Was in der Regel kurz und bündig als „Zahnmedizin“ bezeichnet wird, trägt an vielen Unis auch die Bezeichnung „Zahn,- Mund- und Kieferheilkunde“. Das Studium ist Voraussetzung, um als Zahnarzt oder Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie tätig werden zu dürfen. In diesem Studienführer erfährst du alles Wichtige zum Zahnmedizin-Studium, von der Zulassung als „Zahni“ über den Ablauf bis hin zu Abschluss, Weiterbildungsmöglichkeiten und Berufsperspektiven.
Als Erstes wollen wir in unserem Studienführer darauf eingehen, welche Voraussetzungen du für die Immatrikulation erfüllen musst und was sonst nicht wichtig ist, um das Zahnmedizin-Studium erfolgreich zu meistern.
Zugangsvoraussetzungen des Zahnmedizin-Studiums
Zahnmedizin kann ausschließlich an Universitäten studiert werden. Eine Ausnahme bilden FH-Studiengänge wie zum Beispiel „Dentaltechnologie“ mit dem Bachelor-Abschluss. Diese sind aber nicht mit dem Zahnmedizin-Studium vergleichbar, da sie weniger umfangreich sind und nicht zu einer Approbation als Zahnarzt führen.
Für das „richtige“ Zahnmedizin-Studium benötigst du das Abitur. Alternativ ist auch der Zugang für beruflich Qualifizierte möglich. In diesem Fall benötigst du eine abgeschlossene einschlägige Berufsausbildung. Bewerber mit einem Meister haben es am einfachsten und können ohne Zugangsprüfungen zugelassen werden. Andere Personen, zum Beispiel Zahntechniker mit Berufserfahrung, müssen in der Regel eine Eignungsprüfung ablegen. Die genauen Modalitäten können jedoch von Bundesland zu Bundesland leicht variieren. Du kannst sie an den Hochschulen, die für dich in die engere Auswahl kommen, erfragen.
Des Weiteren benötigst du Latein-Kenntnisse. Wer kein Latinum hat, kann stattdessen aber auch einen sogenannten Terminologie-Schein während des Studiums machen.
Numerus Clausus bei Zahnmedizin
Der NC der letzten Jahre bewegte sich zwischen 1 und 2,5. Im Gegensatz zum Studium der Humanmedizin haben also auch Schüler gute Chancen, die kein perfektes 1er Abi vorweisen können. Mit einer langen Wartezeit von bis 12 Semestern können auch Abiturienten mit einem Schnitt bis in den mittleren 3er-Bereich zugelassen werden.
Als letzter Ausweg bleibt natürlich auch im Studiengang Zahnmedizin der Weg einer Studienplatzklage offen.
Zulassung zum Zahnmedizin-Studium
Die Studienplatzvergabe für Zahnmedizin erfolgt über die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH). Du kannst dich über hochschulstart.de bewerben. Natürlich kannst du während deiner Bewerbung um einen Studienplatz angeben, an welcher Stadt du Zahnmedizin studieren willst. Die SfH weist Bewerber nicht – wie teilweise angenommen – beliebig einem Hochschulstandort zu.
Persönliche Voraussetzungen für Zahnmedizin
Für ein Zahnmedizinstudium solltest du Interesse an Biologie, Physik und Chemie mitbringen. Natürlich spielen auch Anatomie und Zahnersatzkunde eine entscheidende Rolle. Handwerkliches Geschick ist ebenfalls von Vorteil, denn die Versorgung von Karies, das Anfertigen von Modellen und das Modellieren von Zahnersatz erfordern ein ruhiges Händchen. Der Umgang mit Menschen, darunter auch einige Angstpatienten mit Zahnarzt-Phobie, sollte dir für dein späteres Berufsleben auch liegen. Andererseits solltest du aber auch nicht allzu sensibel sein: Zahnmedizin-Studenten führen auch Präparationen an Leichen durch, zum Beispiel um Nervenbahnen freizulegen. Zudem solltest du belastbar sein und eine gute Sehstärke haben.
