Das klassische französische Hochschulsystem unterscheidet sich relativ stark von dem deutschen. Anders als in Deutschland unterscheidet man in Frankreich nicht zwischen Universitäten und Hochschulen, sondern zwischen staatlichen und privaten, universitären und außeruniversitären Hochschulen. Das klassische Hochschulsystem besteht in Frankreich noch neben dem reformierten Hochschulsystem fort. Mittlerweile haben jedoch über 90 % der Hochschulen auf das Bachelor-/ Master-System umgestellt. Im Folgenden wollen wir euch die wichtigsten Einrichtungen und Abschlüsse näher vorstellen.
Welches sind die wichtigsten Hochschuleinrichtungen Frankreichs?
Die wichtigsten Hochschuleinrichtungen Frankreichs sind die Universités, die Grandes Ecoles, die Instituts Universitaires. Die Universités und die Instituts Universitaires sind staatliche Hochschuleinrichtungen.
Die Universités werden in 3 große Fachbereiche (UFR) unterteilt: Rechts-, Wirtschafts-, Politikwissenschaften und Verwaltung (faculté de droit, sciences politiques, économie et administration), Geistes- und Sozialwissenschaften (faculté des lettres, arts et sciences humaines) und Human- und Zahmedizin, Pharmazie, Sportwissenschaften, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften (faculté des sciences et technologies). Darüber hinaus gibt es einige spezielle Studiengänge, wie zum Beispiel Medizin, Architektur und Kunst.
Bei den Instituts Universitaires wird nochmals zwischen den Instituts Universitaires de Technologie (IUT) und den Instituts Universitaires Professionnalisées (IUP) unterschieden. An den IUT kann ein Kurzstudium (filières courtes) innerhalb von 2 Jahren absolviert werden, was jedoch kein vollwertiges Studium, sondern eher eine Ausbildung darstellt. Aufgrund des nahen Praxisbezugs und den vielen Praktika ist diese Ausbildung in Frankreich sehr beliebt. Die IUP hingegen sind vergleichbar mit den deutschen Fachhochschulen. Die IUP bieten spezifische Studiengänge im kaufmännischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereich an. Das Studium (filières longues) dauert ungefähr 3 Jahre und wird mit dem master oder der maîtrise abgeschlossen. Voraussetzung für das Studium an einer IUP ist neben einer Aufnahmeprüfung der erfolgreiche Abschluss des ersten Studienjahrs (klassisches System), bzw. der ersten beiden Studienjahre (reformiertes System).
Die Ausbildung an den Grandes Ecoles ist in Frankreich aufgrund der Praxisorientierung hoch angesehen. Sie gehören zu den außeruniversitären Einrichtungen und sind auf eine oder wenige Fachrichtungen in Geistes-, Natur-, Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften spezialisiert. Die Zulassungsvoraussetzungen sind aufgrund der Eigenständigkeit der Grandes Ecoles unterschiedlich. Manche verlangen lediglich das Abitur, andere die Vorbereitung in speziellen Kursen (classes préparatoires) und wieder andere verlangen den Abschluss des Grundstudiums an einer Universität. Darüber können die Bewerber einer Eignungsprüfung unterzogen und die bisherigen Leistungen und die Motivation des Bewerbers durch einen Ausschuss bewertet werden.
In welche Abschnitte ist das Studium in Frankreich unterteilt?
Bei der Unterteilung des Studiums kommt es darauf an, ob die Hochschule bereits reformiert wurde, oder nicht. Reformierte Hochschulen sind in die Abschnitte licence, master und doctorat eingeteilt. Die licence entspricht dem deutschen Bachelor und dauert 3 Jahre. Der master entspricht ebenfalls dem deutschen Master und dauert 2 Jahre und der doctorat entspricht unserer Promotion und dauert nochmals 3 Jahre. An den nicht reformierten Hochschulen ist das Studium in den 1er cycle, den 2ème cycle und den 3ème cycle aufgeteilt. Der 1er cycle entspricht dem deutschen Grundstudium und dauert 2 Jahre. Nach erfolgreichem Abschluss des 1er cycle erhält man das DEUG (diplôme d’études universitaires générales), das mit der deutschen Zwischenprüfung oder dem Vordiplom vergleichbar ist. Der 2ème cycle dauert ebenfalls 2 Jahre und dient der Spezialisierung und Vertiefung. Nach dem ersten Jahr des 2ème cycle erwirbt man eine licence, nach dem zweiten die maîtrise, welche ein akademischer Grad ist, der dem deutschen Magister bzw. Diplom entspricht. Der 3ème cycle ist ein Aufbaustudiengang mit eigenen Abschlüssen. Erst nach Abschluss des 3ème cycle könnt ihr dann das doctorat absolvieren um zu promovieren.
