Das Physikum am Ende des 4. Semesters ist der erste größere Prüfungsmarathon, den ihr während eures Medizinstudiums vor euch habt. Es ist daher auch mit einer Extraportion Stress und Nervosität verbunden – wenn du weißt, was dich erwartet, kannst du aber weitaus entspannt darauf zusteuern. Deshalb wollen wir euch hier einen Überblick und Tipps zum Lernen mit an die Hand geben.
Zulassung zur ersten ärztlichen Prüfung
Euren Antrag auf Zulassung zum Physikum stellt ihr schriftlich bei der für euch zuständigen Landesbehörde. Eurem Antrag müsst ihr folgende Unterlagen beifügen:
- Geburtsurkunde oder Eheurkunde, wenn ihr bereits verheiratet seid
- Eure Hochschulzugangsberechtigung, in der Regel also das Abiturzeugnis
- Das Studienbuch
- Nachweis über die Teilnahme am vorgeschriebenen Unterricht. Es sind sowohl Einzelnachweise als auch eine Zusammenfassung erlaubt.
- Nachweise über euren abgeleisteten Krankenpflegedienst und die Teilnahme am Erste-Hilfe-Kurs
Achtet immer darauf, Anträge komplett und formgerecht zu stellen. Ansonsten riskiert ihr eine Nichtzulassung und müsst bis zum nächsten Durchgang warten.
Eure Ladung zu den schriftlichen Prüfung erhaltet ihr spätestens sieben Tage vorher. Die mündlichen Prüfungstermine werden euch spätestens fünf Kalendertage vorher mitgeteilt. Das gilt auch für die beiden anderen ärztlichen Prüfungen.
Physikum: schriftlicher Teil
Im Physikum werdet ihr sowohl schriftlich als auch mündlich-praktisch geprüft. Ihr beginnt mit der schriftlichen Prüfung, die aus insgesamt 320 Multiple-Choice-Fragen besteht. Diese beantwortet ihr entweder klassisch auf Papier oder mittlerweile auch oft am PC.
Inhaltlich werden die Fragen aus vier Bereichen stammen:
- 80 Fragen im Stoffgebiet „Physik für Mediziner und Physiologie“
- 80 Fragen im Stoffgebiet „Chemie für Mediziner und Biochemie/Molekularbiologie“
- 100 Fragen im Stoffgebiet „Biologie für Mediziner und Anatomie“
- 60 Fragen im Stoffgebiet „Grundlagen der Medizinischen Psychologie und der Medizinischen Soziologie“
Was genau sich dahinter verbirgt, wird in Anlage 10 der Approbationsordnung näher erläutert.
Die Prüfungen finden an zwei Tagen nacheinander statt. Am ersten Tag werden die ersten beiden Bereiche geprüft, am zweiten Tag die übrigen. Pro Prüfungstag habt ihr jeweils 4 Stunden Zeit.
Physikum: mündlich-praktischer Teil
Hier könnt ihr entweder alleine geprüft werden oder mit bis zu drei weiteren Mit-Prüflingen. Pro Prüfling sind für den mündlich-praktischen Teil mindestens 45 und maximal 60 Minuten vorgesehen. In dieser Zeit sollt ihr sowohl fächerübergreifende Fragen als auch praktische Aufgaben bekommen. Grundlage sind die vier Stoffgebiete, die ihr auch für den schriftlichen Teil vorbereiten musstet.
Bestehens- und Notengrenzen sowie die Ergebnisse der letzten Jahre findet ihr online.
Bis vor einiger Zeit stand nach dem klinischen Teil des Medizinstudiums das sogenannte „Hammerexamen“ an. Dieses wurde inzwischen allerdings wieder abgeschafft. Fortan wird die zweite ärztliche Prüfung gesplittet stattfinden – ein schriftlicher Teil vor dem praktischen Jahr, ein mündlich-praktischer Teil danach. Somit umfasst das Medizinstudium nun wieder 3 Staatsexamina, wie es bereits vor 2003 der Fall war.
Anmeldung zur zweiten ärztlichen Prüfung
Das Prozedere ist hierbei ähnlich, wie wie ihr es schon aus der Anmeldung zum Physikum kennt. Ihr müsst allerdings nicht mehr eure Hochschulzugangsberechtigung beifügen, sondern:
- Geburtsurkunde, ggf. Eheurkunde,
- Studienbuch,
- Teilnahmebescheinigungen über Unterrichtsveranstaltungen inkl. min. fünf Blockpraktika (Innere Medizin, Frauenheilkunde, Chirurgie, Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde)
- Nachweis über absolvierte Famulatur sowie
- Leistungsnachweisen in allen 22 erforderlichen Fächern und den 14 Querschnittsbereichen während des klinischen Studienabschnitts.
Deine Ladung zur Prüfung erhältst du – ebenfalls wie beim Physikum auch – spätestens sieben Kalendertage bevor es soweit ist. Die Bestätigung der Zulassung kommt allerdings schon 3-4 Wochen vorher.
Ablauf im 2. Staatsexamen
Die zweite ärztliche Prüfung ist rein schriftlich und findet an drei Tagen nacheinander statt, jeweils in den Monaten April oder Oktober. Du wirst wieder Multiple-Choice-Fragen erhalten und diese beantworten müssen. Dieses Mal hast du 5 Stunden pro Prüfungstermin Zeit für insgesamt 320 Fragen.
