Bei vielen Hochschulabschlüssen existiert das Problem, dass sich die anschließende Arbeitsplatzsuche trotz der guten Qualifikation eines Absolventen schwierig gestaltet. Mit einem abgeschlossenen Studium der Humanmedizin hingegen habt ihr sehr gute Chancen. Kaum ein approbierter Humanmediziner findet nicht den Weg ins Berufsleben, denn in Deutschland herrscht derzeit Ärztemangel. Sowohl unbesetzte Stellen in Krankenhäusern als auch freie Praxen zur Übernahme sind keine Seltenheit. Dass es – wie in anderen Fächern – dadurch in einigen Jahren zu einer plötzlichen Schwemme kommt, ist aufgrund der sehr begrenzten Studienplatzkapazitäten ebenfalls nicht zu erwarten.

Selbständigkeit mit eigener Praxis

Der Traum vieler angehender Ärzte ist es, später eine eigene Praxis zu eröffnen oder mit einem Kollegen eine Praxisgemeinschaft zu führen. Während es für die Niederlassung einer Privatpraxis vergleichsweise wenig Auflagen gibt, gibt es für eine Praxis mit Kassenzulassung einiges zu beachten. Um als Vertragsarzt eine eigene Praxis führen zu können, wird eine Facharztausbildung benötigt. Auch, wer umgangssprachlich als „Hausarzt“ bezeichnet wird, verfügt darüber; meist im Bereich der Allgemeinmedizin.

Zudem ist für die Anmietung der Räume, das Personal, teure medizinische Gerätschaften und Inventar einiges an Startkapital erforderlich. Alternativ ist die Übernahme einer bestehenden Praxis möglich. In beiden Fällen muss zunächst die Anlaufphase gemeistert werden, denn das schnelle Geld fließt direkt nach der Praxisgründung nicht.

Zu bedenken ist außerdem, dass eine eigene Praxis zahlreiche Aufgaben und Verantwortungen, die über den eigentlichen Arztberuf hinausgehen, mit sich bringt. Steuerliche, personelle, rechtliche und wirtschaftliche Problemstellungen müssen ebenfalls bedacht werden.

Festanstellung als Arzt

Klassischerweise kannst du als Arzt eine Festanstellung in städtischen oder privaten Kliniken antreten. Der Arbeitsalltag gilt hier jedoch als besonders anstrengend, da Schichtarbeit und Bereitschaftsdienste an der Tagesordnung sind. Wöchentliche Arbeitszeiten von 60 Stunden sind keine Seltenheit. Dafür bietet eine Anstellung natürlich auch berufliche Sicherheit und weniger wirtschaftliche Verantwortung, als die eigene Praxis. Daneben werden Ärzte in Unternehmen auch als Betriebsärzte beschäftigt.

Darüber hinaus werden Ärzte auch in diversen anderen Bereichen benötigt. Hierzu zählen beispielsweise Pharmaunternehmen oder wissenschaftliche Institute. Prinzipiell ist auch ein Quereinstieg in andere Berufsfelder möglich, beispielsweise den Medizinjournalismus und Öffentlichkeitsarbeit oder die Unternehmensberatung. Die Mehrheit der Ärzte bleibt allerdings dem kurativen Bereich treu.

Forschung und Lehre

In der Forschung werden ebenfalls in diversen Bereichen Nachwuchs-Ärzte benötigt. Du könntest dich beispielsweise auf die Stammzellenforschung spezialisieren. Im Bereich der Forschung gibt es mitunter auch die Möglichkeit, ins Ausland zu gehen. Es existieren hierfür auch Forschungsstipendien, die Nachwuchswissenschaftler bei ihren Projekten unterstützen.

Natürlich auch möglich, parallel zur Tätigkeit als praktizierender Arzt in seinem Fachgebiet zu forschen oder an der Universität zu lehren, wenn die Zeit es zulässt.

Weitere Qualifikationen

Mit der Approbation als Arzt ist noch lange nicht Schluss. Es können beispielsweise eine Facharztausbildung oder die Promotion folgen. Außerdem gehört es zum Arztberuf dazu, sich stets auf dem aktuellsten Stand der Wissenschaft zu halten. Welche Möglichkeiten und auch Verpflichtungen es gibt, erfahrt ihr weiter unten.

Dem Arztberuf wird in der Regel intuitiv ein hohes Einkommen zugerechnet. Und obwohl das Einkommen eines Arztes in der Regel tatsächlich nicht schlecht ist, ist der porschefahrende Chefarzt mit viel Freizeit nur selten Realität. Da jeden angehenden Studenten interessieren dürfte, wie sein späteres monatliches Einkommen aussehen wird, wollen wir hier näher darauf eingehen.

Verdienst als Arzt im Krankenhaus

Mediziner zählen zu den Berufsgruppen, die im Anschluss an ihr Studium die höchsten Einstiegsgehälter erhalten. Einen Überblick verschafft dir ein Blick in die Tarifverträge für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (hier für das Jahr 2014, Brutto):

Als Arzt in Weiterbildung bzw. Assistenzarzt in einem kommunalen Krankenhaus befindest du dich in der Entgeltgruppe 1, welche je nach Berufserfahrung wiederum mehrere Stufen vorsieht. Das Grundentgelt im ersten Jahr betrug 4.023 Euro. In Stufe 2, also nach einjähriger Tätigkeit als Assistenzarzt, stieg es bereits auf 4.251 Euro, in Stufe 6 lag es bei 5.171 Euro.

