Vor allem im deutschsprachigen Raum ist das Psychologiestudium mehr als begehrt. Doch viele sind sich unsicher oder gehen mit falschen Vorstellungen in das Studium. Durch diesen Studienführer wollen wir Euch mit den wichtigsten Rahmenbedingungen zum Psychologie-Studium vertraut machen.
Neben den Zugangsvoraussetzungen der Hochschulen spielen auch weitere Fähigkeiten und Interessen eine Rolle, um im Psychologie Studium erfolgreich zu sein. Auf diese Faktoren wollen wir hier näher eingehen.
Zugangsvoraussetzungen
Wie für nahezu alle Hochschulstudiengänge erfordert auch das Psychologie-Studium das Abitur oder die fachgebundene Hochschulreife. Mitunter lässt sich Psychologie auch mit der Fachhochschulreife studieren, sowohl an Fachhochschulen als auch an immer mehr Hochschulen.
Zudem gibt es inzwischen auch die Möglichkeit, Psychologie ohne Abitur studieren zu können. Hierfür ist wiederum eine abgeschlossene Berufsausbildung und in der Regel auch eine bestimmte Zeit beruflicher Praxiserfahrung erforderlich. Über die genauen Zulassungsmodalitäten informieren und beraten die Hochschulen. Unterschiede kann es auch von Bundesland zu Bundesland geben.
Ein Teil der Psychologie-Studienplätze in Deutschland wird momentan über hochschulstart.de zentral vergeben. In den restlichen Fällen ist eine Bewerbung direkt bei der Universität Eurer Wahl erforderlich.
Fähigkeiten und Interessen
Umfragen haben ergeben, dass circa 60% der angehenden Studenten sich für Psychologie entschieden haben, um „Menschen verstehen und helfen zu können“. Zwar ist diese Intention nicht verkehrt, greift aber viel zu kurz: Psychologie ist in jedem Falle kein reines „Plauderfach“, wie viele es vermuten. Es kann helfen, sein eigenes Leben besser zu ordnen, sollte aber auf keinen Fall mit dem reinen Ziel der „Selbsttherapie“ begonnen werden.
Psychologen benötigen Interesse und grundlegendes Verständnis nahezu aller naturwissenschaftlichen Fächer. Auch Mathematik und Statistik spielen eine große Rolle. Studenten sollten zudem fit in Englisch sein oder bereit, ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen. Näheres zu den genauen Inhalten findet Ihr im Bereich „Inhalte des Studiums“.
Für eine spätere Tätigkeit im psychologischen Bereich sind Offenheit und Einfühlungsvermögen besonders wichtig. Vor allem, wer im therapeutischen Bereich arbeiten will, sollte außerdem einen langen Atem mitbringen: Nach dem Bachelor stehen der Master sowie mehrere Jahre Fortbildung an, bevor Psychologen auch therapeutisch aktiv werden dürfen.
Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. Das heißt, dass sie durch Beobachtungen, Befragungen und Experimente das Erleben und Verhalten des Menschen erforscht. Das Studium der Psychologie ist nicht einheitlich geregelt, es kann also zu leichten Unterschieden von Hochschule zu Hochschule kommen. Die meisten Universitäten orientieren sich jedoch eng an den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Psychologie e.V.
Inhalte im Psychologie-Studium
Das Psychologie-Studium besteht aus Grundlagenfächern sowie Methoden- und Anwendungsfächern. Zu den Grundlagenfächern zählen die Allgemeine Psychologie, die Biologische Psychologie, Entwicklungspsychologie, Sozialpsychologie und die Differentielle Psychologie. Die Methodenfächer sind die Methodenlehre und die Psychologische Diagnostik. Hier wird angehenden Psychologen sozusagen das „Handwerkszeug“ vermittelt. Dazu zählt beispielsweise das systematische Einholen und Verarbeiten von Informationen, um darauf aufbauend Diagnosen und Interventionsmöglichkeiten ausarbeiten zu können. Die Anwendungsfächer sind unter anderem klinische Psychologie, Pädagogische Psychologie, Forensische Psychologie oder auch Neuro- und Rehabilitationspsychologie.
Doch innerhalb dieser Fächer verstecken sich auch Inhalte, die viele im Psychologie-Studium nicht vermuten. Vor allem Mathematik und Statistik spielen im Psychologie-Studium eine große Rolle. Zudem sind auch gute Englischkenntnisse wichtig. Der Grund ist, dass die Fachliteratur im Bereich der Psychologie überwiegend englischsprachig ist.
Im weiteren Studienverlauf können Schwerpunkte gesetzt werden. So kann beispielsweise die Werbepsychologie ein Teil des Psychologie-Studiums sein und dadurch auf eine Tätigkeit im Marketingbereich vorbereiten. Wer therapeutisch tätig werden will, sollte entsprechend andere Schwerpunkte wählen. Allerdings sind in Fall zusätzliche Weiterbildungen nach dem eigentlichen Studium unumgänglich. Mehr darüber im Kapitel über die Berufsaussichten dieses Psychologie-Studienführers.
