Das Studium der Humanmedizin umfasst eine Regelstudienzeit von 12 Semestern und 3 Monaten. Es beginnt immer mit dem sogenannten vorklinischen Teil, welcher sich über die ersten 4 Semester erstreckt. Inhalte und Ablauf sind an jeder Uni relativ identisch, da das Medizinstudium zu großen Teilen durch die Approbationsordnung für Ärzte einheitlich gestaltet ist.

Inhalte im vorklinischem Studium

Der Schwerpunkt in diesem ersten Studienabschnitt liegt vor allem darin, euch die nötigen Grundlagen in den Naturwissenschaften zu vermitteln und euch dadurch auf den nachfolgenden klinischen Studienteil vorzubereiten. Neben Biologie, Chemie und Physik werden daher auch die Fächer Anatomie, Biochemie, Histologie, Psychologie und Physiologie gelehrt.

Auch die medizinische Terminologie und Berufsfelderkundung sind Teil des vorklinischen Medizinstudiums. Die Reihenfolge, in der die Fächer gelehrt werden, ist jedoch nicht verbindlich festgelegt worden.

Praktische Anteile in der Vorklinik

Zum einen muss ein Kurs in erster Hilfe spätestens während des Vorklinikums abgeleistet werden. Dies könnt ihr dann beispielsweise über eine Bescheinigung des Deutschen Roten Kreuzes nachweisen. Wer bereits eine Berufsausbildung (z.B. zum Sanitätshelfer) hat, im Rahmen derer er eine vergleichbare Erste-Hilfe-Ausbildung absolviert hat, kann die Anforderungen in der Regel auch dadurch erfüllen, ohne einen weiteren Kurs zu belegen.

Außerdem ist ein Krankenpflegedienst im Umfang von 3 Monaten vorgesehen. Dieser Zeitraum  muss jedoch nicht zwangsläufig am Stück absolviert werden, sondern darf auch auch unterteilt werden, beispielsweise in 3 x 30 Tage. Der Krankenpflegedienst muss in einem Krankenhaus, einer Rehabilitationseinrichtung oder aber in einer anderen Einrichtung mit ähnlichem Pflegeaufwand absolviert werden. Auch hier sind entsprechende berufliche Tätigkeiten vor dem Studium grundsätzlich anrechenbar.

Einige Hochschulen empfehlen, sowohl den Erste-Hilfe-Kurs als auch den Krankenpflegedienst bereits vor Studienbeginn zu absolvieren. Die zeitliche Zusatzbelastung danach ist auch während der vorlesungsfreien Zeit nicht zu unterschätzen, da hier auch viel Zeit für das Wiederholen und die Klausurvorbereitung benötigt wird. Außerdem könnt ihr damit gut Wartesemester überbrücken, solltet ihr nicht auf Anhieb einen Studienplatz ergattern können.

Wichtig ist in jedem Falle, beides am Ende der Vorklinik und somit vor der ersten ärztlichen Prüfung erledigt zu haben und bei der Meldung nachweisen zu können.

Nach dem vorklinischen Teil

Nun habt ihr 4 Studiensemester hinter euch und die erste große Prüfung steht an: die erste ärztliche Prüfung, auch als Physikum bekannt. Was euch hier erwartet und wie sich die weiteren ärztlichen Prüfungen gestalten, erfahrt ihr weiter unten.

Wenn ihr die ersten 4 Semester Vorklinik inklusive der ersten ärztlichen Prüfung geschafft habt, beginnt der klinische und somit zweite Teil des Medizinstudiums. Der universitäre Teil des Studiums ist damit auch schon so gut wie geschafft. Danach folgen jedoch noch praktisches Jahr und das finale Staatsexamen.

