7-semestrige Studiengänge angeboten. Ob ihr es zum Sommer- und Wintersemester oder nur zum Wintersemester beginnen könnt, ist an jeder Uni anders.

Am Ende des Studiums verfasst ihr die Bachelor-Thesis. Habt ihr alle notwendigen Leistungsnachweise erbracht und die Thesis bestanden, wird euch der Bachelor of Arts verliehen.

Aufbau im Studium

Das Studium ist klassischerweise modularisiert aufgebaut. Die Module können oft variabel verteilt werden, auch wenn ihr die Reihenfolge nicht beliebig ändern könnt.

Welche ergänzenden Module angeboten werden, hängt immer von der Hochschule ab. Wenn ihr also schon einen Wunsch habt, in welchen Bereich ihr nach dem Studium beruflich Fuß fassen wollt, empfiehlt es euch schon bei der Wahl der Hochschule darauf zu achten.

Das Kern-Curriculum könnt ihr auf der Website vieler Hochschulen schon einmal vorab einsehen.

Lehrmethoden

Neben den normalen Vorlesungen werdet ihr im Germanistik-Studium auch Tutorien und Workshops begegnen. Diese dienen zum einen der Vermittlung wissenschaftlicher Arbeitsweisen, zum anderen aber auch der Vermittlung interdisziplinärer bzw. fächerübergreifender Kompetenzen.

In den Workshops können beispielsweise auch Sprachtrainings angeboten werden – es gibt somit auch viele praktische Übungen und Auflockerung und nicht nur trockene Lerninhalte.

Zu Beginn des Studiums bieten außerdem so gut wie alle Unis Einführungsveranstaltungen zur Orientierung an. Es wird also kein „Ersti“ ins kalte Wasser geschubst.

Die Geisteswissenschaften, zu denen Germanistik zählt, haben einen umstrittenen Ruf was die Berufsaussichten anbelangt. Die Frage „Und was machst du dann damit?“ kennen viele Germanistik-Studenten zur Genüge. Interessenten für das Studienfach fürchten daher, im Anschluss an das Studium keine Arbeitsstelle zu finden. Ganz so aussichtslos ist es jedoch nicht.

Mögliche Berufsfelder für Germanisten

Das Studium bereitet euch nicht auf den einen, bestimmten Beruf vor. Auch finden sich selten Stellenanzeigen, die ausdrücklich Germanisten suchen. Trotzdem werden Germanisten gebraucht und eingestellt – ihr solltet deshalb nach dem Studium mit Selbstbewusstsein auf Jobsuche gehen.

Beispiele, in welchen Bereichen Germanisten oft arbeiten:

  • Marketing, Werbung und PR
  • Medienproduktion, sowohl Web als auch Print oder TV
  • Redaktions- und Verlagsmitarbeit
  • Selbstständigkeit, z.B als Lektor
  • Wissenschaftliche Mitarbeit
  • Dozent, z.B. an der Uni oder in der Erwachsenenbildung

Auch ist es möglich, an Grund-, Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien zu lehren. Hierfür müsst ihr aber auf jeden Fall den Master of Education und anschließend das Referendariat absolvieren. Das ist auch als Quereinsteiger mit einem Bachelor of Arts möglich. Ihr solltet euch aber immer vorab über eure Möglichkeiten informieren – nicht jede Uni macht’s möglich. Germanistik könnt ihr ansonsten auch von Anfang an als 2-Fächer-Bachelor auf Lehramt studieren und dadurch zunächst den Bachelor of Education erwerben.

Gehalt als Germanistik-Absolvent

So uneinheitlich die Berufseinstiege von Germanisten sind, so uneinheitlich sind auch ihre Einstiegsgehälter. Wer studiert, um direkt nach dem Studium viel zu verdienen, ist mit Germanistik nicht gut beraten. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass Germanistik auch mehr aus Interesse studiert wird, als um das große Geld damit zu machen.

Grob gesagt liegt die Spannbreite zwischen 25.000 und 40.000 Euro brutto im Jahr. Es gibt natürlich auch Ausnahmen – mit einer Germanistik Professur steigt auch das Einkommen auf ein Vielfaches. Allerdings musst du dafür nach dem Bachelor auf jeden Fall weiter studieren.

Wer eine Lehramts-Laufbahn einschlägt, kann mit den entsprechenden Gehältern für Referendare bzw. angestellte oder verbeamtete Lehrer rechnen. Mehr dazu findet ihr in unserem Lehramt.

Erfahrung und Qualifikation verbessern Chancen

Nach dem Bachelor könnt ihr natürlich auch als Germanisten den Master absolvieren. Ihr solltet aber abwägen, ob ihr das direkt im Anschluss tut oder erst einmal Berufsluft schnuppert. Denn gerade im Fach Germanistik ist Erfahrung sehr wichtig. Deshalb raten viele Professoren und Personaler, über Jobs während des Studiums, Berufspraktika oder auch ein Volontariat viel davon zu sammeln, statt sich bis zum (Master-) Abschluss in der Bibliothek zu verkriechen. Dann wird es nämlich oft merklich schwieriger, als wenn ihr bereits mit Praxiskenntnissen und euren persönlichen Stärken im Beruf aufwarten könnt.

Je nach Einstieg können als Germanist auch „kleine“ Zusatzkenntnisse Gold wert sein. Dazu zählen beispielsweise sehr gute Englischkenntnisse, wenn du in einem internationalen Unternehmen arbeiten willst oder weitere Sprachkenntnisse für eine Tätigkeit als Übersetzer. Sollte es euch in den journalistischen Bereich ziehen, sind redaktionelle Erfahrungen und Referenzen von großem Vorteil. Im Bereich Eventmanagement zählen Referenzen, die eure Belastbarkeit und Organisationsfähigkeit unter Beweis stellen. Je nachdem, was du später einmal machen möchtest oder was die besonders liegt, solltest du also frühzeitig deine persönliche Ausrichtung stärken.

Auch durch einen Aufbaustudiengang, z.B. im Bereich Journalismus, könnt ihr euer Profil weiter ausbauen und damit die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen.