Informatik zählt zu den meist studierten Fächern in Deutschland. Es gilt hierzulande als Männerdomäne, doch auch immer mehr Frauen studieren das MINT-Fach erfolgreich. In diesem Informatik-Studienführer wollen wir euch daher Hinweise und Tipps zum Studium, seinen Inhalten und dem Ablauf geben. Am Schluss gehen wir auch noch auf die beruflichen Perspektiven ein, die euch das Informatikstudium bietet.

Als Einstieg in unseren Informatik-Studienführer wollen wir die Grundlage schaffen: Wie habt ihr überhaupt die Chance, Informatik studieren zu können? Es gibt mehrere Zulassungswege. Zusätzlich solltet ihr aber auch noch ein paar andere Eigenschaften mitbringen:

Zugangsvoraussetzungen

Informatik kann derzeit sowohl an Fachhochschulen und Universitäten studiert werden. Dementsprechend benötigt ihr entweder die Fachhochschulreife oder das Abitur, um euch immatrikulieren zu können. Auch die fachgebundene Hochschulreife reicht, sofern sie zu einem Studium im entsprechenden Bereich berechtigt.

Alternativ ist es inzwischen auch in nahezu allen Bundesländern möglich, ohne Abi Informatik zu studieren. Dann benötigt ihr in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung, zum Beispiel zum/zur FachinformatikerIn oder IT-SystemelekronikerIn, sowie einige Jahre Berufserfahrung. Die genauen Bestimmungen variieren jedoch in den einzelnen Bundesländern, weshalb ihr euch genauer bei den (Fach)- Hochschulen in eurer engeren Wahl informieren solltet.

An einigen Hochschulen ist es auch möglich, über den Gasthörer-Status und eine anschließende Hochschulzugangsprüfung als Student für Informatik zugelassen zu werden.

NC beim Informatik-Studium

Der NC für Informatik schwankt von Hochschule zu Hochschule, Werte zwischen 2,1 und 3,5 bilden die groben äußeren Grenzen. Es gibt aber auch sehr viele Fachhochschulen und Unis, die das Fach Informatik zulassungsfrei anbieten. Bei Fernstudiengängen ist die Immatrikulation in der Regel auch unabhängig von der Abiturnote möglich.

Insgesamt gibt es also auch mit mittlerem oder schwachem Abi immer eine Möglichkeit, die Zulassung zum Informatikstudium zu packen.

Sonderfall: Duales Studium Informatik

In diesem Fall seid ihr nicht nur an einer Hochschule immatrikuliert, sondern benötigt auch einen Ausbildungsvertrag mit einer Firma. Ihr erreicht am Ende der Ausbildungszeit also gleichzeitig einen Berufsabschluss (z.B. IHK-Fachinformatiker) sowie einen akademischen Grad.

Von Vorteil sind hier unter anderem die Ausbildungsvergütung und die früh erworbenen Praxiskenntnisse. Allerdings ist die Arbeitsbelastung auch sehr hoch. Ihr solltet euch also vorher genau über den Ablauf informieren. So wird z.B. oft ein halbes Jahr im Betrieb vorgeschaltet, ehe ihr ins erste Hochschul-Semester startet.

Vorkenntnisse und fachliche Interessen

Wer Informatik studieren will, sollte Spaß an abstraktem Denken und theoretischen, teils komplizierten Inhalten haben. Mathematik ist ein wichtiger Bestandteil des Studiums – ihr solltet in diesem Fach fit sein oder zumindest das nötige Grundverständnis mitbringen, um euer Wissen erfolgreich aufzufrischen und intensiv auszubauen. Selbst verwandte Fächer wie „Medieninformatik“ kommen ohne höhere Mathematik nicht aus, es handelt sich keineswegs um ein Studium das sich überwiegend auf Gestaltung und Kommunikation fokussiert.

Beim Fach Informatik denken viele an Computer-Freaks und Klischee-Nerds. Auch wenn das Studium Spaß an Arbeit am PC voraussetzt, sind die Inhalte weitaus komplexer und umfassender, als viele vermuten. Da dies viele unterschätzen, zählt Informatik in Deutschland zu den Studienfächern mit besonders vielen Studienabbrechern, vor allem der Mathematikanteil hat es in sich. Deshalb wollen wir an dieser Stelle darauf eingehen, was euch inhaltlich erwartet.

Diese Inhalte gehören zum Fach Informatik

Die Inhalte im Informatik-Studium sind nicht einheitlich geregelt. Es kann daher Unterschiede an jeder Hochschule geben.
Bei eurer Entscheidung kann es auch behilflich sein, auf den Schwerpunkt der Hochschule zu achten. Denn wenn die Forschungsbereiche zu euren Interessen passen, wirkt sich das auch auf eure Studienmöglichkeiten aus.

Grundsätzlich gehören diese Inhalte ins Informatik-Studium:

  • Theoretische Informatik
  • Technische Informatik
  • Angewandte / Praktische Informatik
  • Artificial Intelligence bzw. Künstliche Intelligenz
  • Software-Engineering
  • Web-Engineering
  • Systemarchitekturen

Dahinter verbergen sich unter anderem:

  • Mathematik (vor allem Analysis und Algebra) und mathematische Methoden für Informatiker
  • Physik und Elektrotechnik
  • Algorithmen und Datenstrukturen
  • Programmierung
  • Software und Betriebssysteme
  • Datenbanken und Rechnernetze
  • Kodierungssysteme
  • Technische Grundlagen und Hardware

Auch Rhetorik, Kommunikation, Betriebswirtschaftslehre und weitere interdisziplinäre Inhalte können Teil des Curriculums sein.

