Pharmazie

Bei der Pharmazie handelt es sich um die Wissenschaft von Heil- bzw. Arzneimitteln, von der Herstellung bis hin zur Anwendung am Menschen. Was überschaubar klingt, umfasst jedoch eine Fülle an anspruchsvollen, überwiegend naturwissenschaftlichen Inhalten. Der klassische Beruf eines Pharmazie-Absolventen ist Apotheker – doch es gibt noch weitere Berufsperspektiven.

Was du an Voraussetzungen fürs Pharmaziestudium brauchst, wie Inhalte, Ablauf und Abschlussmöglichkeiten aussehen und welche Berufschancen dir das Studium eröffnet, fassen wir dir in diesem Pharmazie-Studienführer zusammen.

Wo kann ich überhaupt Pharmazie studieren, welche Voraussetzungen muss ich erfüllen und welche Alternativen zum klassischen Pharmaziestudium gibt es? – hier erfährst du es.

Zugangsvoraussetzungen

Zum Studium der Pharmazie an einer Universität benötigst du das Abitur. Alternativ genügt auch die fachgebundene Hochschulreife. Diese muss aber ausdrücklich zum Studium der Pharmazie befähigen. In einigen Bundesländern ist auch die Zulassung zum Pharmaziestudium mit einer einschlägigen beruflichen Vorqualifikation möglich.

Darüber hinaus werden auch einige verwandte Bachelor-Studiengänge angeboten, teilweise auch an Fachhochschulen, sodass die Fachhochschulreife genügt. Das sind jedoch keine klassischen Pharmazie-Studiengänge, die zur Apotheker-Approbation führen. Stattdessen handelt es sich dabei um Studiengänge wie „Pharmatechnik“, „angewandte Pharmazie“ oder auch „pharmazeutische Biotechnologie“. Auf die Unterschiede gehen wir unter Punkt 4. „Pharmazie: Bachelor oder Staatsexamen?“ näher ein.

Fähigkeiten und Interessen

Im Pharmaziestudium stehen Naturwissenschaften an erster Stelle. Gute Vorkenntnisse in Biologie und Chemie, Mathematik und auch etwas Physik sind von Vorteil, um gut ins Studium zu starten. Auch sollten natürlich allgemeines Interesse und Verständnis für die Naturwissenschaften vorhanden sein. Wissensdurst, Forscherdrang und die Bereitschaft, wissenschaftliche Experimente zu planen, durchzuführen und auszuwerten gehören ebenfalls zum Anforderungsprofil für Pharmaziestudenten. Du solltest analytisch denken können und Spaß an der Arbeit im Labor haben. Auch wirtschaftliche und rechtliche Themen gehören zum Pharmaziestudium dazu. Welche Inhalte im Detail auf dich zukommen, erfährst du unter Punkt 2 „Inhalte“.

Bewerbung zum Pharmaziestudium

Die Studienplatzvergabe erfolgt zentral durch die Stiftung für Hochschulzulassung (SFH). Ihr könnt euch online über http://www.hochschulstart.de bewerben.
Der NC für Pharmazie lag in den letzten Jahren sehr hoch und wird sich vermutlich auch künftig im 1er Bereich bewegen. Gute Noten in den Naturwissenschaften im Abitur werden nicht positiv angerechnet. Du hast jedoch einen Bonus, wenn du bereits über eine einschlägige Berufsausbildung verfügst, zum Beispiel zum/zur PTA. Ansonsten bleiben Wartesemester oder eine Studienplatzklage, um nach einer Absage doch noch einen Platz zu bekommen.

Wo du Pharmazie studieren kannst

Pharmazie wird in Deutschland momentan an Universitäten angeboten. Nur
hier kannst du das Staatsexamen in Pharmazie erlangen. Aktuell ist das an 22 Universitäten der Fall, nämlich in Berlin, Bonn, Braunschweig, Düsseldorf, Erlangen, Frankfurt a.M., Freiburg, Greifswald, Halle a.d. Saale, Hamburg, Heidelberg, Jena, Kiel, Leipzig, Mainz, Marburg, München, Münster, Regensburg, Saarbrücken, Tübingen und Würzburg. (Stand: 12/2014)
Alle weiteren Studiengänge sind – wie oben erwähnt – mit dem Pharmaziestudium zwar themenverwandt, jedoch kein klassisches Pharmaziestudium.