Inhalte im klinischen Studienabschnitt

Die Fächer, in denen ihr Leistungsnachweise erbringen müsst, schreibt die Approbationsordnung genau vor. Diese Bereiche sind daher an allen Unis gleichermaßen Teil des klinischen Studienabschnitts:

  • Allgemeinmedizin,
  • Anästhesiologie,
  • Arbeitsmedizin, Sozialmedizin,
  • Augenheilkunde,
  • Chirurgie,
  • Dermatologie und Venerologie,
  • Frauenheilkunde und Geburtshilfe,
  • Hals-Nasen-Ohrenheilkunde,
  • Humangenetik,
  • Hygiene, Mikrobiologie und Virologie,
  • Innere Medizin,
  • Kinderheilkunde,
  • Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik,
  • Neurologie,
  • Orthopädie,
  • Pathologie,
  • Pharmakologie und Toxikologie,
  • Psychiatrie und Psychotherapie,
  • Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
  • Rechtsmedizin,
  • Urologie sowie ein weiteres
  • Wahlfach

Außerdem sind einige Querschnittsbereiche Inhalt der Klinik, in denen ihr ebenfalls Leistungsnachweise erbringen müsst, um zum zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung zugelassen zu werden. Momentan gibt es davon 14, nämlich

  • Epidemiologie, medizinische Biometrie und medizinische Informatik,
  • Geschichte, Theorie, Ethik der Medizin,
  • Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem, Öffentliches Gesundheitswesen,
  • Infektiologie und Immunologie,
  • Klinisch-pathologische Konferenz,
  • Klinische Umweltmedizin,
  • Medizin des Alterns und des alten Menschen,
  • Notfallmedizin,
  • Klinische Pharmakologie bzw. Pharmakotherapie,
  • Prävention und Gesundheitsförderung,
  • Bildgebende Verfahren, Strahlenbehandlung und Strahlenschutz,
  • Rehabilitation, Physikalische Medizin, Naturheilverfahren,
  • Palliativmedizin sowie
  • seit der letzten Änderung der Approbationsordnung auch der Bereich Schmerzmedizin.

Praxisinhalte in der Klinik

Zwischen dem ersten und zweiten Abschnitt der ärztlichen Prüfung sind vier Monate Famulatur Pflicht. Das praktische Jahr schließt an die Klinik an, findet jedoch erst nach Bestehen der zweiten ärztlichen Prüfung statt. Wie Famulatur und Praktisches Jahr sich gestalten, erfahrt ihr auf der folgenden Seite.

Darüber hinaus finden im klinischen Studienabschnitt Seminare und auch benotete Blockpraktika statt.

Nach dem klinischen Teil

Nachdem ihr Vorlesungen, Klausuren und Praxisphasen hinter euch habt, steht die zweite ärztliche Prüfung bzw. das zweite Staatsexamen bevor. Auch hierzu findet ihr nützliche Infos und Tipps weiter unten.

Die Famulatur und das praktische Jahr sind die beiden großen Etappen des Medizinstudiums, die Studenten nicht nur im Hörsaal verbringen, sondern über längere Zeit Praxisluft schnuppern und wertvolle Erfahrung in ihrem späteren Beruf sammeln.

Die Famulatur im Medizinstudium

Die Famulatur dient dazu, euch in der Praxis mit der Versorgung von Patienten vertraut zu machen. Ihr sollt sowohl Einblicke in den stationären als auch in den ambulanten Bereich gewinnen.

Inzwischen ist daher vorgeschrieben, dass die Famulatur ein Monat in der hausärztlichen Versorgung, einen weiteren Monat in der ambulanten Krankenversorgung sowie die beiden übrigen Monate in einem Krankenhaus oder einer Rehabilitationseinrichtung absolviert werden muss.

Insgesamt dauert die Famulatur also vier Monate. Sie ist in der vorlesungsfreien Zeit zwischen der ersten und zweiten ärztlichen Prüfung zu absolvieren. Um zur zweiten ärztlichen Prüfung zugelassen zu werden, müsst ihr das auch nachweisen.

Das praktische Jahr

Das praktische Jahr findet statt, nachdem ihr eure zweite ärztliche Prüfung bestanden habt und beginnt jeweils Mitte Mai oder im November. Es umfasst 48 Wochen, welche wiederum in drei gleich große Abschnitte à 16 Wochen unterteilt werden.