Kosten im Zahnmedizin-Studium
Und dann ist da noch das nötige Kleingeld. Denn im Zahnmedizin Studium müssen oftmals viele Materialen angeschafft werden, um das theoretisch Erlernte auch praktisch umzusetzen zu können. Teilweise stellen die Unis die Materialien, teilweise müssen sie komplett selbst angeschafft werden. Alternativ sind bei vielen Materialien auch gebrauchte Ausführungen nutzbar. Je nachdem, was der Fall ist, können im Zahnmedizin-Studium durchaus beachtliche Materialkosten zusammenkommen, die du vorab einkalkulieren solltest. Sie schwanken von Uni zu Uni enorm, Null, weniger als 1.000 Euro bis hin zu mehr als 10.000 Euro sind möglich. Zu Beginn des Semesters werden immer aktuelle Materiallisten von den Dozenten herausgegeben. Danach, wie viel an einer Uni selbst angeschafft werden muss, kannst du dich vorab schon grob bei der Studienberatung oder Studenten an dieser Uni erkundigen.
Ist die Zulassung zum Zahnmedizin-Studium geschafft, kann es auch schon bald losgehen. Hierbei gliedert sich das mindestens 10-semestrige Studium relativ eindeutig. Bedingt durch die zugrunde liegende Approbationsordnung gibt es so gut wie keine Unterschiede zwischen den Hochschulen.
Ablauf im Zahnmedizin-Studium
Das Studium beginnt mit einem sogenannten vorklinischen Teil. Bereits nach dem zweiten Semester wird steht dann das Vorphysikum an, also die erste zahnmedizinische Staatsprüfung. Das Vorphysikum besteht aus mehreren mündlichen Prüfungen in den Fächern Physik, Chemie und Biologie.
Nach insgesamt 5 Semestern Vorklinik folgt dann die zweite zahnmedizinische Staatsprüfung, das Physikum. Es besteht aus einer praktischen Woche und mündlichen Prüfungen in allen während der Vorklinik belegten Fächern, beispielsweise Histologie, Biochemie und Technik (mehr dazu bei den Inhalten des Zahnmedizin-Studiums). Insgesamt kann das Physikum zwischen 10 Tagen und 4 Wochen dauern.
Somit ist die Vorklinik vor allem theoretisch orientiert. Wer das Physikum besteht und somit die Vorklinik erfolgreich hinter sich gelassen hat, ist berechtigt, das Studium weitere 5 Semester in einer Zahn- oder Universitätsklinik fortzusetzen. Dieser Studienabschnitt ist dann weitaus praktischer aufgebaut, Studenten behandeln hier bereits Patienten – natürlich unter Aufsicht und führen viele praktische Arbeiten an Modellen durch.
Anschließend folgt dann das Staatsexamen. Mit bestandenem Staatsexamen kann schließlich der Antrag auf Approbation gestellt werden, was ein rein formaler Akt ist und mit keiner Prüfungsleistung mehr verbunden ist. Lediglich für die Niederlassung als Kassenarzt sind weitere 2 Jahre sog. „Vorbereitungszeit“ in einer Klinik oder Arztpraxis erforderlich.
Mehr zu den Inhalten während dieser Etappen und Prüfungen erfahrt ihr unter dem nächsten Punkt (3.) !
Promotion
Auch im Zahnmedizin-Studium besteht natürlich die Möglichkeit der Promotion. Mit dem Schreiben der Dissertation beginnen viele bereits während des Studiums, statt erst im Anschluss. Nach der erfolgreichen Promotion kann der Titel „Dr. med. dent.“ geführt werden. Diese Möglichkeit nehmen aber nur rund die Hälfte der Absolventen an. Vor allem unter den Jüngeren wird eine Promotion immer seltener angestrebt. Zur Ausübung des Berufes ist diese auch nicht zwingend erforderlich.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Auch nach dem eigentlichen Studium sind die Bildungsmöglichkeiten als Zahnmediziner noch nicht ausgeschöpft. Welche optionalen Fortbildungsmöglichkeiten es im Anschluss noch gibt, erfahrt ihr unter dem Punkt „4. Berufsperspektiven“.
Wie bereits erwähnt, gliedert sich das Zahnmedizin-Studium in einen vorklinischen und einen klinischen Teil. Welche Inhalte dich hier jeweils im Detail erwarten, liest du hier. Auch darauf, welche Themen in den Prüfungen abgefragt werden, wollen wir näher eingehen.
Zahnmedizin: Vorklinischer Teil
In der Vorklinik geht es vor allem mit Biologie, Chemie und Physik los. An einigen Universitäten werdet ihr in den ersten Semestern auch der Zoologie begegnen. In dieser Phase werden Zahnmedizinstudenten also vor allem naturwissenschaftliche Grundlagen vermittelt.
