Klassischerweise benötigen angehende Studenten der Humanmedizin das Abitur, also die Allgemeine Hochschulreife. Das Fachabitur oder die Fachhochschulreife allein genügen folglich nicht. Inzwischen gibt es unter bestimmten Voraussetzungen aber auch die Möglichkeit, ohne das Abitur zu studieren. Für wen das infrage kommt, erfährst du weiter unten noch einmal ausführlicher.

Euer Notendurchschnitt sollte im guten 1er Bereich liegen. Anderenfalls müsst ihr unter Umständen viele Wartesemester in Kauf nehmen. Wir ihr diese Wartezeit überbrücken könnt, lest ihr auf der Seite „Wartezeitüberbrückung“.

Wer plant, in Baden-Württemberg zu studieren, muss zudem an einem Studienorientierungsverfahren (Orientierungstest, OT) teilnehmen. Eure Teilnahme müsst ihr aber erst nachweisen, wenn es mit der Zulassung bereits geklappt hat.

Das Latinum war lange Zeit ebenfalls notwendig, um Medizin studieren zu können. Heute ist es jedoch keine Voraussetzung mehr.

Numerus Clausus für Medizin

Der NC im Studienfach Humanmedizin schwankte in den letzten Jahren relativ gleichmäßig in engen Grenzen, nämlich zwischen 1,0 und 1,5. Leichte Unterschiede kann es von Universität zu Universität und in verschiedenen Regionen geben. Obwohl der NC immer nur rückwirkend betrachtet werden kann, ist nicht absehbar, dass sich in Zukunft viel daran ändern wird: Medizin wird weiterhin einen sehr hohen NC haben.

Wer kein ideales Abitur vorweisen kann, kann seine Chancen auf einen Studienplatz unter Umständen durch die Teilnahme an einem sogenannten TMS-Test verbessern. Mehr dazu erfahrt ihr auf der Seite „Vorbereitung auf das Medizinstudium“.

Medizinstudium ohne Abitur

Inzwischen ist es in nahezu allen Bundesländern möglich, auch ohne Abitur Medizin studieren zu können. Hierfür wird mindestens der Realschulabschluss in Kombination mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung benötigt. Wichtig dabei ist, dass diese Ausbildung einen engen Bezug zur Humanmedizin haben muss. Das trifft zum Beispiel auf gelernte Krankenpfleger, Rettungsassistenten oder Ergotherapeuten zu. Ihr solltet euch vorab immer individuell beraten lassen, ob eure jeweilige Qualifikation für ein Medizinstudium ohne Abitur genügt.

Wenn ihr eine dieser Zulassungsvoraussetzungen erfüllt, könnt ihr euch über Hochschulstart.de für einen Studienplatz in Medizin bewerben. Wie das abläuft, erfahrt ihr auf der folgenden Seite.

Das Medizinstudium gilt als sehr anspruchsvoll. Mit der richtigen Vorbereitung könnt ihr zum Teil eure Chancen auf einen Studienplatz erhöhen oder aber euch den Einstieg erleichtern, wenn ihr bereits einen positiven Bescheid erhalten habt. Hierfür wollen wir euch verschiedene Möglichkeiten vorstellen.

TMS: Der Test für medizinische Studiengänge

Beim TMS wird das allgemeine Verständnis für naturwissenschaftliche und medizinische Inhalte geprüft. Fachspezifische Inhalte werden jedoch nicht abgefragt. Es geht vielmehr um eure Fähigkeit, Problemstellungen anhand von Texten, Grafiken und Tabellen zu analysieren und zu interpretieren. Auch Dinge wie Merkfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit spielen eine Rolle. So soll herausgefunden werden, wie wahrscheinlich es ist, dass ihr ein Medizinstudium auch erfolgreich abschließen werdet.

Gegen eine Teilnahmegebühr von 73 Euro (Stand: 03/15) könnt ihr euch über www.tms-info.org dafür anmelden. Derzeit wird der TMS für Humanmedizin an rund 40 Standorten bundesweit durchgeführt und von 19 Universitäten bei der Auswahl berücksichtigt. Grundsätzlich ist die Teilnahme freiwillig, vereinzelt jedoch auch Pflicht.

Mit einem guten Ergebnis im TMS ist es möglich, im Auswahlverfahren der Hochschule (AdH) eine nicht ideale Abiturnote „auszugleichen“ und damit die Chance auf einen Studienplatz zu erhöhen. Die Chancen, nach der Abiturbestenquote oder der Wartezeitquote einen Studienplatz zu bekommen, wird davon jedoch nicht berührt.