Als Prüfungsgegenstand nennt die Approbationsordnung Fragen die auf folgende Themenbereiche abzielen:
- die „berufspraktischen Anforderungen an den Arzt“,
- die „wichtigsten Krankheitsbilder“,
- „fächerübergreifende Fragestellungen“ und
- „problemorientierte Fragestellungen“.
Genauer geregelt findet ihr den Prüfungsstoff in Anlage 15 der Approbationsordnung für Ärzte. Wie viele Fragen aus welchem Bereich stammen ist allerdings nur im Physikum verbindlich geregelt gewesen – im zweiten Staatsexamen der Mediziner ist das nicht mehr der Fall.
Prüfungsvorbereitung 2. ärztliche Prüfung
Die zweite ärztliche Prüfung ist sehr umfangreich. Dass ihr Multiple-Choice-Fragen bekommt, sollte auch nicht über den Anspruch der Prüfung hinwegtäuschen.
Originalfragen der zweiten ärztlichen Prüfung findet ihr im Internet. Da es in den letzten Jahren noch das Hammerexamen gab, stammen die Fragen zwar daraus, für das neue, rein schriftliche zweite Staatsexamen helfen sie aber dennoch beim Üben.
Ähnliches gilt für die Repetitorien, welche ihr im Buchhandel findet und die alles Wichtige noch einmal gebündelt enthalten, zum Beispiel auf Amazon.
Nach dem praktischen Jahr steht eure letzte ärztliche Prüfung an. Dann habt ihr endlich das Staatsexamen geschafft und könnt eure Approbation als Arzt beantragen. Was es zu beachten gibt, um diese letzte Hürde zu meistern, erfahrt ihr abschließend hier.
Anmeldung zur 3. ärztlichen Prüfung
Der Anmeldung zur letzten ärztlichen Prüfung müsst ihr wie gewohnt eure Geburtsurkunde und ggf. Eheurkunde sowie das Studienbuch beifügen. Hinzu kommen Nachweise über das Bestehen der 2. ärztlichen Prüfung und darüber, dass ihr das praktische Jahr erfolgreich absolviert habt.
Wenn ihr das praktische Jahr zum Zeitpunkt eures Antrags noch nicht abgeschlossen habt, ist das kein Hindernis. Euer betreuender Arzt muss euch dann eine vorläufige Bescheinigung ausstellen, dass ihr rechtzeitig zu den Prüfungen fertig sein werdet. Die endgültige Bescheinigung könnt ihr bis zu einer Woche vor den Prüfungsterminen nachreichen.
Inhalte im Staatsexamen
Das dritte Staatsexamen ist eure allerletzte Prüfung im Rahmen des Medizinstudiums. Dementsprechend müsst ihr nun zeigen, dass ihr sowohl fachlich qualifiziert als auch bereit seid, künftig eigenständig und verantwortungsbewusst als Arzt zu praktizieren.
Deshalb sollt ihr in dieser Prüfung fallbezogen zeigen, was ihr gelernt habt und es auch anwenden können. Auch Fingerspitzengefühl ist hier erforderlich: Der Behandlungsplan, den ihr erstellen müsst, sollte den Patienten beispielsweise nicht übertherapieren, um bloß alles Gelernte mit unterzubringen.
Wie immer gibt euch die Approbationsordnung vor, welche Kenntnisse und Fähigkeiten von euch erwartet werden, zu finden in § 30 Mündlich-praktische Prüfung.
Ablauf des 3. Staatsexamens
Die dritten ärztlichen Prüfungen finden immer in den Monaten Mai bis Juni und November bis Dezember statt. Sie finden an zwei Tagen statt, an denen ihr jeweils 45 bis 60 Minuten geprüft werdet – allerdings pro Prüfling. Da ihr in der Regel mehrere seid (bis zu 4), dauert ein Prüfungstag entsprechend länger, als eure eigne Prüfungszeit beträgt.
Vor der eigentlichen Prüfung weist euch die Prüfungskommission einen oder auch mehrere Patienten zu. Die Bereiche Innere Medizin, Chirurgie sowie der Fachbereich, in dem ihr eure praktische Ausbildung absolviert habt, können hierbei berührt werden. Ihr müsst zu diesem Fall einen Bericht erstellen, der Anamnese, Diagnose, Prognose, einen Behandlungsplan sowie Epikrise enthält. Dieser Part ist nicht Teil der eigentlichen Prüfungszeit! Erst im darauffolgenden Prüfungsgespräch werdet ihr euer Vorgehen bei der Untersuchung am Krankenbett in den veranschlagten 45 bis 60 Minuten genaustens kommentieren und erklären. Alle Prüfer und Prüflinge sind hierbei anwesend.
Am zweiten Prüfungstag werdet ihr ebenfalls in besagten Fachbereichen geprüft– allerdings nicht mehr patientenbezogen. Hinzukommen können fächerübergreifende Fragen und Fragen aus den gelernten Querschnittsbereichen. Auch hier sind alle Prüfer und Prüflinge anwesend. Teilweise können eure Prüfungen daher auch aufeinander aufbauen.
Übrigens: Auch ganz simple Dinge solltest du ruhig vor anderen Personen, zum Beispiel einer Lerngruppe, üben: freies Sprechen. Gerade in einer mündlichen Prüfung ist das natürlich besonders wichtig, läuft aber leider oft holprig, wenn man es nicht gewohnt ist und auch noch Nervosität hinzukommt.
Habt ihr bestanden, d.h. mindestens die Note 4 erreicht, seid ihr praktisch Arzt. Die Beantragung der Approbation ist nun nur noch Formsache und mit keinen Prüfungsleistungen mehr verbunden.