Weiter geht es dann mit Anatomie, Histologie, Physiologie und Biochemie.
Auch Teil der Vorklinik sind mehrere Kurse in Zahntechnik, nämlich TPK und Phantomkurs 1 und 2. Im TPK, dem „technischen Kurs der Propädeutik“, lernen Studenten die zahntechnischen Grundlagen und auch ihre Anwendung, von Gipsmodellen bis hin zum Modellieren von Zähnen. Die Phantomkurse 1 und 2 bauen aufeinander auf. Ihren Namen verdanken sie der Tatsache, dass mit Phantomen gearbeitet wird, d.h. an Plastikköpfen. Bisswälle, Kronen, Bohren – alle wichtigen Tätigkeiten eines Zahnarztes werden hier genau gelernt und erprobt.
Ist das geschafft, folgt auch schon das Physikum. Mehr dazu weiter unten.
Wer kein Latinum hat, kann im vorklinischen Teil auch an Kursen zur medizinischen Terminologie teilnehmen. Eines von beiden ist Voraussetzung zur Zulassung zum Physikum.
Zahnmedizin: Klinischer Teil
Ist das Physikum bestanden, kannst du die Vorklinik hinter dir lassen und in der Klinik durchstarten. Diese Etappe deines Studiums wird weitaus praktischer orientiert sein. Trotz viel Arbeit wird sie deshalb auch von vielen als „spaßiger“ empfunden.
Viele Kurse stehen dir in dieser Phase des Zahnmedizin-Studiums bevor. Dazu zählen:
– Phantomkurse zur Zahnerhaltung und der Parodontologie
– Kieferorthopädie
– Auscultando
– Kons 1 und 2 (konservierende Zahnheilkunde)
– Practicando 1, 2, teilweise auch 3
– Dermatologie
– Hygiene und Mikrobiologie
– Pathohistologie
– Pharmakologie
– Innere Medizin
– Röntgen
– Prothetik
„Auscultando“ ist auch als „Spritzenkurs“ bekannt. Hier lernst du Wichtiges zum Thema Anästhesie, Zahnextraktion, Intubation, Reanimation und Notfallmedizin. Für viele Studenten ist das ein Highlight in der Klinik.
Neben „normalen“ Benotungen deiner Arbeit und Klausuren stehen dir im Zahnmedizin-Studium drei größere Prüfungen bevor.
Vorphysikum
Das Vorphysikum umfasst drei mündliche Prüfungen in Biologie, Physik und Chemie. In der Regel findet es nach dem 2. Semester statt, an einigen Unis auch nach dem dritten Semester. Hier kann alles abgefragt werden, was du in den Vorlesungen bisher gelernt hast. Es sind Einzelprüfungen sowie Prüfungen mit Kommilitonen zusammen möglich. Wer das Vorphysikum nicht besteht, kann es einmal wiederholen. Aber keine Angst – wer gut mitgearbeitet hat, erlebt hier nicht sehr häufig böse Überraschungen.
Physikum
Das Physikum, auch zahnärztliche Vorprüfung genannt, erwartet dich nach dem fünften Semester. Hier werden 4 mündliche Prüfungen in allen belegten Fächern abgelegt. Zusätzlich musst du eine praktische Prüfung bestehen. Diese streckt sich über sieben Tage, in denen du beispielsweise eine Teil- oder Totalprothese anfertigen und am Modell anbringen musst.
Fast geschafft: das Staatsexamen
Deine dritte Prüfung, das finale Staatsexamen. Um zugelassen zu werden musst du alle Prüfungen und vorgeschriebenen Praxisanteile belegen können.
Das Staatsexamen hat es dann in sich und besteht, wie auch schon das Physikum, aus einem mündlichen und einem praktischen Teil, ist aber ingesamt weitaus umfangreicher als die bisherigen Prüfungen. Daher kann es sich auch über einen Zeitraum von rund einem halben Jahr erstrecken. Die „heiße Phase“ dauert rund 2 Monate, Nachprüfungen können danach jedoch auch noch erforderlich sein. Insgesamt ist diese lange Zeit auch nötig, denn es erwarten dich viele Prüfungen. Du wirst das komplette Wissen aus 10 Semestern abrufen müssen. Daneben spielt auch das „Handwerkszeug“ eine große Rolle, die medizinische Terminologie sollte beispielsweise ohne großes Überlegen sitzen.