Wer hingegen schlecht abschneidet, hat – bis auf die Teilnahmegebühr – nichts verloren. Ein schlechtes Ergebnis wird nicht negativ berücksichtigt.

Das Vorbereitungsportal Fit für den Medizinertest online bietet neben vielen Originalaufgaben zum Üben auch zu jeder Aufgabe Lösungshinweise und Bearbeitungsstrategien. So könnt ihr euch vorbereiten und habt schon einmal einen Überblick, was auf euch zukommt.

Prometheus Lernakademie

Die Prometheus Akademie bietet medizinische Vorsemester an, in denen ihr sowohl eure Schulkenntnisse in den Naturwissenschaften weiter vertiefen könnt als auch bereits Stoff aus dem ersten Studiensemester Medizin lernt. Dadurch wird euch zum einen der Einstieg erleichtert, zum anderen könnt ihr Wartesemester sinnvoll nutzen.

Das medizinische Vorsemester dauert rund 3,5 Monate und wird in Berlin, Köln sowie Wien angeboten. Neben theoretischem Wissen sind auch Praxisanteile enthalten, beispielsweise Mikroskopieren oder das Arbeiten am Seziertisch.

Das Vorsemester hilft auch, beim Medizinertest besser abzuschneiden und dadurch die Chancen auf einen Studienplatz nach dem Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) zu verbessern.

Wenn ihr euch entschieden habt, Medizin zu studieren, geht es an die Auswahl der richtigen Uni. Aufgrund der hohen Bewerberzahlen bei vergleichsweise wenigen verfügbaren Studienplätzen ist zwar nicht sicher, dass ihr an eurer Wunsch-Uni Medizin studieren könnt, bei eurer Bewerbung auf hochschulstart.de könnt ihr aber bis zu 6 Ortspräferenzen angeben.

An dieser Stelle stellen wir euch die 34 staatlichen Universitäten vor, an denen ihr in Deutschland Medizin studieren könnt. Doch worauf solltet ihr dabei achten?

Ruf, Curriculum und Spezialisierungsmöglichkeiten

Das Medizinstudium ist an die Approbationsordnung für Ärzte gebunden – Unterschiede gibt es trotzdem. Achtet daher darauf, welche Besonderheiten es im Curriculum gibt, welche Zusatzangebote die Unis bieten und welche Möglichkeiten es gibt, im Studium individuelle Schwerpunkte zu setzen. Außerdem gibt es die sog. Modellklausel, auf die einige Unis zurückgreifen und Modellstudiengänge anbieten, die deutlich vom klassischen Studienablauf- und aufbau abweichen.

Natürlich spielt auch der Ruf der Hochschule eine Rolle. Andererseits solltet ihr euch nicht nur danach richten, wenn der angebotene Medizin-Studiengang ansonsten gar nicht euren persönlichen Neigungen entspricht.

Studienplätze und Auswahlverfahren der Hochschulen

Auch rationale Gründe können bei der Wahl der Hochschule für euer Medizinstudium wichtig sein. Das gilt vor allem, wenn ihr keine hervorragende Durchschnittsnote im Abitur habt.

Seht euch daher an, wie die infrage kommenden Unis im Auswahlverfahren der Hochschulen ihre Studenten auswählen – immerhin werden im AdH 60 % der Studienplätze vergeben.

  • Wird rein nach der Abiturnote gegangen oder kannst du deine Chancen verbessern, z.B. durch TMS-Ergebnisse oder Auswahlgespräche?
  • Als welche Ortspräferenz muss die Uni genannt werden, um für das AdH berücksichtigt zu werden?
  • Wird eine Vorauswahl getroffen und erfüllst du die Kriterien dafür? – einige Hochschulen erwarten z.B. eine Durchschnittsnote von 2,3. Hast du jedoch ein 2,5er-Abitur, ist es zwecklos, diese Hochschulen trotzdem als Ortspräferenz anzugeben.
  • Wie viele Studienplätze stehen zur Verfügung und wo lagen die NC-Werte in den letzten Jahren etwa?

Lebenshaltungskosten am Studienort

Last but not least spielen natürlich auch die Kosten für Wohnung, Lebensmittel, Freizeitangebote und Co. vor Ort eine Rolle. In einer Stadt wie München musst du hier mit weitaus höheren Kosten rechnen, als beispielsweise in Rostock oder Magdeburg.

Studienplatz finden

Einen Studienplatz könnt ihr in unserem Verzeichnis der Studiengänge finden. Hier geht’s zum Studiengangsverzeichnis!

Die Stiftung für Hochschulzulassung, kurz SfH, war bis 2008 noch unter dem Namen ZVS („Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen“) bekannt. Ihre Aufgabe ist, wie der Name bereits vermuten lässt, die Vergabe von Studienplätzen.