Davon wird ein Tertial im Bereich Innere Medizin, ein Tertial in der Chirurgie und das übrige Tertial in einem Wahlfach absolviert. Dabei kann es sich um die Allgemeinmedizin oder aber um einen anderen klinisch-praktischen Fachbereich handeln, solange es nicht erneut die Chirurgie oder Innere Medizin ist. Auch die Universitäten machen hier unterschiedliche Vorgaben.

Ihr könnt das praktische Jahr dann in Universitätskliniken oder Lehrkrankenhäusern verbringen. Auch geeignete Lehrpraxen oder andere geeignete Einrichtung der ambulanten Krankenversorgung können mit einbezogen werden. Grundsätzlich entscheidet ihr dies aber nicht auf eigene Faust; stattdessen bedarf es dem Einvernehmen der Universität mit der entsprechenden Gesundheitsbehörde. Zudem muss die jeweilige Einrichtung stets gewährleisten, dass das Logbuch eurer Universität eingehalten wird.

Konkret dient das praktische Jahr dazu, eure inzwischen erworbenen Kenntnisse in einzelnen Krankheitsfällen anzuwenden und zu vertiefen. Hierbei werdet ihr von eurem ausbildenden Arzt angeleitet und auch beaufsichtigt. Das praktische Jahr wird regulär in Vollzeit abgeleistet, kann aber auch in Teilzeit (50% oder 75%) stattfinden. Dann dauert es entsprechend länger. Einen expliziten Urlaubsanspruch gibt es während dieser Zeit nicht; ihr dürft jedoch 30 Fehltage während des praktischen Jahres haben, wovon bis zu 20 in einem der einzelnen Tertiale liegen dürfen.

Habt ihr das praktische Jahr ordnungsgemäß abgeleistet, steht die dritte und letzte ärztliche Prüfung bevor. Mit ihrem Bestehen habt ihr das Staatsexamen in der Tasche und könnt eure Approbation beantragen und als Arzt zugelassen werden.

Neben den üblichen Klausuren während des Studiums erwarten euch im Rahmen des Medizinstudiums auch drei größere ärztliche Prüfungen. Eine gute Neuigkeit gibt es dabei vorab für alle, die jetzt ihr Medizinstudium beginnen: Das gefürchtete „Hammerexamen“ wurde in Zwischenzeit wieder abgeschafft. Dennoch gelten die Staatsexamen nach wie vor als sehr anspruchsvoll.

Erste ärztliche Prüfung

Die erste ärztliche Prüfung erwartet euch nach dem vorklinischen Teil des Medizinstudiums. Beachtet unbedingt, dass ihr für die Zulassung neben euren Leistungsnachweisen auch den Krankenpflegedienst und die Ausbildung in Erster Hilfe absolviert haben und nachweisen müsst.

Ihr werdet dann schriftlich in den vier Themengebieten

  • „Physik für Mediziner und Physiologie“,
  • „Chemie für Mediziner und Biochemie/Molekularbiologie“,
  • „Biologie für Mediziner und Anatomie“ sowie
  • „Grundlagen der Medizinischen Psychologie und der Medizinischen Soziologie“

geprüft.

Diese Prüfungen werden schriftlich abgenommen und erstrecken sich über 2 Prüfungstage, an denen jeweils die ersten bzw. letzten beiden der Themengebiete geprüft werden. Ihr habt dann jeweils 4 Stunden Zeit, Multiple-Choice-Fragen zu beantworten. Davon entfallen je 80 Fragen auf die ersten beiden Themengebiete, 100 Fragen auf Biologie und Anatomie und die restlichen 100 auf „Grundlagen der Medizinischen Psychologie und der Medizinischen Soziologie“. Pro Prüfungstag entspricht das also 160 Fragen in 4 Stunden.

Neben diesem schriftlichen Teil werdet ihr außerdem mündlich in den Fächern Anatomie, Physiologie und Biochemie/Molekularbiologie geprüft. Eine Prüfung dauert hierbei 45 bis 60 Minuten. Es können sowohl fächerübergreifende Fragen als auch praktische Aufgaben vorkommen.