11 Abschnitte erwarten dich, darunter befinden sich mitunter auch einzelne Teilprüfungen, sodass es insgesamt sogar noch mehr Prüfungen zu bewältigen gilt:
I. Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie,
II. Pharmakologie,
III. Hygiene, medizinische Mikrobiologie und Gesundheitsfürsorge,
IV. Innere Medizin,
V. Haut- und Geschlechtskrankheiten,
VI. Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,
VII. Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten,
VIII. Chirurgie,
IX. Zahnerhaltungskunde,
X. Zahnersatzkunde,
XI. Kieferorthopädie
Wer es ganz genau wissen will, kann die Details zu den Prüfungen in der Approbationsordnung für Zahnärzte ab § 40 einsehen:
http://www.gesetze-im-internet.de/z_pro/__40.html
Das Studium der Zahnmedizin ist lang und keine Leichtigkeit. Der Weg ist vorgezeichnet: Du wirst Zahnarzt. Im Gegensatz zu einigen anderen Studiengängen gibt es also keine wirklich gigantische Auswahl an Berufsmöglichkeiten. Trotzdem gibt es mehr Möglichkeiten, als „nur“ die eigene Praxis. Letztlich interessiert dich wahrscheinlich auch, mit welchem Einkommen du letztlich rechnen kannst. Darauf wollen wir hier abschließend eingehen.
Alternative als Zahnarzt
Schätzungsweise mehr als 90% der in Deutschland zugelassenen Zahnärzte arbeitet ganz klassisch niedergelassen in der Praxis. Doch auch wenn es dich nicht in die eigene Praxis zieht, warten andere mögliche Tätigkeitsfelder. Eine Tätigkeit an (Uni-)Kliniken, in der Lehre oder Forschung ist denkbar. Auch in der Wirtschaft können Zahnärzte unterkommen, ebenfalls benötigt werden Zahnärzte in entsprechenden Zweigen der Pharmaindustrie. Auch ist es möglich, beispielsweise in den Medizinjournalismus einzusteigen.
Insgesamt gelten die Berufsaussichten für Zahnärzte als sehr gut.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Zahnärzte
Fachliteratur, E-Learning, Kongresse und Tagungen, Hospitationen und Co. gehören natürlich auch dazu. Denn auch als approbierter Zahnarzt musst du immer auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sein, beispielsweise wenn neue Füllmaterialien für Karies entwickelt wurden oder neue, bessere Behandlungstechniken zum Einsatz kommen sollen. Die Berufsordnungen für Zahnärzte verpflichten dich nach deiner Approbation sogar dazu, die Erhaltung bzw. Entwicklung deiner Berufskompetenz dadurch zu gewährleisten, dass du an Fortbildungsmaßnahmen teilnimmst.
Neben dieser Verpflichtung gibt es allerdings auch freiwillige Weiterbildungsmöglichkeiten. Nach der Approbation als Zahnarzt/-ärztin ist es möglich, eine Facharztausbildung zum Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen/in anzuhängen.
Die Ärztekammern bieten zudem strukturierte Fortbildungen in curricularer Form an, beispielsweise in den Bereichen Parodontologie, Implantologie und Endodontologie. Diese Fortbildungen werden mit einem entsprechenden Zertifikat abgeschlossen. Patienten machen ihr Vertrauen mitunter sehr davon abhängig, welche Zusatzqualifikation ihr Zahnarzt hat, beispielsweise wenn sie in ein kostenintensives Implantant investieren wollen.
Einkommen von Zahnärzten
Im öffentlichen Dienst angestellte Zahnärzte verdienen durchschnittlich etwa 3.500 bis 4.500 Euro im Monat (brutto). Als frischer Absolvent kann das Gehalt eines angestellten Zahnarztes jedoch auch nur rund die Hälfte betragen.
Die Mehrheit der Zahnärzte ist jedoch weder angestellt noch im öffentlichen Dienst tätig, sondern mit der eigenen Praxis selbstständig. Hier ist es sehr schwer, Angaben zu Umsatz der Praxis und Einkommen des Zahnarztes zu machen, da zahlreiche Faktoren mit hineinspielen. So sind beispielsweise die Lage der Praxis und angebotene Zusatzleistungen von Relevanz.