Interdisziplinäre Studiengänge
Neben dem klassischen Psychologiestudium gibt es auch eine Reihe an interdisziplinären Studiengängen. Diese verknüpfen die Psychologie mit einem weiteren Fachbereich. So kann beispielsweise aktuell im Fernstudium der Studiengang „Wirtschaftspsychologie und BWL“ studiert werden. Psychologische Kenntnisse werden hier mit betriebswirtschaftlichen Inhalten kombiniert. Absolventen sind somit insbesondere für eine Tätigkeit in der Wirtschaft fit.
Das Studium der Psychologie ist nicht vollständig einheitlich geregelt. Es kann daher zu leichten Abweichungen kommen, die am besten direkt bei der jeweiligen Universität erfragt werden. Um auch näher auf den Ablauf des Psychologie-Studiums eingehen zu können, müssen wir auch zunächst die möglichen Abschlüsse des Studiengangs vorwegnehmen:
Verschiedene Abschlüsse des Psychologiestudiums
Im Zuge des Bologna-Prozesses werden inzwischen die meisten Psychologie-Studiengänge mit dem Bachelor of Science abgeschlossen. Das Studium dauert dann sechs Semester bzw. gut drei Jahre. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, nach zwei weiteren Studienjahren den Master of Science zu erlangen.
Daneben existieren aber auch nach wie vor noch Universitäten, die Psychologie als Diplom-Studium anbieten. Nach dem 4-semestrigen Grundstudium wird das Vordiplom erlangt, nach weiteren 5 Semestern das Hauptdiplom. Insgesamt hat das Psychologie-Diplom-Studium also eine Regelstudienzeit von 9 Semestern. In der Praxis benötigen die meisten Studenten allerdings 11 bis 15 Semester.
Beim Diplom-Studium handelt sich aber um ein Auslaufmodell. Die wenigen noch zugänglichen Diplomstudiengänge werden innerhalb der nächsten Jahre vermutlich ebenfalls auslaufen.
Ablauf des Psychologie-Studiums [Bachelor]
Das Bachelor-Studium Psychologie hat eine Regelstudienzeit von sechs Semestern. In dieser Zeit müssen Studierende 180 ECTS sammeln. Diese können in insgesamt 18 Modulen gesammelt werden. Die Module bestehen sowohl aus Grundlagen- als auch aus Anwendungsfächern. Beide müssen von den Hochschulen mit mindestens jeweils 48 ECTS angeboten werden. Die genaue Ausgestaltung obliegt den Hochschulen selbst.
Während des Studiums durchlaufen Studenten schriftliche Prüfungen in Form von Tests und Klausuren sowie mehrere Seminare, mündliche Prüfungen und Referate. Hinzu kommen Nebenfachmodule, 30 Versuchspersonenstunden und 12 Wochen berufsorientiertes Praktikum. Das Praktikum kann allerdings auch auf 2 x 6 Monate aufgeteilt werden. Das Psychologie-Studium wird mit dem Anfertigen der Bachelorarbeit abgeschlossen. Hierfür wird ein Zeitraum von 12 Wochen eingeplant.
Der Bachelor im Fach Psychologie befähigt laut der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DPG) überwiegend für psychologische Routinetätigkeiten. Nach dem Bachelor ist jedoch auch im Fach Psychologie ein anschließendes Master-Studium möglich. Für einige berufliche Tätigkeiten ist das nicht nur nützlich, sondern zwingend erforderlich, allen voran eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten. Diese ist Bachelor-Absolventen noch nicht zugänglich.
Wie viele andere Studienrichtungen auch kann Psychologie mittlerweile auch im Fernstudium studiert werden. Welche Unterschiede inklusive Vor- und Nachteile es gibt, wollen wir hier etwas näher herausstellen.
Vorteile des Fernstudiums
Fernstudiengänge punkten im Allgemeinen dadurch, dass sie Studenten ein Höchstmaß an Flexibilität ermöglichen – sowohl zeitlich als auch räumlich. Bis auf einige Seminare, Hausarbeiten und Zwischenklausuren können Fernstudenten frei entscheiden, wann und wo sie etwas für ihr Studium tun. Präsenzvorlesungen gibt es nicht. Vor allem, wer berufsbegleitend studieren will oder nicht mobil ist, kann dadurch seinen Traum vom Psychologie-Studium verwirklichen.
Auch in Hinblick auf den Numerus Clausus im Bereich Psychologie ist ein Fernstudium oft sinnvoll. Dann an vielen Hochschulen ist eine Abitur-Durchschnittsnote im 1er-Bereich erforderlich, um in absehbarer Zeit einen Studienplatz ergattern zu können. In ein Fernstudium können angehende Psychologen in der Regel sofort einsteigen. Teilweise ist der Studienbeginn sogar jederzeit und nicht erst zum nächsten Semester möglich.