Im Studienfach Medizin erfolgt die Vergabe in der Regel nur über das zugehörige Onlineportal hochschulstart.de. Eine Bewerbung an der Universität direkt ist nur in sehr selten Einzelfällen möglich, beispielsweise für Bewerber in ein höheres Fachsemester, nicht-EU-Bürger und nicht-Bildungsinländer. Die absolute Mehrheit der Bewerber ist daher bei hochschulstart.de an der richtigen Adresse.

Bewerbung um Medizinstudium – der Ablauf

Die Bewerbung um ein Studienplatz in Medizin erfolgt online. Auf hochschulstart.de findet ihr den Punkt „Antrag Online“. Hier werden alle erforderlichen Angaben Schritt für Schritt abgefragt. Das Formular ist allerdings nur innerhalb der Bewerbungsfristen für ein Medizinstudium aktiviert.

Wichtig: Wenn ihr eure Angaben online abgeschickt habt, ist der Antrag noch nicht komplett. Ihr müsst am Ende ein Antragsformular ausdrucken und eigenhändig unterschreiben. Dieses schickt ihr dann zusammen mit einer beglaubigten Kopie eures Abiturzeugnisses an hochschulstart.de, 44128 Dortmund.

Erst wenn diese Unterlagen eingegangen sind, ist euer Antrag komplett und wird berücksichtigt. Bedenkt daher immer die Postlaufzeiten, um die Bewerbungsfristen zu wahren. Am sichersten ist der Versand per Einwurfeinschreiben, damit ihr rechtzeitig merkt, wenn euer Brief auf dem Postweg verloren gegangen ist. Außerdem empfiehlt es sich, einen zeitlichen Puffer einzubauen, solltet ihr etwas falsch ausgefüllt oder vergessen haben.

Zudem könnt ihr eine an euch selbst adressierte und frankierte Postkarte beilegen. Sobald hochschulstart.de eure Unterlagen erhalten und geöffnet hat, bekommt ihr diese als Bestätigung, dass eure Unterlagen eingegangen sind, zurückgesendet. Eine andere Möglichkeit der Eingangsbestätigung wird seitens der SfH nicht angeboten.

Wer aus der Gegend stammt, hat außerdem die Möglichkeit, die Unterlagen gegen Eingangsstempel persönlich vorbeizubringen.

Nach eurer Bewerbung um ein Medizinstudium

Die SfH vergibt 20 % aller Studienplätze nach der Abiturnote („Abiturbestenquote“), weitere 20 % an Bewerber je nach gesammelter Wartezeit und die restlichen 60 % gemäß des AdH („Auswahlverfahren der Hochschulen“). An diesem Auswahlverfahren nehmen automatisch die Bewerber teil, die nicht über die Abiturbestenquote oder die Wartezeitquote zugelassen wurden. Es ist dafür also keine gesonderte Bewerbung an die Hochschulen vorgesehen. Die Auswahlkriterien der Hochschulen und deren Gewichtung variieren; neben den Einzelnoten können auch Berufserfahrung, ein persönliches Gespräch oder die Ergebnisse von Studierfähigkeitstests ausschlaggebend sein.

Euren Bescheid erhaltet ihr elektronisch. In eurem hochschulstart.de Nutzeraccount könnt ihr das Ergebnis eurer Bewerbung dann unter „Bescheide“ einsehen.

Im Bewerbungsprozess könnt ihr außerdem angeben, ob ihr zusätzlich auch per Post informiert werden wollt.

Die Bescheid-Termine für das jeweilige Semester findet ihr natürlich auch online.

Um direkt ins Medizinstudium starten zu können, benötigen Bewerber ein hervorragendes Abitur und eine Prise Glück. In allen anderen Fällen müsst ihr einige Wartesemester in Kauf nehmen. Je nachdem, wie viel Zeit ihr zu überbrücken habt, gibt es einige sinnvolle Dinge, die ihr bis dahin tun könnt.

Freiwilliges Soziales Jahr und Co.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) dauert im Schnitt ein Jahr, kann jedoch auch nur 6 Monate oder bis zu 18 Monate betragen. Während des FSJ, welches sich für Personen bis 27 Jahre eignet und im Jugendfreiwilligendienstegesetz geregelt ist, seid ihr bei einem gemeinnützigen oder karitativen Träger ehrenamtlich tätig. Je nach Träger kann jedoch eine finanzielle Vergütung unterschiedlicher Höhe ausbezahlt werden, zum Beispiel für die Unterkunft oder als Taschengeld.