Zweite ärztliche Prüfung

Hierbei handelt es sich um eine schriftliche Prüfung. Sie findet an drei aufeinanderfolgenden Tagen statt und dauert dann jeweils 5 Stunden.

Inhaltlich umfasst die zweite ärztliche Prüfung vor allem fallbezogene Aufgaben, die zu lösen sind. Ihr sollt dadurch zeigen, dass ihr in der Lage seid, eigenverantwortlich mit Patienten zu arbeiten. Die Approbationsordnung sieht daher folgende Prüfungsgegenstände vor:

  • die berufspraktischen Anforderungen an den Arzt,
  • die wichtigsten Krankheitsbilder,
  • fächerübergreifende und
  • problemorientierte Fragestellungen.

Auch in dieser Prüfung sind Multiple-Choice-Fragen zu beantworten, nämlich 320. Näheres dazu, welche Aufgaben euch erwarten, findet ihr in der Approbationsordnung für Ärzte, Anlage 15.

Dritte ärztliche Prüfung

Die dritte und letzte Prüfung ist eine mündlich-praktische. Zuvor wurde sie zusammen mit der zweiten Prüfung absolviert, inzwischen wurden beide Teile gesplittet. Während die zweite ärztliche Prüfung vor dem Praktischen Jahr stattfindet, absolviert ihr die dritte ärztliche Prüfung erst danach. Dazwischen liegen also rund ein Jahr. Studenten wird dadurch etwas Druck genommen, sodass sie sich während des praktischen Jahres intensiver auf das Sammeln klinisch-praktischer Kenntnisse und Erfahrungen konzentrieren.

Diese letzte ärztliche Prüfung erstreckt sich über 2 Tage und dauert jeweils wieder 45 bis 60 Minuten. Euch werden ein oder mehrere Patienten zugewiesen, woraufhin ihr für die Erhebung der Anamnese zuständig seid. Der Fall kann aus den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie oder dem Fachgebiet, in dem ihr eurer Praktisches Jahr verbracht habt, stammen.  Ihr müsst ebenfalls eine Diagnose stellen, eine Prognose treffen und einen Behandlungsplan aufstellen. Den zugehörigen Bericht gebt ihr unmittelbar nach Ablauf der Zeit bei der Prüfungskommission ab. Wichtig sind bei dieser umfassenden Prüfung daher nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch angemessenes Verhalten gegenüber dem Patienten, beispielsweise in Hinblick auf verschiedene Ethnien oder Menschen mit einer unheilbaren Krankheit.

Vor allem, um den sehr hohen NC in Deutschland zu umgehen, zieht es viele angehende Mediziner ins Ausland. Ein Studienplatz ist hier auch mit einem nicht ganz perfekten 1er-Abitur möglich. Stattdessen werden Teilweise kommt auch einfach das Losverfahren zum Einsatz.

Erfahrung sammeln im Auslandsstudium

Ein Auslandsaufenthalt oder gar ein komplettes Auslandsstudium ist immer mit dem Sammeln jeder Menge Erfahrungen verbunden. Das kann nicht nur für das Berufsleben von Vorteil sein, sondern trägt auch zur eigenen Reife und Persönlichkeitsentwicklung bei. Wer erst einmal fest im Berufsleben steht und womöglich schon eine Familie gegründet hat, hat oftmals auch keine Möglichkeit mehr, mal eben für längere Zeit im Ausland zu leben. Diese Erfahrung während des Studiums zu sammeln ist daher in vielerlei Hinsicht sinnvoll.

Studienqualität

Je nachdem, wo ihr euch für ein Medizinstudium im Ausland entscheidet, kann auch die Studienqualität weitaus besser sein als in Deutschland. Zwar ist die Ausbildung hier sehr fundiert, im Ausland sind aber teilweise einfach die Hörsäle leerer oder die Ausstattung der Universitäten hochwertiger. Ihr solltet, bevor ihr euch entscheidet, aber immer die Universitäten in eurer engeren Auswahl genau unter die Lupe nehmen.