Grundsätzlich ist das Fernstudium inzwischen auch genauso anerkannt wie ein Studium mit Präsenzzeiten. Im Berufsleben können Fernstudenten zudem dadurch punkten, dass sie ein besonderes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Engagement unter Beweis gestellt haben – denn ohne diese Eigenschaften ist ein Fernstudium noch schwerer zu schaffen, als ein reguläres Studium. Auch finanzielle Förderungen, beispielsweise BAföG, Kindergeld oder günstige Tarife in der Krankenversicherung sind für Fernstudenten erhältlich, wenn sie die sonstigen Anforderungen erfüllen.
Nachteile des Fernstudiums
Im Fernstudium sind Studenten weitestgehend auf sich allein gestellt, es gibt kaum Gruppendynamik. Dadurch fällt es vielen schwer, sich regelmäßig mit dem Studienmaterial zu beschäftigen, statt das Studium schleifen zu lassen.
Die Kosten für das Studium können – müssen aber nicht – die für ein reguläres Studium mit Präsenzzeiten übersteigen. Auch sollten hierbei zusätzliche Kosten für Anreise und Übernachtung am nächsten Studienzentrum der jeweiligen Fernuni berücksichtigt werden. Bei den meisten Anbietern handelt es sich um private Hochschulen. Das Vorurteil, es handele sich um einen erkauften Studienabschluss zweiter Klasse, ist zwar absolut nicht begründet, hält sich aber hartnäckig.
Ein weiterer Nachteil, nämlich der mangelnde Praxisbezug, kann durch eine parallele Berufstätigkeit oder Praktika während des Studiums ausgeglichen werden. Vor allem im Psychologie-Fernstudium ist das wichtig, teilweise auch vorgeschrieben.
Das Psychologie-Studium bildet nicht für einen bestimmten Beruf aus. Stattdessen stehen Absolventen eine Reihe an Einstiegsmöglichkeiten in die Arbeitswelt offen. PsychologInnen können sowohl selbstständig als auch fest angestellt oder als Beamte arbeiten.
Wichtige Unterschiede: Psychologe, Psychotherapeut und Psychiater
Oft werden die Berufsbezeichnungen Psychologe, Psychotherapeut und Psychiater miteinander gleichgesetzt. Es bestehen jedoch wichtige Unterschiede. Grundsätzlich sind Psychologen alle, die ein Hochschulstudium der Psychologie abgeschlossen haben. Dies gilt zunächst unabhängig davon, ob sie das Diplom, den Bachelor oder bereits den Master erworben haben. Psychologen dürfen jedoch (noch) keine Heilkunde ausüben und nicht therapeutisch tätig werden. Hiervon abzugrenzen wäre zum Beispiel eine reine Coaching-Tätigkeit.
Wer sein Psychologie-Studium mit Diplom oder Master abgeschossen hat, kann jedoch eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten absolvieren. Diese dauert drei Jahre in Vollzeit oder fünf Jahre als berufsbegleitende Maßnahme. Während dieser Zeit dürfen sich Auszubildende „„Psychotherapeut in Ausbildung“, kurz „PiA“ nennen. Die Ausbildung umfasst 600 Stunden praktische Ausbildung mit 6 Patientenbehandlungen unter Supervision, 600 Theoriestunden und 1.500 Stunden praktische Tätigkeit.
Psychiater wiederum sind keine studierten Psychologen, sondern Ärzte. Sie haben Medizin studiert und eine Facharztausbildung im Bereich „Psychologie und Psychotherapie“, „Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“ oder „Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie“ absolviert. Dadurch dürfen Sie beispielsweise auch Medikamente wie Antidepressiva verschreiben. Wer ausschließlich Psychologie studiert hat, darf das nicht. Das gilt auch für Psychotherapeuten. Auch ist es Psychiatern vorbehalten, als medizinische Sachverständige psychologische Gutachten zu erstellen. Medizinische Sachverständige werden beispielsweise zu Rate gezogen, wenn die Frage nach der Schuldfähigkeit eines Angeklagten im Strafverfahren im Raum steht.
Eigene Praxis und Einrichtungen mit Psychologen-Bedarf
Psychotherapeuten können grundsätzlich eine eigene Praxis eröffnen und Patienten therapieren. Zu bedenken ist jedoch, dass einzelne Gebiete wegen Überversorgung mit Psychotherapeuten gesperrt werden können. In diesem Falle ist die Niederlassung mit eigener Praxis nicht möglich. Üblich ist es in diesen Fällen, Praxen von Therapeuten, die in Ruhestand gehen, zu übernehmen. Auch ist es möglich, in eine Berufsausübungsgemeinschaft mit anderen Kollegen einzusteigen.
Weitere denkbare Einrichtungen, die freiberufliche oder fest angestellte Psychologen beschäftigen können, sind beispielsweise Arztpraxen, Reha-Zentren und Krankenhäuser, Jugendzentren, Schulen und Universitäten, der Strafvollzug, die Polizei oder die Bundeswehr sowie Sozial- und Jugendämter.
Wirtschaft, Forschung und Lehre
Auch in der Wirtschaft werden Psychologen zunehmen gebraucht, beispielsweise in Personalabteilungen oder als selbstständige Mitarbeiter-Coaches. Daneben steht Psychologen natürlich auch der Weg in Forschung und Lehre offen.