Naheliegend ist natürlich ein FSJ im medizinischen Bereich, beispielsweise in einem Krankenhaus, einem Pflegeheim oder beim Rettungsdienst.

Andererseits kann es auch reizvoll sein, einen anderen Bereich kennenzulernen als den, in dem man später sein gesamtes Berufsleben verbringen will.

Auch ein „Mittelding“ kann sinnvoll sein: Wer nach seinem Medizinstudium als Kinderarzt tätig sein will, kann beispielsweise schon während eines FSJ mit Kindern arbeiten, beispielsweise im Kindergarten. Dadurch sammelt ihr nicht nur Erfahrungen im Umgang mit Kindern, sondern könnt eure Zukunftspläne auch festigen oder überdenken.

Berufsausbildung im medizinischen Bereich

Wer mehrere Wartesemester vor sich hat, sollte über eine Berufsausbildung nachdenken. Hierfür benötigt ihr regulär meist 3 Jahre. Mit dem Abitur ist es aber in vielen Fällen möglich, die Ausbildung auf 2 Jahre zu verkürzen.

Eine Ausbildung bietet euch einige entscheidende Vorteile. Prinzipiell könnt ihr sie natürlich in jedem Bereich absolvieren. Naheliegend ist jedoch auch hier der medizinische Bereich. Zum einen sammelt ihr bereits Praxiserfahrung, die später im Studium und beim Berufseinstieg Gold wert ist. Zum anderen lernt ihr bereits viele stoffliche Inhalte, die euch auch in den ersten Semestern des Medizinstudiums begegnen werden. Auch hier habt ihr dann einen Vorteil und kommt inhaltlich besser zurecht. Mögliche Ausbildungsberufe sind zum Beispiel Krankenpfleger, Rettungsassistent oder MTA.

Auslandserfahrung sammeln 

Leben und arbeiten im Ausland dient vor allem der persönlichen Entwicklung, dem Sammeln von Erfahrungen und dem Kennenlernen fremder Kulturen. Ihr könnt wichtige Eindrücke gewinnen, die in auch in eurem späteren Beruf wichtig sein können.

Praktika im Ausland, Sprachreisen oder Work and Travel sind einmalige Erlebnisse, die perfekt in den Lebensabschnitt vor dem Studium passen. Später ist dafür oftmals keine Zeit mehr, weshalb Auslandserfahrung häufig während der Überbrückung von Wartesemestern gesammelt wird.

Studium zur Wartezeitüberbrückung?

Und ein komplettes Studium zur Überbrückung? – Wer mindestens 6 Semester Wartezeit überbrücken muss, kann in dieser Zeit schließlich ein ganzes Bachelor-Studium schaffen. Vorsicht, das täuscht. Wer sich zwischenzeitlich in einen anderen Studiengang einschreibt, sammelt während dieser Zeit keine Wartesemester für das Medizinstudium.

Auch Teilzeitstudien und die Immatrikulation in einen Fernstudiengang gelten laut der SfH ausdrücklich als wartezeitschädlich.

Last but not least ist es auch möglich, eine Studienplatzklage in Betracht zu ziehen, um früher den begehrten Studienplatz in Medizin zu bekommen.

Da selbst ein Abiturdurchschnitt von 1,4 erst einmal erreicht werden muss, um überhaupt eine reale Chance auf einen Studienplatz im Regelvergabeverfahren zu haben, muss man sich zwangsläufig die Frage stellen, ob es nicht auch andere Möglichkeiten gibt, um an einen Studienplatz zu gelangen. Eine solche Möglichkeit bietet eine Studienplatzklage.

Durch eine Studienplatzklage besteht die Chance, einen Studienplatz in Humanmedizin zu erhalten, auch wenn man den notwendigen NC nicht erreicht oder nicht ausreichend Wartesemester angesammelt hat. Diese Möglichkeit besteht nur, weil das Grundgesetz jedem in Artikel 12 die freie Wahl des Berufes, Arbeitsplatzes und der Ausbildungsstsätte garantiert. Die Studienplatzklage ist im Grunde eine Möglichkeit, durch ein Gericht überprüfen zu lassen, ob die jeweilige Hochschule ihre Studienplatzkapazitäten vollständig ausgeschöpft hat. Kommt das Gericht zu dem Schluss, dass dies nicht der Fall ist und der Hochschule noch Studienplatzkapazitäten zur Verfügung stehen, dann wird die Hochschule verpflichtet, weitere Studienplätze zu schaffen und anzubieten. Diese neu zur Verfügung stehenden Studienplätze werden im Anschluss daran unter den Studienplatzklägern verlost.