Kostenpunkt im Auslandsstudium

Ein großer Minuspunkt für das Auslandsstudium sind die Kosten. Für ein Medizinstudium zahlt ihr mitunter mehrere tausend Euro Studiengebühren pro Semester; in einigen Ländern (z.B. Frankreich) ist das Medizinstudium allerdings auch ohne Studiengebühren möglich.

Außerdem solltet ihr immer beachten, wie hoch die Lebenshaltungskosten in eurem Zielland voraussichtlich sein werden. Zugfahrten oder Flüge, um zwischendurch mal wieder in die Heimat zu reisen, solltet ihr ebenfalls mit einkalkulieren.

Sprachbarriere im Auslandsstudium

Grundsätzlich könnt ihr natürlich in der Landessprache oder auch in Englisch studieren. Deutschsprachige Medizin-Studiengänge sind außerdem natürlich in Ländern wie Österreich möglich. Einige Deutsche lernen auch extra eine neue Sprache, beispielsweise niederländisch. Außerdem gibt es zum Beispiel die Semmelweis-Universität in Ungarn, an der ihr auch auf Deutsch studieren könnt.

Anerkennung

Die Anerkennung des Medizinstudiums im Ausland spielt eine wichtige Rolle, denn die wenigsten deutschen Studenten wollen dauerhaft auswandern, sondern planen stattdessen später wieder in Deutschland als Arzt zu praktizieren.

Grundsätzlich ist das innerhalb der EU und der Schweiz kein Problem. Auch ein Studium außerhalb der EU kann anerkannt werden. Eventuell müssen dafür aber noch zusätzliche Prüfungen abgelegt werden, um sicherzustellen, dass die Ausbildung gleichwertig ist.

Um sicher zu gehen solltet ihr euch immer individuell beraten lassen!

Wechsel vom Ausland nach Deutschland

Weitaus schwieriger ist es, noch während des Studiums wieder nach Deutschland zu wechseln. Meistens streben im Ausland studierende diesen Wechsel nach dem 4. Semester, wenn in Deutschland das Physikum vorbei ist, an. Ihr solltet dabei aber auf jeden Fall vorab klären, ob und wenn ja welche Anteile eures Auslandsstudiums in Deutschland anerkannt werden. Und auch dann ist nicht sicher, ob ihr nahtlos einen Studienplatz in Deutschland bekommt – ihr solltet auch auf diesen Fall vorbereitet sein und ggf. im Ausland weiterstudieren.

Ein Mittelweg bildet das Studium an der Semmelweis-Universität in Ungarn. Hier könnt ihr nach dem vorklinischen Studienabschnitt die Klinik am externen Campus „Asklepios Medical School“ in Hamburg verbringen. Ihr lebt dann in Deutschland, seid aber nach wie vor Student der ungarischen Universität. Allerdings sind auch hier die Studienplätze begrenzt.

Die Chancen auf einen Studienplatz im Fach Humanmedizin stehen relativ schlecht, mehr als 80% der Bewerber gehen regelmäßig leer aus. Nur die besten Abiturienten schaffen es und auch dann häufig erst nach vielen Wartesemestern. Eine alternative zur klassischen Bewerbung mit hohen NC-Hürden ist das Studium an einer privaten Hochschule.

6. Private Hochschulen

Universität Witten/Herdecke (UWH)

Das Studium der Humanmedizin beginnt an der Universität Witten/Herdecke zum Sommer- und Wintersemester. Als Zulassungsvoraussetzung benötigt ihr das Abitur oder einen in NRW als gleichwertig anerkannten Abschluss sowie ein 6-monatiges Pflegepraktikum, welches im Rahmen der Immatrikulation nachgewiesen werden muss. Außerdem setzt die Universität ausdrücklich Kenntnisse über den Studiengang und das Angebot der Hochschule selbst voraus und empfiehlt daher, vorab am Tag der offenen Tür der Uni – dem sogenannten CAMPUStag – teilzunehmen.