Entgeltgruppe 2 betrifft die Fachärzte. Ihr Grundentgelt lag 2014 bei 5.309 Euro, in Stufe 6 mit 12 Jahren Berufserfahrung bei 6.819 Euro.

Nach Entgeltgruppe 3 werden Oberärzte vergütet. Sie starteten 2015 mit 6.650 Euro und wurden nach 6 Jahren als Facharzt in Stufe 3 mit 7.601 Euro vergütet.

Spitzenverdiener sind leitende Oberärzte in Entgeltgruppe 4. Hier lag das Grundentgelt zuletzt bei 7.823 Euro. Nach 3-jähriger Tätigkeit als leitender Oberarzt war in Stufe 2 ein Einkommen von 8.382 Euro möglich.

Für Überstunden, Nachtarbeit, Sonntags- sowie Feiertagsarbeit und Bereitschaftsdienst werden weitere Zuschläge gezahlt, jeweils in Form von Pauschalen oder in Abhängigkeit vom Tabellenentgelt des Arztes.

An Unikliniken liegt das Einkommen jeweils etwas darüber. Selbiges gilt für private Klinikkonzerne. Die genaue Ausgestaltung der Tarifverträge könnt ihr beim Marburger Bund online einsehen.

Einkommen bei eigener Praxis

„So viel verdient ein Arzt“ wird häufig mit dem Honorar beantwortet, welches jedoch dem Umsatz der Praxis entspricht. Auch das häufig angegebene Bruttoeinkommen, was meist über 10.000 Euro liegt, klingt mehr, als letztlich bleibt. Weitaus aussagekräftiger ist da schon das Nettoeinkommen. Laut kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) beträgt dieses nur noch rund ein Viertel des Honorars.

Laut Honorarbericht der KBV lag das durchschnittliche Nettoeinkommen eines niedergelassenen Arztes im Jahre 2011 bei 5.442 Euro monatlich. Schwankungen gibt es je nach Region und Praxis. So verdient ein Radiologe in der Großstadt üblicherweise mehr, als ein Allgemeinmediziner auf dem Land.

Eine pauschale Aussage zu den Verdienstmöglichkeiten eines Arztes zu treffen ist daher so gut wie unmöglich. Viele verschiedene Faktoren sind zu berücksichtigen, insbesondere Region, Beschäftigungsart und die eigene Qualifikation samt Erfahrung.

Nach dem Studium der Humanmedizin muss noch lange nicht Schluss sein. Zwar habt ihr nach einem erfolgreichen Abschluss die Approbation so gut wie in der Tasche, für viele Absolventen folgen dann aber noch Facharztausbildung oder Promotion. Nicht zuletzt muss jeder Arzt, auch wenn er diese Wege nicht einschlägt, sich weiterbilden, solange er den Beruf ausübt.

Facharztausbildung

Nach der Approbation dürfen Mediziner bereits als Arzt praktizieren, eine Facharztausbildung ist dafür nicht erforderlich. Trotzdem entscheidet sich die Mehrheit der Ärzte dazu, diesen Weg zu beschreiten. Nicht nur persönliche Interessen auf einem Fachgebiet können dadurch gefördert werden, auch das Einkommen verbessert sich. Von der Allgemeinmedizin, der Neurologie, der Radiologie über Psychologie bis hin zur Orthopädie, Chirurgie oder Urologie steht euch der Bereich offen, der euch am meisten interessiert und in dem ihr als Facharzt tätig werden wollt.

Je nach Fachgebiet dauert die Ausbildung zum Facharzt rund 5 Jahre. In dieser Zeit seid ihr meist als Arzt in Weiterbildung (kurz: AIW oder umgangssprachlich Assistenzarzt) an einem Krankenhaus fest angestellt, Ober- und Chefärzte leiten euch an. Nach dieser Phase muss dann noch die Facharztprüfung vor der jeweiligen Landesärztekammer bestanden werden.

Promotion

Auch eine Promotion ist nicht zwingend erforderlich. Ein Arzt oder Facharzt darf auch praktizieren, ohne einen Dr.-Titel zu führen. Dennoch lässt sich nicht leugnen, dass der Besitz eines Titels sowohl mit höherem Ansehen als auch mit besserer Bezahlung verbunden ist. Für einige Positionen ist eine Promotion zudem Voraussetzung.

Wann mit der Anfertigung der Dissertation begonnen wird, ist nicht festgelegt. Im Fach Humanmedizin beginnen viele noch während der Studienzeit, also vor der Zulassung als Arzt, damit. Prinzipiell ist eine Promotion aber natürlich auch danach möglich.

Aufwand und Umfang können ebenfalls stark variieren. Klinische, experimentelle und statistische Doktorarbeiten sind möglich. Wurde das Promotionsverfahren – meist nach jahrelanger Arbeit an der Dissertation – erfolgreich abgeschlossen, wird dann der Titel Dr. Med. verliehen.

„Lebenslanges Lernen“ – Für Ärzte Pflicht

Die Wissenschaft entwickelt sich stetig weiter, gelangt zu neuen Erkenntnissen oder muss alte Erkenntnisse revidieren. Um seine Patienten bestmöglich behandeln zu können, muss ein Arzt auf dem Laufenden bleiben was Krankheitsbilder, Mittel zur Diagnostik und Therapiemöglichkeiten angeht. Weiter- und Fortbildungen sowie aktuelle Fachlektüre zählen daher auch zum Alltag im Beruf des Arztes.