Im Gegensatz zu vielen anderen Studiengängen ist das Pharmaziestudium auf Staatsexamen durch die Approbationsordnung für Apotheker bundesweit einheitlich geregelt. Dadurch ergeben sich viele Grundsätzlichkeiten, die für das Pharmaziestudium an jeder Uni in jedem Bundesland gleich sind und nicht weiter differenziert werden müssen.

Die Regelstudienzeit im Pharmaziestudium beträgt 8 Semester. In der Praxis benötigen die meisten Studenten jedoch etwas länger, sodass der Durchschnitt bei 9 Studiensemestern liegt. Wie genau sich diese Zeit gestaltet und welchen Abschluss du am Ende in den Händen hältst, erfährst du hier.

Crash-Kurse vor dem Studium

Bevor es so richtig losgeht, bieten einige Universitäten Crash-Kurse an, vor allem in Chemie. So kannst du dein Wissen noch einmal auffrischen. Sei dir aber bewusst, dass diese Kurse in der Regel nicht komplett von Null anfangen, sondern auch bereits eine gewisse Basis voraussetzen. Ein Pharmaziestudium gilt als schaffbar, aber auch von Beginn an als sehr zeit- und arbeitsintensiv.

Universitätsstudium

Das Studium der Pharmazie gliedert sich in zwei Abschnitte – das Grundstudium und im Anschluss das Hauptstudium. Das Grundstudium dauert 4 Semester inklusive der Famulatur. Es wird mit der ersten pharmazeutischen Prüfung bzw. dem ersten pharmazeutischen Staatsexamen abgeschlossen.
Darauf folgt dann das Hauptstudium, welches weitere 4 Semester umfasst und mit dem zweiten Teil der pharmazeutischen Prüfung bzw. dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen wird.

Famulatur

Die Famulatur wird zwischen dem Grund- und Hauptstudium absolviert. Sie umfasst einen Zeitraum von mindestens 8 Wochen und wird üblicherweise während der vorlesungsfreien Zeit abgeleistet. Hierfür werden meist 4 Wochen in einer öffentlichen Apotheke gearbeitet, die übrigen 4 Wochen können auch in einer Krankenhaus- oder Bundeswehrapotheke o.Ä. abgeleistet werden. Wer jedoch bereits über eine berufliche Vorqualifikation verfügt, zum Beispiel eine Ausbildung zum/zur PTA, kann die Famulatur daher auch auslassen.

Praktische Ausbildung

Nach dem eigentlichen Universitätsstudium von ca. 8 Semestern bist du jedoch noch nicht fertig, denn jetzt folgt deine praktische Ausbildung. Sie umfasst 12 weitere Monate, wovon mindestens 6 Monate erneut in einer öffentlichen Apotheke verbracht werden müssen. Die restlichen 6 Monate können – wie schon bei der Famulatur – auch in anderen Apotheken absolviert werden. Ein Auslandsaufenthalt ist während dieser Zeit ebenfalls möglich.
Sinn und Zweck der praktischen Ausbildung ist es, angehende Pharmazeuten Betriebsabläufe, Fachsprache und Rechtsvorschriften in der Berufspraxis kennenlernen zu lassen. Hinzu kommen das Beraten von Kunden oder auch Routine im laiengerechten Erklären der Wirkungsweise von bestimmten Arzneimitteln.

Die pharmazeutischen Prüfungen

Erst nach diesem Ausbildungsweg kannst du den dritten Teil der pharmazeutischen Prüfung ablegen. Das bestandene dritte Staatsexamen ist Voraussetzung, um die Approbation erfolgreich zu beantragen. Diese ist nur noch ein formaler Akt und berechtigt dann zum Führen der Berufsbezeichnung.

An einigen Universitäten ist es jedoch möglich, bereits nach dem zweiten Staatsexamen eine Diplomarbeit anzufertigen, um den akademischen Grad Diplom-Pharmazeut zu erlangen. Auch eine Dissertation kann schon nach dem zweiten Staatsexamen angefertigt werden. Absolventen können dadurch den Doktor der Naturwissenschaften „Dr. rer. nat.“ erlangen.

Wie bereits beim Ablauf des Pharmaziestudiums erwähnt, sind auch die Inhalte bundeseinheitlich geregelt. Individuelle Besonderheiten der jeweiligen Unis halten sich dadurch auch stark im Rahmen.

Inhalte im Pharmazie-Studium

Während des 4-jährigen Universitätsstudiums werden Studenten 10 Stoffgebiete lernen müssen. Diese sind in der Approbationsordnung für Apotheker mit den Buchstaben A bis K bezeichnet. Jedes Stoffgebiet umfasst durchschnittlich zwischen 200 und 400 Unterrichtsstunden, leichte Abweichungen sind möglich.