Was kostet das Studium in Frankreich?
An den staatlichen Hochschuleinrichtungen (Universités und Instituts Universitaires) gibt es keine Studiengebühren. Hier wird, wie auch in Deutschland, eine Immatrikulationsgebühr zwischen 150 und 400 € pro Jahr fällig. Kostspieliger ist das Studium dagegen an den Grandes Ecoles. Hier müssen Studiengebühren von 1500 bis zu 8000 € pro Jahr entrichtet werden.
Welche Kosten kommen darüber hinaus auf mich zu?
Bei einem Studium in Frankreich solltet ihr bedenken, dass das Wohnen in Frankreich unter Umständen recht teuer werden kann. Am günstigsten wohnt ihr in den Studentenwohnheimen, in denen ein Zimmer ungefähr ab 150 € im Monat zu haben ist. Die Studentenwohnheime sind jedoch schon sehr früh belegt, sodass ihr euch am besten schon im Frühjahr bewerben solltet. Für Studentenwohnheime gibt es spezielle Wohnungsvermittlungsstellen. Die meisten Studenten sind Mitglied in der CROUS (französische Form des Studentenwerks). Weitere Vermittlungsstellen sind AGEM, CUB, FDELSS, MUL, Nantes, OCASE, PLUS, UFJT, ULEL, UNEL und UTEL. An die Vermittlung werden teilweise Bedingungen geknüpft, wie beispielsweise die Entrichtung einer geringen Beitragsgebühr.
Eine private Wohnung zu bekommen ist in Frankreich relativ schwierig. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass eine Wohnung in Frankreich, insbesondere in Paris, bei höherem Mietpreis vergleichsweise klein und schlechter ausgestattet ist, als in Deutschland.
Erkundigt euch, ob ein Stipendium, Auslands- BAföG oder auch ein Bildungskredit für die Finanzierung für euch in Frage kommen könnten.
Wie und wo kann ich mich für ein Auslandsstudium in Frankreich bewerben?
In der Regel erfolgt die Einschreibung direkt bei der gewählten Hochschule. Für Bewerbungen für die Fachrichtungen Medizin, Pharmazie und Zahnmedizin im Großraum Paris sind die französische Botschaft bzw. die französischen Kulturinstitute zuständig.
Erkundigt euch bei der jeweiligen Hochschule nach den Zulassungskriterien. In jedem Fall benötigt ihr eine Übersetzung eures Abiturzeugnisses und gegebenenfalls der bisherigen Studienleistungen. Außerdem müsst ihr eure Sprachkenntnisse nachweisen. An manchen Schulen genügt der mindestens befriedigende Abschluss eines Abitur- Leistungskurs in Französisch. Meistens müsst ihr jedoch den Sprachtest DELF/ DALF bestehen. Dieser kann bei Nichtbestehen beliebig oft wiederholt werden.
Wie werden meine Studienleistungen in Deutschland anerkannt?
Wichtig ist, dass ihr euch bereits vor eurer Abreise nach Frankreich an eurer deutschen Uni erkundigt, welche Leistungen nach eurer Rückkehr anerkannt werden. Bei Bachelor-/ Masterstudiengängen erfolgt die Anrechnung über das ECTS (European Credit Transfer System) relativ problemlos. Am einfachsten ist die Anrechnung für euch, wenn ihr in einem Sokrates- bzw. Erasmusprogramm seid, da hier das Programm fest vorgeschrieben ist.
Was muss ich über Visum und Krankenversicherung wissen?
Die Einreise in Frankreich funktioniert für alle EU- Bürger problemlos mit dem Personalausweis oder dem Reisepass. Ausländer, die legal in Deutschland leben und einen Pass besitzen, müssen bei einem Aufenthalt über 3 Monate ein Visum (für Daueraufenthalt: 99 €) beantragen.
Zur Einschreibung an einer französischen Hochschule benötigt ihr den Nachweis über die Versicherung in einer deutschen Krankenkasse (Europäische Krankenversicherungskarte) oder die Mitgliedschaft in der studentischen Sozialversicherung Frankreichs (régime étudiant de la sécurité sociale). Der Mitgliedsbeitrag beträgt derzeit 195 € pro Jahr.