„Die Niederlande“, wie wir unser Nachbarland hier in Deutschland gern im Plural benennen, trägt offiziell den Namen „Nederland“ (Singular). Fälschlicherweise wird das Land von uns oftmals auch mit dem Namen „Holland“ betitelt. Dieser Name bezieht sich jedoch nur auf den nordwestlichen Teil des Landes, auf die frühere Provinz Holland. Aber genug der schlauen Worte.

Die Niederlande überzeugen nicht nur mit ihrem überraschenden Einzug ins Finale bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Auch das niederländische Studiensystem bietet den in- und ausländischen Studenten im europäischen Vergleich viele Vorteile.

Welche Studienmöglichkeiten bieten sich mir in den Niederlanden?

Die Niederlande haben mit ihrem modernen Bachelor- und Mastersystem derzeit ca. 20.000 deutsche Studenten angelockt. Das Studium bietet Auslandserfahrungen, die bei Arbeitgebern heutzutage immer mehr an Bedeutung gewinnen, und europaweite, problemlose Anerkennung der erlangten Studienabschlüsse.

In den Niederlanden wird genauso wie in Deutschland zwischen Universitäten (WO) und Hochschulen (HBO) unterschieden. Die 14 „Universiteiten“ arbeiten überwiegend theoretisch und wissenschaftlich. Die ca. 40 „Hogescholen“ arbeiten dagegen stark praxisbezogen. Den Bachelorabschluss erreicht man hier allerdings auch erst nach 4 Jahren.

Was ist das Besondere an einem Studium in den Niederlanden?

Das Besondere an einem Studium in den Niederlanden sind u.a. die Aufnahmekriterien. Es gibt hier nur wenige Studiengänge, die durch einen NC beschränkt sind. Zu den beschränkten Studienfächern gehören z.B. Medizin und Physiotherapie. Das Auswahlverfahren in diesen stark überlaufenden Bereichen bestimmt jedoch nicht die Note, in den Niederlanden wird stattdessen über ein notenunabhängiges Losverfahren (numerus fixus) über die Vergabe der Studienplätze entschieden. Es herrscht somit Chancengleichheit zwischen den Studienbewerbern.

Eine weitere Besonderheit des niederländischen Studiensystems zeigt sich im Vergleich der Studienangebote. Die Bereiche Physiotherapie, Ergotherapie, Krankenpflege oder Logopädie werden in Deutschland überwiegend als Ausbildungen an kostenpflichtigen Berufsfachschulen angeboten. In den Niederlanden werden diese Bereiche jedoch auf Hochschulniveau unterrichtet. Die Niederlande bieten außerdem auch insgesamt ein viel breiter gefächertes Studienangebot als Deutschland. So werden beispielsweise auch Studiengänge im Bereich Pferdemanagement angeboten und solche, die auf den Beruf der Hebamme vorbereiten.

Ein weiterer Vorteil eines Studiums in den Niederlanden ist der so genannte „problembezogene Unterricht“ („probleemgestuurd onderwijs“), eine Lernform, bei der in kleinen Lerngruppen an konkreten Fällen unterrichtet wird. Dieses Lernen bietet einen großen Praxisbezug und eine hohe Identifikation der Studenten mit dem Lernstoff.

Neben der Spitzenstellung des niederländischen Studiensystems in Europa bietet unser Nachbarland eine sehr gute Betreuung der einzelnen Studenten durch ihre Dozenten und eine gute personelle und technische Ausstattung der Bildungseinrichtungen.

Der Unterricht findet mittlerweile nicht nur in Niederländisch, sondern oftmals auch in Englisch oder Deutsch statt. Für ausländische Studienbewerber bieten die Niederlande vor Semesterbeginn 5-8-wöchige Sprachkurse an, die helfen die holländische Sprache zu erlernen.

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen um in den Niederlanden studieren zu können?

Die einzige Voraussetzung um ein Studium in den Niederlanden beginnen zu können ist das deutsche Abitur. Das Bewerbungsverfahren auf einen Studienplatz verläuft landeszentral unter: www.studielink.nl.

Wie teuer ist ein Studium in den Niederlanden?

Seit dem 01.September 2010 bekommen die Niederländischen Hochschulen keine Landesmittel mehr für Studierende, die ihren Erstwohnsitz nicht in folgenden (Bundes-) Ländern haben:

  • Niederlande
  • Belgien
  • Luxemburg
  • Nordrhein-Westfalen
  • Niedersachsen
  • Bremen

Studierende, die ihren Erstwohnsitz in einem der o.g. (Bundes-) Länder haben, zahlen in den Niederlanden eine festgelegte Studiengebühr von derzeit 1672 € pro Jahr.

Studierende, die ihren Erstwohnsitz nicht in einem dieser (Bundes-) Länder haben, müssen ein so genanntes „instellingscollegegeld“ bezahlen, dessen Höhe von der jeweiligen Hochschule individuell festgelegt wird und die Studiengebühren oftmals um Weiten übersteigt.