Die Stoffgebiete lauten wie folgt:

  • A: allgemeine, organische und anorganische Chemie
  • B: Pharmazeutische Analytik
  • C: Mathe, Physik und die Lehre der Arzneiformen
  • D: Humanbiologie
  • E: Bio- und Pathochemie
  • F: Biopharmazie und pharmazeutische Technologie
  • G: Biogene Arzneistoffe
  • H: Medizinische Chemie sowie Arzneimittelanalytik
  • I: Klinische Pharmazie und Pharmakologie
  • Stoffgebiet K ist ein Wahlpflichtfach, welches 112 Unterrichtsstunden umfassen muss.

Im Grundstudium (A bis D) werden somit die Grundlagen für das Hauptstudium geschaffen. E bis K werden dann im Hauptstudium behandelt.

Achtung: Abweichungen bei Bachelor und Master

Das Pharmaziestudium wird klassischerweise mit dem Staatsexamen abgeschlossen. In den letzten Jahren sind allerdings auch einige Universitäten dazu übergegangen, Pharmazie als Bachelor- und Masterstudiengang anzubieten. In diesem Falle können die Inhalte abweichen. Du kannst sie in der Regel schon vorab dem Curriculum der jeweiligen Hochschule entnehmen, welches meistens online zum Download bereitsteht.

Als Bachelor und auch als Master bleibt dir jedoch in jedem Falle die Approbation als Apotheker vorenthalten. Stattdessen bereiten diese Studiengänge primär auf eine Tätigkeit in der Industrie vor.

Trotz allem persönlichen Interesse studiert die absolute Mehrheit der Studenten natürlich, um danach eine gute Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Darauf, welche Berufe du nach dem Pharmaziestudium ergreifen kannst, wollen wir hier abschließend näher eingehen.

Klassisch: der Apothekerberuf

Schätzungsweise 80 % der Pharmazie-Absolventen üben nach dem Studium den Beruf des Apothekers in einer öffentlichen Apotheke aus. Der Beruf gilt als anspruchsvoll und mit viel persönlicher Verantwortung verbunden. Unter anderem deshalb sind auch rechtliche Inhalte Bestandteil des Pharmaziestudiums. Vor allem das Informieren und Beraten von Kunden steht im Vordergrund. Eine Vielzahl an Faktoren muss hierbei beachtet werden, zum Beispiel, dass Kunden beispielsweise schon andere Medikamente nehmen, bei denen es schwere Wechselwirkungen geben kann. All dass muss der Apotheker bedenken, wenn er Arzneimittel empfiehlt.
Wer seine eigene Apotheke selbstständig führen will, muss zudem kaufmännisch fit sein und gut wirtschaften können.
Darüber hinaus sind Apotheker zum Beispiel auch im Krankenhaus oder bei der Bundeswehr benötigt.

Apotheker in der Industrie und Wirtschaft

Als Pharmazie-Absolvent bist du auch in der Industrie gefragt. Hier spielen vor allem Entwicklung, Herstellung und Zulassung von Arzneimitteln eine entscheidende Rolle.
In diesen Bereichen haben auch Bachelor- und Master-Kandidaten eine Chance, die über keine Approbation als Apotheker verfügen.

Weitere Berufsfelder

Neben diesen Tätigkeiten als Apotheker kannst du auch in die folgenden Bereiche gehen:

  • Forschung und Lehre (nach Promotion)
  • Unterricht an Berufsschulen für PTAs
  • Prüfinstitutionen
  • Verwaltung
  • Umweltschutz
  • bei Krankenkassen
  • Öffentlichkeitsarbeit und in Wissenschaftsredaktionen

Weiterbildungsmöglichkeiten

Als approbierter Apotheker hast du noch die Möglichkeit, eine Weiterbildung zum Fachapotheker zu absolvieren. Die folgende neun Fachbereiche sind möglich:

  • Allgemeinpharmazie bzw. Officin-Pharmazie
  • Arzneimittelinformation
  • Klinische Chemie
  • Klinische Pharmazie
  • Toxikologie und Ökologie
  • Pharmazeutische Technologie
  • Pharmazeutische Analytik
  • Öffentliches Gesundheitswesen
  • Theoretische und praktische Ausbildung, um selbst als Lehrkraft tätig zu werden.

Weitere Informationen zu den Spezialisierungsmöglichkeiten findest du auch online bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände unter www.abda.de. Weitere Informationen zum Studium findet ihr hier: pharmaziestudium.org