Etwa zwei Monate nach eurer Bewerbung erhaltet ihr eine Ablehnung oder eine Einladung zum Auswahlseminar. Dort werdet ihr vor allem anhand persönlicher Gespräche und Gruppenaktivitäten mit anderen Teilnehmern beurteilt (hierfür ist es auch nützlich, beim CAMPUStag gewesen zu sein). Die Entscheidung, ob ihr daraufhin angenommen werden, treffen Gutachter der Universität Witten/Herdecke im Anschluss.

Die Regelstudienzeit beträgt 12 Semester, die Gesamtkosten betragen rund 48.000 € (Stand: 03/15). Die Zahlung der Studienbeiträge kann auf drei Wegen erfolgen:

  • Ihr zahlt sofort, d.h. rund 800 Euro pro Monat
  • Ihr zahlt zur Hälfte sofort, d.h. rund 400 Euro pro Monat; den Rest nach dem Studium
  • Ihr zahlt die gesamten Studiengebühren erst nach dem Studium entsprechend eures Einkommens. Unter einem bestimmten Freibetrag könnt ihr davon befreit werden.

Kassel School Of Medicine (KSM)

Der Studiengang Humanmedizin an der KSM wird zusammen mit der Medizinischen Fakultät der University of Southampton realisiert. Die ersten beiden Studienjahre verbringt ihr daher in England, die Studiengänge 3 – 5 in Deutschland. Ihr erlangt danach einen englischen Studienabschluss (Provisional Registration beim GMC), könnt damit aber auch in Deutschland über eine Teilapprobation als Arzt zugelassen werden. Nach einem weiteren Jahr des sogenannten „Foundation Programmes“ in Kassel könnt ihr die Full Registration beim GMC beantragen, welche euch wiederum in Deutschland zur Vollapprobation berechtigt. Das Foundation Programme ist nicht mehr Teil des Studiums, sondern zählt bereits zur Facharztausbildung, während der ihr klinisch tätig seid.

Um zugelassen zu werden, müsst ihr volljährig sein und ein Abitur mit einem Notenschnitt von mindestens 1,6 bzw. einen gleichwertigen Abschluss besitzen. Alternativ wird auch ein guter oder sehr guter erster Hochschulabschluss berücksichtigt. Zudem müsst ihr einen IELTS-Sprachtest machen oder aber nachweisen, dass ihr in den letzten beiden Schuljahren vor dem Abitur mindestens 11 Notenpunkte in Englisch hattet. Neben Englisch solltet ihr in Chemie oder Biologie im Abitur ebenfalls mindestens mit 11 Punkten abgeschnitten haben. Hinzu kommen ein gutes polizeiliches Führungszeugnis und ein mindestens 8-wöchiges Pflegepraktikum oder vergleichbare Berufserfahrung. Außerdem werden die Ergebnisse eures TMS-Tests und das Motivationsschreiben berücksichtigt.

Die Studiengebühren für das KSM-Studium der Humanmedizin betragen jährlich 12.000 Euro.

Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane

An der MHB startet künftig jährlich zum Sommersemester der Studiengang Humanmedizin mit 46 Studienplätzen. Die Universität ist die erste und bisher einzige Universität in Brandenburg, die Mediziner ausbildet.

Zulassungsvoraussetzungen sind eine Hochschulzugangsberechtigung und ein 6-monatiges Praktikum oder eine abgeschlossene Ausbildung, z.B. als Krankenpfleger. Zudem müsst ihr eurer Bewerbung ein Motivationsschreiben, Lebenslauf, Beleg über die Zahlung einer Bearbeitungsgebühr i.H.v. EUR 150 und eure Beantwortung einer Aufgabenstellung, die jedes Jahr neu gestellt wird, beifügen. Wer diese erste Hürde bestanden hat, wird zum Auswahltag eingeladen. Hier werden sowohl Einzelgespräche als auch sogenannte Multiple Mini-Interviews geführt. Dann erst erfolgt eine endgültige Zusage oder Ablehnung. Es zählen also auch hier weitaus mehr Faktoren, als nur die Abiturnote.

Das Studium kostet 115.000 Euro. Hinzu kommen Sozialbeiträge und Beiträge für das Semesterticket, zusammen rund 166 Euro je Semester.