Unser Tipp: Bei einem Auslandsstudium in den Niederlanden ist es von Vorteil, den Erstwohnsitz in das Studienland zu verlegen. Wenn du eine Wohnung in den Niederlanden gefunden hast, melde dich am besten innerhalb der nächsten 5 Tage bei deiner Gemeinde und lasse dich dort kostenlos bei der GBA („Gemeentelijke Basis Administratie“) als Einwohner registrieren. Als Unterlagen benötigst du dafür deinen gültigen Personalausweis, deinen Mietvertrag und eine internationale Geburtsurkunde.

Wenn das Umsiedeln in die Niederlande ein Problem darstellen sollte, kannst du auch in eines der oben aufgelisteten (Bundes-) Länder ziehen und dort deinen Erstwohnsitz melden.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es für ein Auslandsstudium in den Niederlanden?

In den Niederlanden sind die Lebenshaltungskosten ähnlich hoch wie in Deutschland. Studenten werden aber auch hier nicht mit den Studien- und Alltagskosten allein gelassen. Den Studenten steht die Möglichkeit offen sich den gesamten Studienzeitraum von deutschem BAföG unterstützen zu lassen. Dieses wird jedoch, wie auch bei einem Studium in Deutschland, abhängig von dem Einkommen der Eltern berechnet.

Das BAföG sieht derzeit folgende Leistungen für ein Auslandsstudium vor:

  • Unterstützung zum Lebensunterhalt
  • Übernahme der ausländischen Studiengebühren von bis zu 4.600 Euro für max. 1 Jahr
  • Einmal im Jahr eine Hin- und Rückreise (pauschal 250 €)
  • Zuschlag zu evtl. Zusatzkosten für die Krankenversicherung

Unser Tipp: Wer in Deutschland keinen Anspruch auf BAföG hat, sollte trotzdem einen Antrag auf Ausbildungsförderung im Ausland stellen. Die höheren Förderungssätze bei einem Auslandsstudium können dazu führen, dass auch diejenigen Studenten gefördert werden können, die im Inland wegen der Höhe des Einkommens ihrer Eltern keine Förderung erhalten würden.

Deinen Antrag auf Ausbildungsförderung solltest du mindestens sechs Monate vor Beginn des geplanten Auslandsaufenthalts beim zuständigen BAföG-Amt stellen. Das zuständige Amt für dein Auslandsstudium in den Niederlanden ist:

Region Hannover
Fachbereich Schulen – Ausbildungsförderung
Hildesheimer Straße 20
30169 Hannover

Tel.: 0511 / 616 -22252; -22253
Fax: 0511/ 616 – 1123205
E-Mail: bafoeg@region-hannover.de
Internet: http://www.bafoeg-region-hannover.de

Alternativen zum BAföG sind Stipendien aus Deutschland oder eine Förderung durch die niederländische Regierung. Das Basisstipendium („Prestatiebeurs“) für Studenten, die nicht bei ihren Eltern wohnen, wird elternunabhängig berechnet und beträgt derzeit 266 € im Monat. Er muss erst nach Ende des Studiums zurückgezahlt werden. Gefördert werden Studenten, die

  • bei Studienbeginn nicht älter als 29 Jahre sind
  • einen Nebenjob von mindestens 32 Stunden im Monat nachweisen können
  • ein Bankkonto in den Niederlanden besitzen
  • eine Sofi-/BSN-Nummer beantragen

Das Aufstockungsstipendium („Aanvullende beurs“) wird elternabhängig berechnet und beträgt im Jahr maximal zusätzliche 239 € für Studenten mit gesetzlicher Krankenversicherung.

Studenten in den Niederlanden haben ebenfalls die Möglichkeit das Studium mit Hilfe eines Studiendarlehens zu finanzieren. Der zu zahlende Zinnsatz richtet sich dabei immer nach dem Zinssatz im Oktober des Vorjahres. Derzeit liegt er bei 2,39 %. Das Darlehen muss am Ende des Studiums zurückgezahlt werden.

Was gibt es sonst noch zu wissen über ein Auslandsstudium in den Niederlanden?

In den Niederlanden besteht, wie auch in vielen anderen Ländern, eine Versicherungspflicht für Studenten. Wenn du in Deutschland versichert bist solltest du dich bei deiner Versicherung erkundigen, ob du auch bei einem Auslandsaufenthalt in den Niederlanden Anspruch auf die angegebenen Leistungen hast. Dafür lässt du dir einen „Anspruchsnachweis“ von deiner deutschen Versicherung ausstellen. Als privat versicherter Student musst du ebenfalls mit deiner Versicherung klären, ob und für wie lange ein Auslandsschutz besteht.

Wenn du dich dazu entschließt einer Krankenversicherung in den Niederlanden abzuschließen, gibt es auch hier Angebote für einen günstigen Versicherungsschutz. Beispiele hierfür sind die Stiftung Studentengesundheitsfürsorge (SSGZ – „Stichting Studentengezondheidszorg“) oder der International Student Insurance Service (ISIS), der eine Versicherung für einen Zeitraum von maximal eineinhalb Jahren anbietet.