Praxisanteile, Schwerpunkte und Spezialisierungen

Das Fach Informatik findet während des Studiums von Haus aus nicht nur im Hörsaal, sondern auch am PC statt. Zudem sehen einige Lehrpläne Betriebspraktika oder komplette Praxisssemester vor. Auch wird manchmal vor die Bachelor-Thesis die Mitarbeit an einem aktuellen Projekt geschaltet bzw. dieses mit der Thesis verbunden.

Neben den Grundlagen, die alle Informatik-Studenten durchlaufen, ist es auch möglich, sich während des Studiums für eine Vertiefungsrichtung zu entscheiden. Welche angeboten werden, ist an jeder Hochschule unterschiedlich.

Außerdem gibt es Studiengänge wie „Wirtschaftsinformatik“ oder „Technische Informatik“, die bereits von Anfang an auf die entsprechende Richtung ausgerichtet sind.
Anderenfalls entscheidet ihr euch erst im Laufe des Studiums, in welche Richtung es euch zieht.

Möglich sind zum Beispiel:

  • Computer Engineering
  • Information Engineering
  • Software Engineering
  • System Engineering
  • Medieninformatik
  • Umweltinformatik

Aufbau des Studiums

Das Studium der Informatik ist in der Regel modularisiert aufgebaut. D.h. es besteht aus vielen einzelnen, in sich abgeschlossenen Einheiten, die mit Modulabschlussprüfungen beendet werden. Die verschiedenen Module hängen inhaltlich und methodisch zusammen bzw. bauen aufeinander auf.

Zu Beginn des Informatik-Studiums werdet ihr entsprechend die Grundlagen lernen, beispielsweise Mathematik für Informatiker oder die Funktionsweise einzelner Systeme.

Erst im weiteren Verlauf des Studiums geht es ins Detail und ihr könnt ggf. Vertiefungsrichtungen wählen. Das hat den Vorteil, dass ihr euch erst einmal in das Studienfach einfinden und eure Interessen entdecken könnt, statt euch gleich zu Beginn festlegen zu müssen.

Umfang im Informatik-Studium

Das Studium hat eine Regelstudienzeit von meist 6 Monaten. Wenn ihr in Teilzeit studiert, verlängert sich die Studiendauer entsprechend. Einige Hochschulen bieten das Studium allerdings auch mit 1-2 Semestern mehr an. Häufig ist der Grund dafür, dass ein Praxissemester eingeschoben wurde. Grundsätzlich lässt sich allerdings nicht sagen, dass eine längere Studiendauer automatisch einen hochwertigeren da umfassenderen Abschluss bedeutet.

Abschluss des Studiums

Das Studium der Informatik wurden inzwischen nahezu komplett auf Bachelor und Master umgestellt. Nur sehr vereinzelt ist es noch möglich, Informatik mit dem Abschluss Diplom zu studieren, beispielsweise an der TU Dresden.
Meist wird euch der Bachelor bzw. Master of Science verliehen. Aber auch der Bachelor/Master of Engineering ist möglich, insbesondere an Fachhochschulen.

Um den Abschluss zu erreichen, steht am Ende auch im Fach Informatik das Anfertigen der Bachelor-Arbeit.

Wenn ihr euer Informatik-Studium abgeschlossenen habt, wollt ihr damit auch etwas anfangen können. Doch was macht ein Informatiker den ganzen Tag und was verdient er damit? – leicht zu beantworten ist das nicht, denn als Informatik-Absolvent stehen euch viele Türen offen. Und da von den vielen Erstsemestern bei weitem nicht alle auch das Studium beenden, hält sich der Konkurrenzkampf ebenfalls in Grenzen.

Mögliche Berufsfelder als Informatiker

Ohne IT geht heutzutage so gut wie gar nichts mehr. Informatiker werden in nahezu allen Unternehmen und Organisationen quer durch sämtliche Branchen benötigt. Die denkbaren Aufgaben sind sehr weit gefächert. Mögliche Berufsfelder sind:

  • Entwicklung, beispielsweise Webentwicklung
  • Programmierung (Software nahezu aller Art, sowohl System- als auch Anwendungssoftware)
  • Problemanalytik
  • IT-Consulting
  • Projektmanagement und Administration
  • Service, Beratung und Vertrieb

Einige Absolventen zieht es auch in Forschung und Hochschullehre. Daneben ist es möglich, Informatik auf Lehramt zu studieren und anschließend an Schulen zu unterrichten.

Gehalt als Informatik-Absolvent

Das Einstiegsgehalt eines IHK-Fachinformatikers liegt bei rund 26.000 Euro brutto im Jahr. Als Absolvent eines Informatik-Hochschulstudiums klettert es direkt auf rund 46.000 Euro brutto jährlich.

Außerdem steigt das Gehalt mit der Berufserfahrung weiter an. Nach 10 Jahren erhalten Softwareentwickler im Schnitt 65.000 Euro brutto jährlich, IT-Berater sogar über 70.000. Im IT-Management kann das Jahresgehalt sogar bis in den 6-stelligen Bereich steigen.

Dabei handelt es sich jedoch um Durchschnittswerte; die Gehälter schwanken nach oben und unten stark. Vor allem die Firmengröße und Spezialisierungsrichtig wirken sich aus. Webentwickler verdienen beispielsweise tendentiell deutlich weniger, als System- und Netzwerkadministratoren oder Softwareentwickler.

Ebenfalls spielt die Branche eine Rolle: Im Werbebereich, Großhandel sowie in Behörden und Verwaltung wird deutlich weniger gezahlt, als beispielsweise in der Automobilindustrie oder dem Finanzdienstleistungsbereich.